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Vom Wohnheim zum Gästehaus

Der Landkreis baut die Unterkunft am Backofenfelsen in Freital Stück für Stück um – mit einem klaren Ziel.

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© Andreas Weihs

Von Tobias Winzer

Freital. Einzelzimmer statt Doppelbetten, Klubräume und Chill-Out-Zimmer statt trister Flure und selbst gekochtes Abendessen statt Speisen aus der Assiette. Mit diesen drei Beispielen lässt sich der Wandel, den die landkreiseigene Unterkunft am Backofenfelsen in Freital in den vergangenen Jahren durchlebt hat, gut beschreiben. Zu DDR-Zeiten hausten hier bis zu 400 Arbeiter. Jetzt sind es noch 150. „Wir wollen kein Wohnheim sein, sondern ein Gästehaus“, beschreibt Gunter Giese die Ausrichtung der Unterkunft. Er arbeitet für die kreiseigene Entwicklungsgesellschaft KEG und ist verantwortlich für das Objekt an der Tharandter Straße am Ortausgang Freitals.

Giese und seine Chefin Jana Thiele, die KEG-Geschäftsführerin, stehen im neuen Schmuckstück des Hauses. Am Kopf des länglichen Gebäudes sind in der ersten und zweite Etage zwei Wohngemeinschaften neu entstanden. In drei Zwei-Bett-Zimmern und einem Ein-Bett-Zimmer haben hier insgesamt sieben Personen Platz. Es gibt zwei Bäder und eine Küche. Alles ist auf dem neuesten technischen Stand. Die Arbeiten hier sind in den letzten Zügen.

Außerdem wurden in diesem Sommer einige Mängel beim Brandschutz beseitigt sowie ein Klubraum und eine Chill-Out-Zone mit Sitzsäcken, einem Sofa und Fernseher geschaffen.

Seit der Übernahme des Gästehauses durch die KEG wurden bereits der Blitzschutz und die Fassade des Hauses erneuert. Bislang wurden bereits etwa 750 000 Euro investiert. Der vorherige Betreiber, der Verein der Freunde des Beruflichen Schulzentrums Freital, musste den Pachtvertrag vorzeitig beenden. Andernfalls drohte dem Verein die Insolvenz. Die KEG sprang damals ein.

„Es geht darum, auch in Zukunft zeitgemäße und bedarfsgerechte Zimmer anzubieten“, sagt Gästehaus-Leiter Giese. Denn die Hauptkundschaft, die Lehrlinge und Studenten des Freitaler Berufsschulzentrums (BSZ), können sich frei entscheiden, wo sich während ihrer Zeit am BSZ übernachten wollen. Um im Wettbewerb bestehen zu können, muss etwas getan werden. Zugleich fordern auch immer mehr Ausbildungsbetriebe, dass ihre Lehrlinge gut untergebracht werden. Sie bezahlen ihnen sogar die Unterkunft. „Es gibt Ausbildungsbetriebe, die verlangen regelrecht ein Einzelzimmer, weil sie das ihren Azubis so zugesichert haben“, sagt Giese.

Die Lehrlinge und Azubis des BSZ machen derzeit rund 80 Prozent der Gäste aus. Manche von ihnen bleiben nur tageweise in der Unterkunft. Manche wiederum verbringen ganze Wochen am Stück in der Herberge. Für solche Dauergäste sind die neu geschaffenen WGs gedacht. Dank der Einbauküche können sich die Schüler auch am Wochenende selbst versorgen, denn dann wird zwar das Frühstück, aber kein Abendessen angeboten. Den Rest der Gäste machen Urlauber, Vereine oder Geburtstagsrunden aus. „Wir können uns auch vorstellen, die neuen WGs anderweitig zu vermieten“, sagt KEG-Chefin Thiele. „Warum sollen die Zimmer während der Ferien im Sommer leerstehen?“

In den kommenden Jahren soll das Haus weiter umgebaut werden – Stück für Stück. „Unser Ziel ist es, auch die anderen Zimmer nach und nach umzugestalten“, sagt Thiele. „Aber nach diesem Sommer werden wir im kommenden Jahr erst einmal eine Verschnaufpause einlegen.“