Von Dietmar Rößler

Zittau. Viele Oberlausitzer kennen Ortwin Walter vermutlich eher unter seinem Künstlernamen „Ortwini“. Mit diesem Bühnennamen stand er bereits 1956 zum ersten Mal vor einem Publikum. „Es macht mir einfach Spaß, Leute zu unterhalten und zum Staunen zu bringen“ sagt er. Neben Talent gehört dazu auch Wissen und natürlich das richtige Material.

Um in der DDR professionelle „Zauberkunststücke“ erwerben zu können, musste man in einem der offiziellen „magischen Zirkel“ organisiert sein. So wurde Ortwin Walter 1957 Mitglied des Ortszirkels Dresden und wechselte 1958, als dort ein Zirkel entstand, nach Görlitz. 1982 gründete er mit vier Zauberfreunden im damaligen „Haus der NVA“ den Ortszirkel Zittau und war 30 Jahre dessen Vorsitzender.

Diese „staatlich verordnete Kollektivierung“ auch der „Zauberer“ hatte sicher verschiedenste Gründe. Aber Ortwin Walter sah vor allem ihre positiven Seiten. Bot sie doch gute Möglichkeiten, von den Kollegen zu lernen. Und immer mehr gab er auch selbst Erfahrungen und Wissen weiter. Bis heute ist er im Zittauer Zirkel integriert. Immerhin zehn Magier sind hier aktiv.

Erfahrungswerte und Tradition konnten über die „Wendezeit“ weitergegeben werden. In Zittau offensichtlich besonders erfolgreich. Noch heute ist Ortwin Walter stolz, dass „sein“ Zittauer Zirkel 1995 als erster Zirkel in den neuen Bundesländern den Vorentscheid für die deutschen Meisterschaften austragen durfte.

Ja auch in diesem Metier gibt es Meister, sogar Weltmeister. 1995 konnten die Zittauer im Gerhart-Hauptmann-Theater in zwei Veranstaltungen der Vorrunde der deutschen Meisterschaften Zauberkunst vom Feinsten kennenlernen. Und die regionalen Zauberer fanden ein öffentliches Interesse wie seitdem wohl kaum wieder.

Vorher war der Bedarf an magischer Unterhaltung in der Region deutlich größer. „Mehrmals die Woche bin ich vor Urlaubern im Gebirge aufgetreten. Das war manchmal gar nicht so leicht zu organisieren, privates Telefon gab es ja nicht“, erinnert sich Ortwin Walter.

Dass er ab 1975 als „Schlüsselschlosser“ an der Zittauer Ingenieurhochschule einen im Wesentlichen eigenverantwortlichen Job hatte, kam seinem Hobby deshalb sehr entgegen. Einem Hobby, dem er auch oft im Kollektiv nachging. Über 20 Jahre war er Mitglied im Kulturensemble des Waggonbaus Bautzen, später des „Fortschrittwerkes“ Neustadt.

Mit dem magischen Zirkel Zittau organisierte er zwischen 1982 und 2012 vier „Zauberkongresse“ und zehn öffentliche „Zaubergalas“. 2012 feierte der Zirkel im Mittelherwigsdorfer „Traumpalast“ sein 30. Jubiläum. Da gab Ortwin Walter die Leitung an einen jüngeren Zauberfreund, Simon Zabel, ab.

Natürlich ist er immer noch gerne bereit, seine Erfahrungen weiterzugeben. Erfahrungen von 4 556 Auftritten. Diese Zahl kann er beweisen. Denn in einem Büchlein hat er das Datum jedes Auftritts vermerkt.

Und natürlich kann er auch jetzt die Zauberei nicht ganz lassen. Zu seinem heutigen 80. Geburtstag wünschen ihm viele Leute alles Gute für seine Gesundheit. Damit er noch oft eine „Fliege“ umbinden und als „Ortwini“ seine Zuschauer begeistern kann.