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Verloren, vergessen, versteigert

In Bischofswerda wurden am Freitag Fundsachen versteigert. Manches machte sogar den Auktionator fast sprachlos.

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© Stadtverwaltung

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Handys sind der Renner. Acht davon bringt Auktionator Uwe Barkow am Freitag bei der Versteigerung von Fundsachen im Bischofswerdaer Rathaussaal an den Mann bzw. die Frau. Das billigste wechselt für vier Euro den Besitzer, das teuerste, ein iPhone von Apple, für 25 Euro. Rund 55 Positionen sind es, die auf den Tischen liegen, an denen sonst die Stadträte sitzen. Hinzu kommen zehn Fahrräder. Bei der letzten Versteigerung vor zwei Jahren waren es doppelt so viele Räder, weiß Lisa Schäfer, Mitarbeiterin im Bürger- und Tourismusservice der Stadtverwaltung. Statt- dessen gibt es diesmal mehr „Kleinigkeiten“ zu ersteigen. Ehrliche Finder gaben sie im Rathaus ab. Da sie nicht abgeholt wurden, ruft Uwe Barkow die Sachen nun zur Versteigerung auf. Einige der vermeintlichen Kleinigkeiten erweisen sich als Wundertüte. Wie eine schwarz-pinkfarbene Tasche mit diversen Textilien. Eine Frau ersteigert alles für drei Euro.

Auch anderes gibt es teilweise im Set und zum kleinen Preis. Zum Beispiel zwei Uhren mit Metallarmband, drei Regenschirme, Kindermützen oder verschiedene Kabel. So recht begeistert sind die rund 20 Auktionsgäste von diesen Gegenständen jedoch nicht. Es gibt kein Gebot dafür. Auch nicht für die leichte, beigefarbene Herrenjacke, die Uwe Barkow hochhält. Mit den Worten „Ich nehme es Ihnen nicht übel“, legt der wortgewandte Mann das Kleidungsstück zurück auf den Tisch. Später, bei den vergessenen Sporttaschen, werden aber auch ihm die Worte fast fehlen. Darin finden sich zum Teil Markensachen und hochwertige Sportschuhe für Kinder und Jugendliche. „Für die Familien ist das ein Verlust. Ich staune, dass sie sich nicht im Fundbüro gemeldet haben“, sagt der Grundschulleiter. Es ist nicht die erste Auktion, die er durchführt. Früher versteigerte der Karnevalsverein, dessen Vorsitzender Uwe Barkow ist, die Fundsachen.

Vier von den zehn Fahrrädern finden für wenig Geld neue Eigentümer. Eine Handkreissäge wird zum Mindestgebot von acht Euro versteigert. Für Digitalkameras bieten die Teilnehmer 20 bzw. 15 Euro. Für das teuerste Stück der Auktion, ein goldener Ehering, der für 175 Euro aufgerufen wird, findet sich kein Interessent. Was am Freitag nicht versteigert wurde, geht jetzt in den freihändigen Verkauf, sagt Lisa Schäfer. Interessierte können in den nächsten Tagen im Bürgerbüro nachfragen. Danach werden noch gute Stücke einem sozialen Zweck zugeführt, zum Beispiel dem Sozialkaufhaus kostenlos angeboten.

Aller zwei Jahre versteigert die Stadt Bischofswerda Fundsachen, die nicht abgeholt wurden. Lisa Schäfer schätzt deren Anteil an allen Fundstücken auf etwa ein Drittel. Bei den Sachen, die am Freitag versteigert wurden, handelt es sich um das Vergessene und Verlorene der Jahre 2016 und 17. Auch Schlüssel werden oft im Rathaus abgegeben, die natürlich nicht versteigert werden. „Meldet sich der Eigentümer nicht, übergeben wir sie nach der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist einem Schlüsseldienst, der sie einschmilzt“, sagt Marion Ludwig, die Leiterin des Bürger- und Tourismusservice. – Die Auktion bringt rund 200 Euro. Doch verfügen darf die Stadt über das Geld noch nicht. Drei Jahre lang wird es auf einem Verwahrkonto aufbewahrt für den Fall, dass noch jemand einen Anspruch an den versteigerten Gegenständen anmeldet, sagt Marion Ludwig. Erst nach dieser Zeit fließt die Summe in den Stadthaushalt.