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Volkschor sucht einen neuen Chef

Im 25. Jahr des Bestehens des Volkschores will der Leiter kürzer treten. Ohne ihn geht es notfalls einstimmig weiter.

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© Dietmar Thomas

Von Andreas Neubrand

Waldheim. Ein Vierteljahrhundert ist der Chor nun alt und steht ausgerechnet im Jubiläumsjahr vor einer großen Herausforderung: der Suche nach einem neuen Chorleiter. „Unser bisheriger Leiter Klaus-Dieter Marcks will dieses Jahr aufhören“, sagt Hannelore Heinrich, die gute Seele des Chors und Organisatorin. „Und ohne Chorleiter können wir nicht singen, nicht mit unseren drei Tonlagen Alt, Sopran und Bass.“ Seinen letzten Auftritt will der Chorleiter beim Sängertreffen in Lichtenwalde im Juni absolvieren. „Ich fürchte, dann werden wir etwas Geld in die Hand nehmen müssen, um einen neuen Leiter zu bekommen. Aber wenn wir weiter singen wollen, dann müssen wir halt zahlen.“ Was die Interessengemeinschaft, die unter dem Dach des Heimatvereins agiert, aufwenden müsste, kann Hannelore Heinrich noch nicht beziffern. „Unser jetziger Chorleiter hat das alles unentgeltlich gemacht“, sagt sie. „Das rechnen wir ihm hoch an. Aber er will sich mehr um seine Enkel kümmern und auch seine Frau hat ihm geraten, etwas kürzer zu treten.“ Doch ohne Chorleiter geht es nicht. „Ein Leiter setzt die Noten in ein Klangbild um. Dafür muss er ein gutes Gehör haben und sollte mindestens Klavier spielen können“, erklärt Harald Schumann, der ebenfalls organisatorisch für die Interessengemeinschaft tätig ist..

Ohnehin will es der Volkschor an seinem Jubiläum aber etwas ruhiger angehen. „Große öffentliche Auftritte sind nicht geplant“, so Schumann. „Aber es wird eine kleine, private Feier am 19. März in der Schule geben. Da wollen wir ein paar Lieder singen und etwas Sekt trinken. Nur die Mitglieder und ein paar geladene Gäste, wie der Bürgermeister oder der Vorsitzende des Heimatvereins. Einfach alle, die uns im Laufe der Zeit unterstützt haben.“ Und unterstützt wird der Chor von vielen Seiten. „Zum einen durch den Heimatverein, der uns immer den Bus finanziert, wenn wir auswärts singen. Und natürlich die Schule, die uns das Musikzimmer mietfrei zur Verfügung stellt“, so Heinrich. „Möglich wurde dies durch unser Gründungsmitglied Katrin Lowag, die in der Schule Musik unterrichtet.“

Die Idee, in Waldheim einen Chor zu gründen, hatte vor 25 Jahren der damalige Kulturamtsleiter Karl Schuster. „Er meinte, dass Waldheim unbedingt einen Chor braucht und hat sich an Katrin Lowag gewandt. Mit ihr haben wir dann den Chor gegründet. Mit 15 Sängern und Sängerinnen haben wir angefangen“, erinnert sich Heinrich. „Das war am 1. März 1993. Und schon Weihnachten hatten wir unseren ersten öffentlichen Auftritt. Wir mussten uns ja erst einsingen und die Stücke proben.“ Mittlerweile hat der Chor 37 Mitglieder. „Leider sind es nur fünf Männer, ansonsten Sängerinnen“, so Schumann. „Gut ist aber, dass wir ein paar Mitglieder haben, die noch im Berufsleben stehen und somit den Altersdurchschnitt etwas senken. Aber wir sind natürlich immer an jüngeren Mitgliedern interessiert.“ Doch darin sehen die beiden kein größeres Problem. „Wir beobachten gerade bei den Jüngeren ein größeres Interesse an Volksliedern“, so Schumann.

Er hofft, dass diese Leute sich auch irgendwann für den Volkschor interessieren. „Am liebsten sind uns Menschen, die hier in Waldheim sesshaft geworden sind und die langfristig ihr Leben hier planen“, so Heinrich. „Mitbringen sollten sie eine Leidenschaft für Lieder und Musik. Der Rest kommt dann von selbst.“ Nicht einmal Noten lesen müssten die neuen Mitglieder können. „Ich kann das auch nicht und es hat das Singen noch nie beeinflusst“, so Schumann. „Und wir haben noch mehr zu bieten als nur Gesang. Wir gehen auch zusammen Wandern oder grillen gemeinsam.“ Doch auch wenn die Zukunft etwas ungewiss ist, bleibt Hannelore Heinrich optimistisch: „Wir werden uns weiterhin treffen und singen. Zumindest einstimmig.“