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Vom Nagel bis zum Hammer – alles Eigenbau

Martin Bühler aus Oberseifersdorf hat schon viele Umgebindehäuser saniert. Er arbeitet dabei wie vor 100 Jahren üblich.

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© Rafael Sampedro

Von Holger Gutte

Oberseifersdorf. Er hat’s noch drauf. So wie vor über 100 Jahren könnte Martin Bühler auch heute noch ein Oberlausitzer Umgebindehaus bauen. Die Bauweise hat es ihm angetan. Dabei hat der gelernte Zimmermann erst 1995 die Oberlausitz kennengelernt, als er, wie nach altem Zunftbrauch üblich, auf traditioneller Wanderschaft unterwegs war. Genau hier wollte er bleiben, obwohl ihn seine vierjährige Wanderschaft nicht nur quer durchs Land, sondern auch nach Frankreich, die Niederlande, die Schweiz, nach Dänemark und Polen, ja sogar bis in die USA und Kanada führte. 1997 hatte er dann in Oberseifersdorf die Zimmerei Bühler in der Hauptstraße 114 gegründet. „Ich komme eigentlich aus Heidelberg“, sagt der 57-Jährige. Längst fühlt er sich aber in der Oberlausitz heimisch. Fährt hier gern Rad, spielt Tischtennis im Ort und ist Gemeinderat.

An die 200 Umgebindehäuser sind es bestimmt gewesen, die er seither mit seiner Handwerkskunst mit erhalten hat, schätzt er heute ein. Manchmal sind es größere Aufträge gewesen, manchmal auch nur kleine Details, auf die jetzt aber wieder mehr Wert von den Hausbesitzern gelegt wird. Martin Bühler bezeichnet die Bauweise als kleine Herausforderung. Und genau darin hat er für sich nach seinen Wanderschaftsjahren den Reiz gesehen.

Logisch, dass er mit seiner Familie in Oberseifersdorf in einem Umgebindehaus wohnt. Und das hat er selbstverständlich auch saniert. „Im eigenen Haus wollte ich natürlich erst recht möglichst viel erhalten“, sagt er. Neue Ständer hat er am Haus eingesetzt und unter anderem die alte Blockstube aufgearbeitet. Dort, wo Fenster ersetzt werden mussten, hat er sie originalgetreu nachgebaut, wie so vieles am und im Haus.

Die Dielung in seinem Haus stammt beispielsweise aus einer alten Fabrik in Neugersdorf. „Die habe ich mir wieder aufgearbeitet“, erzählt der 57-Jährige. Er kennt sein Haus buchstäblich in- und auswendig. Weil zwischen einigen Balken auch die typischen Stroh-Lehmgemisch-Füllungen ersetzt werden musste, hat er auch diese selbst wieder eingebaut. „Den Lehm dafür habe ich aus dem Garten genommen“, schildert Martin Bühler. Es dauerte zwar einige Zeit, bis er das richtige Mischungsverhältnis rausbekam, aber dann war er zufrieden mit dem Ergebnis.

Selbst die typischen Holznägel der Umgebindehäuser, die aus den Balken herausragen, haben Martin Bühler und seine Mitarbeiter oft herkömmlich hergestellt. „Die werden eigentlich mit einer Stoßaxt gespalten, aber heute mittlerweile auch schon maschinell hergestellt“, sagt er. Sogar den speziellen Holzhammer, der zum Einschlagen der Holznägel nötig ist, hat sich Martin Bühler selbst gebaut.

Aus gesundheitlichen Gründen hat er 2008 zwar seine Firma an Markus Pohl abgegeben, ganz loslassen von der Holzbearbeitung kann er dennoch nicht. Momentan baut er für die Familie wieder ein paar Möbel. Ansonsten widmet er sich schon seit ein paar Jahren einer speziellen umweltbewussten Hausdämmart.

Ob mit dem Auto oder oft auch mit dem Rad, wenn Martin Bühler so durch die Dörfer der Oberlausitz fährt, schaut er bewusst auf die Umgebindehäuser, an denen er oder seine Kollegen schon mal mit Hand angelegt haben. An eine seiner ersten Baustellen in Schlegel kann er sich noch ganz gut erinnern. „Als wir dort angefangen hatten, die ersten Balken auszutauschen, waren wir am Ende bis zur Bodenplatte gekommen“, erzählt der Zimmerer.

Martin Bühler findet es gut, dass sich mittlerweile wieder mehr Leute für das Wohnen in einem Umgebindehaus begeistern können. Leerstehende Häuser gibt es ja noch reichlich. Aber er gibt auch zu: „Man kann nicht alles erhalten. Für einige ist es schon zu spät. Und leider wurde manches Umgebindehaus früher auch falsch saniert“, sagt er.