Merken

Viele wollen dem kleinen Karl helfen

Zahlreiche Bürger aus dem Landkreis lassen prüfen, ob sie der genetische Zwilling des erkrankten Jungen sind.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Die Resonanz ist enorm. Bereits zwei Stunden nach Beginn der Typisierungsaktion waren über 70 freiwillige Spender gekommen. Sie alle haben ein Ziel: Mit ihren gesunden Stammzellen wollen sie dem kleinen Karl aus dem Vogtland, der an der Stoffwechselerkrankung „infantile Osteopetrose“ leidet, helfen.

Kein Piks zur Blutentnahme ist dafür notwendig. Die Spender geben per Wangenabstrich ihre Speichelprobe ab, die dann auf Gewebemerkmale untersucht wird. „Wenn zwölf Gewebemerkmale des Spenders mit denen des Patienten übereinstimmen, ist der sogenannte genetische Zwilling gefunden, der als Spender in Betracht kommt“, erklärt Gudrun Löser vom Verein für Knochenmark- und Stammzellspenden. Der Verein hatte die Aktion, die am 23. März von 10 bis 16 Uhr im Klinikum Pirna stattfand, organisiert.

Frauen und Männer, junge und ältere Menschen kamen aus Pirna, dem Landkreis und der weiteren Umgebung. Bei einigen lagen sehr persönliche Beweggründe vor. „Ich habe selber zwei Kinder mit einem angeborenen Herzfehler. So kann ich mich sehr gut in die Ängste der Eltern des kleinen Karls hineinversetzen und die Sorgen nachempfinden“, sagt beispielsweise Peggy Spreitzer, die extra aus Bahretal nach Pirna fuhr, um sich registrieren zu lassen. Ein junger Mann, der auf dem Sonnenstein wohnt, erzählt mit leiser Stimme, dass das Kind einer Freundin an einer ähnlichen Krankheit gestorben sei, unter der der kleine Karl leidet. „Es ist ja auch kein großer Aufwand, ein Wattestäbchen in den Mund zu führen, kann aber einen großen Effekt haben“, fügt er hinzu. Auch Claudia Hamann aus Dresden, die als Ärztin im Klinikum arbeitet, gibt eine Speichelprobe ab. „Je mehr mitmachen, umso größer ist Chance, dass der Passende dabei ist“, sagt die Medizinerin. Sie weiß, dass der zehn Monate alte Karl nur geringe Überlebenschancen hat, wenn kein geeigneter Spender gefunden wird. Dabei denkt sie nicht nur an den Jungen im Vogtland. „Auch für andere Patienten, die gesunde Stammzellen benötigen, erhöht sich die Chance, je mehr Spender registriert werden“.

An diesem Tag lassen sich im Klinikum 133 Menschen registrieren. Sämtliche Speichelproben werden untersucht und in anonymisierter Form dem Zentralen Knochenmarkspender-Register in Ulm gemeldet. „Ob der genetische Zwilling von Karl dabei ist, steht frühestens in zwei Wochen fest“, sagt Gudrun Löser.