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Vitanas-Mitarbeiter fordern mehr Lohn

Die Bautzener Altenpfleger verdienen im Schnitt etwa 500 Euro weniger als ihre Kollegen in Schleswig-Holstein. Die Stimmung ist aufgeheizt.

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© Uwe Soeder

Von Theresa Hellwig

Bautzen. Wie ein Raunen geht es derzeit durch das Bautzener Vitanas-Pflegeheim. Immer aufgeregter werden die Mitarbeiter: Hoffnung macht sich breit. Dort, wo sich eine Zeit lang viele gegeneinander ausgespielt fühlten, entsteht nach und nach so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl: „Wir lassen das nicht länger mit uns machen“, sagt Melanie Winzer. Ihren richtigen Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. „Die Wende ist so lange her, wir haben langsam verdient, gleichrangig bezahlt zu werden“, sagt die Altenpflegerin. Denn: Je nach Posten und Berufsjahren verdienen ihre Kolleginnen und Kollegen in Schleswig-Holstein im Schnitt etwa 500 Euro mehr als die Bautzener Angestellten in dem Vitanas-Seniorenheim. Nun fordern auch sie mehr Gehalt, wollen einen Tarifvertrag. Es könnte einen Streik geben, den Antrag hat Verdi bereits eingereicht.

Lange Zeit galt der Pflegeberuf als einer mit geringem Organisationsgrad, nun haben sich mehr als 60 Prozent der Pflegerinnen und Pfleger der Vitanas-Häuser in Riesa und Bautzen der Gewerkschaft Verdi angeschlossen. „Vitanas hat 47 Häuser“, berichtet Gewerkschaftssekretärin Monika Conrad, die Einrichtungen in Riesa und Bautzen seien unter den fünf rentabelsten Häusern des Trägers. „Die Vitanas-Häuser in Riesa und Bautzen gehören zu den rentabelsten für das Unternehmen, viele andere fahren niedrigere Gewinne ein“, erklärt sie. In diesen Einrichtungen, die viel Geld einbringen, werden die Mitarbeiter aber schlechter bezahlt. Woran liegt das? Vitanas möchte sich dazu nicht äußern.

Tarifvertrag und mehr Urlaub

An eine Bezahlung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) kommen zwar auch die Mitarbeiter in Norddeutschland nicht heran. Dennoch: Die Diskrepanz der Löhne zwischen den beiden Häusern in Riesa und Bautzen und dem im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel, wo Vitanas eine Einrichtung für psychisch kranke Erwachsene betreibt, ist groß. Nun fordern die Bautzener und die Riesaer Pflegefachkräfte und -helfer einen Tarifvertrag wie in Brunsbüttel. Zwei Urlaubstage mehr wünschen sich die Angestellten und eben eine bessere Bezahlung.

Melanie Winzer ist schon viele Jahre dabei, befindet sich in der höchsten Gehaltsstufe,  brutto verdient sie etwa 2 350 Euro im Monat. Von ungefähr 1 900 Euro netto muss sie als alleinerziehende Mutter ihren Lebensunterhalt stemmen. Ihre Kollegin, die als Pflegehelferin arbeitet, würde gerne Vollzeit arbeiten, bekommt dafür jedoch nach eigenen Angaben keinen Vertrag. Etwas mehr als 1 300 Euro verdient sie brutto für ihre 30-Stunden-Woche. Aber nicht nur das Geld sorge für eine schlechte Stimmung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ständig müssten sie einspringen, weil Kolleginnen oder Kollegen krank werden. Überstunden, die in der Regel nicht abgebaut werden können. Auch der ständige Druck sei hart. Oftmals arbeiten zu wenig Personen in einer Schicht, Praktikanten oder Auszubildende müssen eingesetzt werden, berichten Pflegerinnen aus dem Bautzener Seniorenheim. Eine Mitarbeiterin beschreibt es so: „Es ist arbeiten im Akkord, wir haben keine Zeit, uns Zeit zu nehmen.“ Und eine andere sagt: „So kann man niemandem gerecht werden.“ Für Gespräche mit den Bewohnern, die oftmals keine Angehörigen haben, sei keine Zeit. Vitanas äußert sich auch dazu nicht.

Monika Conrad ärgert vor allem, dass der Großteil der Unternehmensanteile im vergangenen Jahr an den amerikanischen Investor Oaktree verkauft wurde. „Eine Heuschrecke“, urteilt sie. Vitanas hat sich zu Gesprächen bereiterklärt. Ein erstes Gespräch hat bereits stattgefunden, im November wird weiterverhandelt.