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Viele Friese und viele Farben

Die Fassadengestaltung an der Roten Schule läuft – manchen erscheint sie zu überladen.

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© Udo Lemke

Von Udo Lemke

Meißen. Gegenüber des Stadtmuseums, an der Rückseite der Roten Schule, die ja eigentlich die Vorderseite ist, sind schon die Gerüste gefallen. Was sich zeigt, ist die frisch sanierte, frisch gestrichene Fassade. Will man beschreiben, was da zu sehen ist, braucht es etwas Platz: Die Fenster sind mit umlaufenden Klinkerformsteinen eingefasst, deren Farbe wie die von Teilen des Außenputzes dem Gebäude zu seinem Namen verhalfen: Rote Schule. Die Fenstereinfassungen sind aus Sandstein, also hell sandfarben. Die Fensterrahmen hingegen sind dunkelbraun, die Wandflächen zwischen den Fenstern sind hellrosa gestrichen. Auf diesen Putzflächen befinden sich aufgemalte dunkelrote Ornamente teils mit kleinen Herzen geschmückt. Die Längsgliederung der Fassade erfolgt mittels dreier Bänder aus ebenfalls dunkelroten Klinkerformsteinen.

Manchem ist das Ganze zu viel, die Fassade wirkt überladen. Doch diese sei weitestgehend nach dem Original des zwischen 1855 und 1857 als großzügige Bürgerschule auf dem Areal des ehemaligen Franziskanerklosters errichteten Gebäudes gestaltet worden, versichert Kreisdenkmalpfleger Andreas Christl. Im neogotischen Stil entworfen, hat die Rote Schule der Zittauer Architekt und Baudirektor Schramm (1807 - 1869), ein Schüler Karl Friedrich Schinkels. „Die Baukosten beliefen sich auf 60 374 Thaler. Der beispielhafte Schulneubau diente in der damaligen Zeit vielen Baufachleuten als Exkursionsziel“, heißt es in einer Darstellung der Stadtverwaltung.

Kreisdenkmalpfleger Andreas Christl, gibt zur Fassade befragt, zu: „Für unser heutiges Empfinden ist das ein bisschen viel.“ Allerdings habe man sich, so gut es ging, an die historischen Vorgaben gehalten. Das war nicht ganz einfach, denn 1972 wurde die Rote Schule grundlegend saniert, wobei die originale Fassadengestaltung zerstört wurde. So waren die heute aufgemalten Ornamente früher Sgraffiti, also durch Auskratzen des Oberputzes bis auf den farbigen Unterputz entstanden. Was die Farbgebung betrifft, so wurde der auf Wandsanierung spezialisierte Restaurator Michael Gruner aus Batzdorf mit der Untersuchung der Fassade beauftragt. „Herr Gruner hat noch originalfarbige Putzreste hinter den Dachrinnen und im Traufbereich für die dunkelroten Bereiche gefunden“, erklärte Andreas Christl. Zu den großen Wandflächen zwischen den Fenstern fand sich allerdings überhaupt nichts mehr. „Es gab auch nur Schwarz-Weiß-Fotografien der Roten Schule, sodass der rosafarbene Putz etwas spekulativ ist“, sagt Restaurator Michael Gruner. Die Auftraggeber hätten sich bei der Farbwahl von den erhaltenen Bauten, die der Architekt Carl August Schramm um Zittau geschaffen hat, leiten lassen.

Im städtischen Haushalt für dieses Jahr sind für die Fassadensanierung der Roten Schule insgesamt 456 000 Euro eingeplant. Abzüglich der Fördermittel hat die Stadt davon 146 000 Euro zu tragen.

Nachdem bereits der Ersatzneubau des Depots des Stadtmuseums und dessen Verwaltung Anfang 2006 im 2. Obergeschoss bzw. im Dachgeschoss des Gebäudes eingezogen sind, nimmt die Rote Schule künftig die Archive der Stadt auf. Derzeit wird an der Fassade zur Gerbergasse hin,gearbeitet.