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Von der Harley zur Oldtimer-Ducati

Udo Stenkewitz freut sich auf ein Jubiläum: 50 Jahre Rundstreckenrennen in Riesa.

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© Sebastian Schultz

Von Christian Kluge

Riesa. Udo Stenkewitz sitzt entspannt im Schatten seiner Sitzgruppe im heimischen Garten in Nünchritz – mit Blick auf seine zwei Ducati-Motorräder und die MV Agusta, die er alle für den SZ-Termin aus der Garage geholt hat. „Die Agusta ist schon sehr selten im Osten“, erzählt der 67-jährige Rentner. „Da kriegt man keine Ersatzteile mehr.“

Aber warum hat sich Stenkewitz so einen Oldtimer – Baujahr 1972 - überhaupt angeschafft? Schließlich hatte er vorher mit zwei großen Harley-Davidson-Motorrädern aktuelle und gute Modelle am Start. „Die sind mir irgendwann zu schwer geworden. Vorher habe ich mit meiner Frau damit schöne Touren nach Südtirol oder auch nach Südfrankreich gemacht.“ Bis der Nünchritzer dann auf den Trichter mit den Oldtimern kam. „An denen ist immer was zu schrauben“, erzählt Stenkewitz. Damit ist auch sein Winter-Hobby auf den Punkt gebracht. Denn im Frühjahr, da müssen die alten Renner bei ersten Testfahrten schon fit sein, sonst ist die Saison gefährdet.

„Eigentlich bin ich durch einen Zufall zum Oldtimer-Rennsport gekommen“, erinnert sich Stenkewitz, der Schatzmeister des Riesaer Oldtimerrennsport e.V. ist, an die Anfänge. Das war vor 18 Jahren, als er für 2 000 D-Mark „einen Schrotthaufen“ gekauft hat, wie er zugibt. Das war die MV Agusta, die er in Balingen auf der Schwäbischen Alb erstanden hat. Erst vier Jahre später fing Stenkewitz an, den „Schrotthaufen“ wieder aufzubauen. Und die Probleme ließen nicht lange auf sich warten. „Das sollte eigentlich mein Straßenmotorrad werden. Aber es lief nicht richtig, immer nur auf einem statt auf zwei Zylindern. Dann habe ich alles abgebaut, was nicht nötig ist, also Licht, Blinker und anderes. Dann lief sie“, lächelt der 67-Jährige.

Im normalen Straßenverkehr konnte er damit natürlich nicht mehr fahren. Aber eben bei solchen Veranstaltungen wie dem Weidaer Dreieck, wo die Strecke abgesperrt ist. Dennoch dauerte es bis 2014, bis Stenkewitz erstmals seine MV Agusta beim Bergrennen in Zschopau an den Start brachte.

Immer dabei ist seine Frau Anita Graf. Und inzwischen muss sich der Nünchritzer gut überlegen, welchen Renner er überhaupt einpackt für die zahlreichen Veranstaltungen, die von Frühjahr bis Herbst über die Bühne gehen. Denn neben der MV Agusta hat Udo Stenkewitz inzwischen auch noch zwei Ducati-Oldtimer wieder aufgebaut – und in seinem Auto kann er nur zwei Motorräder mitnehmen.

Die beiden italienischen Renner sind übrigens noch älter als die MV Agusta. Die Maschine mit 175 ccm ist Baujahr 1959 und hat schon Classic-GP-Läufe erlebt, unter anderem auf dem Salzburgring. „Da ist noch der Originalmotor drin“, freut sich Stenkewitz. Die andere wurde 1970 gebaut, hat ein paar Kilogramm und ein paar PS mehr. Sieht aber genauso rot und schnittig aus. – Und so tourt Udo Stenkewitz nun mit seinen Oldtimern im Transporter und Wohnwagen gemeinsam mit seiner Frau Anita zu vielen Classic-Motorsportveranstaltungen. Beispielsweise im Juni dieses Jahres nach Südtirol zum 18. Internationalen Bergpreis für Oldtimer in Nals/Sirmian. „Das ist quasi auch unser Urlaub“, sagt Anita Graf, denn dort bleiben die beiden Nünchritzer auch gern mal eine Woche.

Wer nun denkt, mit Oldtimer-Motorrädern so ein paar kleine Rennen zu fahren, das ist ja ein Klacks, den belehrt Stenkewitz eines Besseren. „Klar muss ich mich fit halten. Die Rennen gehen über viermal 20 Minuten und das schlaucht ganz schön. Krafttraining mache ich dafür an Geräten bei mir im Keller. Und auf dem Rennrad bin ich jedes Jahr auch über 2 000 Kilometer unterwegs.“

Wenn der Nünchritzer nicht zu Oldtimer-Veranstaltungen fährt oder trainiert, kümmert er sich um seinen Verein, der derzeit 21 Mitglieder hat und auf weitere hofft. „Der Beitrag beträgt nur 20 Euro im Jahr. Wir haben im Oldtimer-Sport leider ein Nachwuchsproblem. Viele Fahrer sind schon über 70 Jahre alt.“

Deswegen soll die Jubiläumsauflage des Riesaer Rundstreckenrennens Ende August neue Mitglieder für diesen schönen Oldtimer-Rennsport begeistern. Wichtig dabei beim Weidaer Dreieck: Die teilnehmenden Motorräder dürfen höchstens Baujahr 1985 oder älter sein – die Fahrer gern auch viel jünger. Mehr als 200 Starter verkraftet die Organisation allerdings nicht.

www.riesaer-oldtimerrennsport.de