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Verrückt nach dem Wilden Westen im Osterzgebirge

Der Wildpark bei Geising hat mit seinem Angebot ein glückliches Händchen. Das zahlt sich aus.

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© Daniel Schäfer

Von Mandy Schaks

Hartmannmühle. Es war ein bisschen wie Kindergeburtstag: Keiner konnte genau sagen, wie das Fest am Sonntag im Wildpark bei Geising wird. Seit Wochen jagt im Osterzgebirge ein Großereignis das nächste. Und diesmal war die Konkurrenz besonders stark mit dem Schmalspurbahn-Festival entlang der Weißeritztalbahn von Freital-Hainsberg bis Kurort Kipsdorf und sogar noch darüber hinaus. Denn die Veranstalter wollen die Fahrgäste noch viel weiter in die Region locken, bis Bärenfels, Schellerhau und Altenberg. Zudem stand das Talsperren-Spektakel „Malter in Flammen“ auf dem Terminkalender. Und in Oberbärenburg trafen sich Sportlegenden mit den aktuellen Olympiahelden. Würde da der Wildpark Osterzgebirge mithalten können?

Das war die große Frage, die auch die Organisatoren um Chef Frank Gössel beschäftigte. Obgleich sie sich das im Vorfeld nicht anmerken ließen und außerdem am Konzept gefeilt hatten. Erstmals wollten sie kein reines Indianerfest wie sonst in den Ferien veranstalten, sondern Wildes mit Wildem zusammenbringen – den Tierpark mit Western-Reitershow, Countrymusik und Cowboys. Natürlich durfte auch der Indianer-Häuptling nicht fehlen. Den gab Tierpfleger Rico Pellmann so überzeugend im eigenen Kostüm, dass es nicht wundern würde, wenn er demnächst auf der Theaterbühne aushelfen muss. Das Programm und dazu noch die schöne Tieranlage überzeugten. Der Wildpark hat wieder einmal deutlich gemacht: Er gehört zu den ganz großen Attraktionen in der Region. „Wir sind sehr zufrieden“, zieht Wildpark-Leiter Gössel eine positive Bilanz. Es kamen sehr viele junge Familien, die natürlich auch auf den reichlichen Nachwuchs im Wildpark gespannt waren und auf das bunte, auf Eltern mit Kindern zugeschnittene Programm. Denn auf Wunsch der Besucher hatten die Veranstalter auch einen Flohmarkt möglich gemacht, bei dem jeder Kinderkleidung und Spielzeug anbieten bzw. günstig kaufen konnte. Alles in allem kamen knapp 1 000 Besucher. „Obwohl ringsum so viele Feste waren“, so Gössel.

Besonders gut angekommen sei das Westernreiten. Die Akteure kamen nämlich ohne großes Tamtam aus. Lediglich eine Handbewegung genügte, und die Pferde reagierten. Das hat selbst Gössel beeindruckt. Den Besuchern gefiel offenbar das diesjährige Motto „Der wilde, wilde Westen fängt hinterm Wildpark an“. Viele von ihnen sagten zum Schluss, dass sie wiederkommen wollen. „Das Konzept ist voll aufgegangen“, freut sich der Wildpark-Chef. Sein Team hat offensichtlich ein gutes Gespür dafür, was Besuchern gefällt.

Der Wildpark steuert erneut auf ein Rekord-Ergebnis zu. Nachdem im vergangenen Jahr über 64 000 zahlende Gäste begrüßt werden konnten – so viele wie noch nie in der 20-jährigen Geschichte –, steigen die Zahlen erneut. Der Sprung ist schon jetzt deutlich. Knapp 40 000 Besucher kamen bislang in den Wildpark. Das sind um die 7 000 mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Wir legen zurzeit ganz schön zu“, sagt Gössel.

Das liegt sicher auch an der neuesten Attraktion. Seit Januar lebt ein Weißbüschelaffen-Pärchen in der Anlage. Das ist nicht nur mal was ganz anderes zwischen Wildschweinen, Dam-, Rot- und Muffelwild. So wie schon die Erdmännchen das Publikum, vor allem das ganz kleine, einst verzauberten, sind es jetzt die liebenswerten Mini-Äffchen, die dazu noch Nachwuchs erwarten. Die werdende Mama Fee lässt sich aber von dem Trubel um sie gar nicht aus der Ruhe bringen und mit der Geburt unendlich viel Zeit. Da wird wohl der eine oder andere Besucher bald wiederkommen müssen.

Den Erfolg führt Gössel aber nicht nur auf immer wieder neue Tierarten zurück, um die der Wildpark Jahr für Jahr bemüht ist. Verändert haben die Mitarbeiter auch die Werbestrategie. Statt Plakate mit den neuesten Neuigkeiten zu kleben, nutzen sie mehr und mehr die neuen Medien wie Facebook, um im Internet auf sich aufmerksam zu machen. „Ruck, zuck wissen das dann gleich mal 8 000 bis 10 000 Leute mehr.“ Vor allem sind es Urlauber und Tagesgäste, die sich das im Original anschauen wollen.

Zunehmend kommen Besucher aus Tschechien, hat Gössel mit seinen Mitarbeitern beobachtet. Sie machen inzwischen schon 20 bis 25 Prozent des Publikums aus, zumal sich der Ausflug auch schön mit einer Wanderung oder Zugfahrt durchs Müglitztal verbinden lässt. Nur eine neue Tierart wird es erst einmal nicht geben. „Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf Reparaturen in der Anlage“, so Gössel. Und dann wird es auch schon wieder etwas wilder im Wildpark. Die Fans können es sich bereits vormerken: Am 5. August ist Ritterfest.