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Vom Elektriker zum Allrounder

Mike Isendahl aus Leisnig hat zur Wendezeit umgeschult. Heute sind seine Dienstleistungen in ganz Deutschland gefragt.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Leisnig. Die Hausfrau, die in der Kittelschürze und mit Lockenwicklern im Haar im Hausflur stand, das Pärchen, das nach diversen Spielen die Handschellen nicht mehr aufbekam und der Mann, der im Schlafanzug vier Stunden lang auf der Toilette ausharrte, weil sich das Schloss verklemmt hatte – das sind Erlebnisse, über die Mike Isendahl heute noch schmunzeln muss. Immer wurde er gerufen, um die Schlösser zu öffnen. Denn vor 25 Jahren hat er an der Kirchstraße in Leisnig einen Schuh- und Schlüsseldienst eröffnet, obwohl er eigentlich den Beruf des Elektrikers gelernt hatte.

Aber der sei zur Wendezeit nicht lukrativ gewesen, meint der heute 45-Jährige. Deshalb habe er umgeschult und sich in den vergangenen Jahren immer weiter qualifiziert. Anfangs war seine Firma ein Franchise-Unternehmen des Nikki Schuh- und Schlüsselexpress. „Das habe ich aber nach zwei Jahren aufgegeben und selbstständig weitergemacht“, so Isendahl.

Mit einfachen Handschlüsselmaschinen habe er angefangen. Heute stehen in dem Geschäft moderne, computergesteuerte Maschinen. Im Laufe der Jahre wurde der Schlüssel- und Notdienst um Sicherheitstechnik und Alarmanlagen für Fenster und Türen erweitert. Unternehmen, Wohnungs- und Hausverwaltungen in ganz Deutschland gehören zu seinen Stammkunden. Ein Briefkastenschloss war sein bisher kleinster Auftrag, eine Schließanlage für 200 Türen in einem Pflegeheim im Ruhrgebiet der größte. Im Bereich der Anfertigung von Autoschlüsseln sei er in der Region Leipzig, Chemnitz und Dresden führend, meint der Leisniger.

Im Gegensatz zum Schlüsseldienst entwickelt sich die Schuhreparatur etwas rückläufig. „Vor allem junge Leute neigen zum Wegwerfen der Schuhe, statt sie reparieren zu lassen“, begründet Isendahl.

Sein Geschäft hat aber noch weitere Standbeine. Auch bei den Gravuren hat er mit Handmaschinen begonnen, die inzwischen durch CNC-gesteuerte Maschinen ersetzt wurden. Vom Klingelschild bis zum großen Firmenschild kann alles gestaltet werden.

Im vorderen Teil des Ladens sind Geschenkartikel, erzgebirgische Holzkunst und modische Accessoires zu finden. Auch ein Paketshop ist integriert. Diesen Bereich hat er vor zwei Jahren von seiner Mutter Christine Isendahl übernommen. Aber trotz des umfangreichen Services sagt Mike Isendahl: „Ohne das Internet würde es nicht mehr gehen.“ Darüber wickelt er etwa 20 Prozent seiner Geschäfte ab. „Tendenz steigend.“