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Vom Asylbewerberheim zum Swingerclub?

Die Flüchtlinge ziehen bald aus dem ehemaligen Hotel Saxonia aus. Jetzt sucht der Eigentümer eine Nachnutzung.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Die Riesaer Asylbewerberunterkunft im ehemaligen Hotel Saxonia wird bis Ende Mai geräumt. Derzeit leben noch etwa 40 Personen in der Einrichtung in Sichtweite des Bahnhofs. Die Bewohner ziehen laut dem Landratsamt bereits jetzt schon nach und nach aus. „Sie werden auf unterschiedlichste Unterkünfte im Landkreis verteilt ein. Unter anderem in Riesa und Radebeul“, so Sprecherin Kerstin Thöns. Dabei endet der Mietvertrag mit dem Eigentümer der Immobilie erst Ende November. Der Vertrag mit dem Betreiber laufe aber bereits wie vorgesehen zum 22. Mai aus. Eine Verlängerung sei nicht nötig. Die vorhandenen Kapazitäten im Landkreis reichten aus: „Somit wird das Objekt nicht weiter zur Unterbringung von Asylbewerbern benötigt“, sagt Kerstin Thöns.

Die Zukunft des Gebäudes könnte in einem Swingerclub – wie hier in Bischoffswerda – liegen.
Die Zukunft des Gebäudes könnte in einem Swingerclub – wie hier in Bischoffswerda – liegen. © Martin Voigt

Der Eigentümer des ehemaligen Hotels macht sich bereits Gedanken, wie es weitergehen könnte, nachdem die Flüchtlinge ausgezogen sind. „Am liebsten hätte ich eine soziale Nutzung. Deswegen will ich das Gebäude der Stadt und den Elblandschwestern anbieten“, erklärt Paul Kugler. Da die Stadt seit Jahren auf der Suche nach einem neuen Obdachlosenheim ist, könnte das eine gute Gelegenheit sein, aus dem maroden Heim an der Klötzerstraße auszuziehen. Auf die Elblandschwestern ist Kugler aufmerksam geworden, weil das Pflegeunternehmen vor rund einem Jahr gegenüber eine Tagespflege eröffnet hat. Und wenn das nichts wird? „Dann suche ich einen Betreiber für einen Swingerclub“, sagt Paul Kugler. Der Mann aus dem nordrhein-westfälischen Moers ist kein Unbekannter in dem Metier. Er besitzt bereits zwei Etablissements in seiner Heimatstadt: den Saunaclub Diamond und das La Luna. „Ich bin aber nur der Besitzer, nicht der Betreiber.“ Das ist ihm wichtig.

Zwischen einem Swingerclub und den genannten Etablissements gibt es einen entscheidenden Unterschied: In den Clubs in Moers wird Sex gegen Geld angeboten. In Swingerclubs vergnügen sich Menschen miteinander beim Gruppensex oder Sexspielen, leben ihre Fantasien und Sexpraktiken aus oder tauschen ihre Partner – allerdings, ohne dafür Geld zu bekommen.

Auch rechtlich sind Bordelle und Swingerclubs zwei verschiedene Paar Schuhe, wie Anwalt Guntram Knop erklärt. „Bei den Behörden läuft ein Swingerclub unter dem Begriff Vergnügungsstätte“, erklärt er. Knops Frankfurter Kanzlei ist auf Prostitutionsrecht spezialisiert. Vergnügungsstätten seien zum Beispiel auch Spielhallen. Bordelle, wo wesentlich strengere Regeln gelten, fallen nicht darunter. „Sobald jemand in einem Club Geld für sexuelle Dienstleistungen verlangt, braucht der Betreiber eine Konzession nach Prostituiertenschutzgesetz.“ Eine solche Erlaubnis würde in Riesa allerdings niemand bekommen. Denn in sächsischen Gemeinden bis zu 50 000 Einwohnern ist Prostitution verboten. „In Swingerclubs kommt es trotzdem immer wieder vor, dass Frauen heimlich für Sex bezahlt werden, um den Männerüberschuss auszugleichen“, erklärt Guntram Knop. „So lang alle Beteiligten schweigen, fällt das nicht auf.“ Um das ehemalige Asylbewerberheim in einen Swingerclub zu verwandeln, sind laut dem Anwalt mindestens zwei Behördengänge nötig: „Dafür werden eine Gewerbeanmeldung sowie eine baurechtliche Nutzungsänderung benötigt.“ Beides müsste bei der Stadtverwaltung erledigt werden. Ob das Rathaus dem Vorhaben zustimmen würde, ließ der Stadtsprecher am Freitag offen.

Lieber als ein Swingerclub wären dem Immobilienbesitzer aus Moers aber immer noch die Stadt oder die Elblandschwestern als Mieter. Warum? „Auch wenn man mit einem Swingerclub sicher höhere Mieten erzielen könnte; die Zahlungsverlässlichkeit ist in der Branche nicht immer sehr ausgeprägt“, so Paul Kugler. Trotzdem würde er sich im Falle einer Absage seiner Favoriten auf die Suche nach einem Betreiber machen. Und so wäre es durchaus denkbar, dass aus dem ehemaligen Hotel Saxonia ein Swingerclub wird.