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Versöhnlicher Abschied aus Sebnitz

Der Leiter des Sebnitzer Heimatmuseums geht. Der Stadt wünscht er mehr Zuversicht.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Die Enttäuschung war Robert Rösler anzumerken. Im Herbst musste der Sebnitzer Museumsleiter eine junge, motivierte und fachlich geschätzte Mitarbeiterin verabschieden. Sie wäre gern geblieben, hat aber eine andere Stelle angenommen, weil ihr befristeter Vertrag in Sebnitz keine Aussicht auf Verlängerung hatte. Eine vormals volle Stelle hat die Stadt damit de facto eingekürzt.

Jetzt hat sich Robert Rösler selbst einen neuen Job gesucht. Frust will er jedoch als Grund für seinen Abschied nicht gelten lassen. „Es ist nicht so, dass ich die Stadt fluchtartig verlasse“, sagt der Historiker. Die Personalentscheidung von damals hält er bis heute nicht für richtig, denn sie habe das Museum stark eingeschränkt. Mit etwas Abstand verstehe er aber die Notwendigkeit, dass die Stadt sparen muss. Und: Bei allen Reibungen – man habe immer miteinander reden können. „Die Möglichkeit zur Diskussion ist da“, sagt Rösler.

Seine Bilanz nach sechseinhalb Jahren als Leiter der Städtischen Sammlungen fällt positiv aus. Die Besucherzahlen sind gestiegen, zuletzt um knapp 30 Prozent. Das ist vor allem der pädagogischen Arbeit zu verdanken. Unter Röslers Leitung hat das Museum spezielle Führungen für Kinder entwickelt und Kooperationen mit Schulen, Kitas sowie dem Kinder- und Jugenderholungszentrum Kiez geschlossen.

Besonders beeindruckt hat ihn im Rückblick die Offenheit, mit der er 2011 empfangen wurde, als er mit 32 Jahren und vergleichsweise wenig Berufserfahrung die Leitung des Hauses mit seinen geschätzt 40 000 Objekten übernahm. „Das war ein enormer Vertrauensvorschuss. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Rösler.

Auch danach konnte er immer auf die Sebnitzer zählen. Bei der Erarbeitung neuer Sonderausstellungen, wie zuletzt der zum Pioniertheater, kamen sie von sich aus ins Museum, um ihre Geschichten zu erzählen. Diese Anekdoten und persönlichen Erlebnisse seien enorm wichtig für die Museumsarbeit, weil die Stadtgeschichte durch sie erst lebendig wird, erklärt der Historiker. „Ein Museum ist kein toter Raum“, sagt Rösler. Die Geschichte liefere vielmehr Orientierung für das Hier und Jetzt. Das Heimatmuseum kann zeigen, wie die Menschen früher gelebt haben und wie sie ihre Probleme bewältigten.

Das führt ihn zu einer allgemeinen Betrachtung. Wirtschaftlich habe Sebnitz immer Höhen und Tiefen erlebt: der Niedergang der Weberei, das Aufblühen der Kunstblumenindustrie, deren Verschwinden mit der Wende und der Aufbau seitdem. Die Sebnitzer hätten es immer aus eigener Kraft geschafft. „Das ist eine Erfolgsgeschichte, auf die die Stadt stolz sein kann“, sagt Robert Rösler. Auf Defizite hinzuweisen sei wichtig, aber gerade im Tourismus habe die Region gute Perspektiven.

Im Mai tritt Robert Rösler eine Stelle am Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig an, einem großen Haus, das sich mit der Geschichte der DDR auseinandersetzt. Dort wird er vor allem forschen. Besonders vermissen wird er das Sebnitzer Afrikahaus – ein Thema, das anfangs komplett neu war, ihn hier aber richtig gepackt hat.

Die Nachfolge ist bereits geklärt. Anfang Mai übernimmt Andrea Bigge in Sebnitz. Sie leitete bis vor einigen Jahren das Museum in Bad Schandau.