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Verhängnisvolle Beziehung

Vor dem tödlichen Drama in der Alaunstraße hatte es offenbar einige Signale gegeben. Das sagt eine Freundin des Mordopfers.

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© dpa

Von Alexander Schneider

Im Mittelpunkt des Mordprozesses gegen Shahjahan B. (30) stand am Donnerstag seine Beziehung zu der getöteten The T. Der 30-jährige Pakistaner soll die 41-jährige Vietnamesin in der Nacht zum 21. April vergangenen Jahres bei einer Auseinandersetzung erstochen haben. Die Frau starb an ihrem Blutverlust und an Atemnot. Die Staatsanwaltschaft nannte als Mordmerkmale Eifersucht als niederem Beweggrund und besondere Grausamkeit, weil der Täter sein Opfer gefesselt und geknebelt habe und auch dann noch mehrfach auf die Frau eingestochen habe. Neben oberflächlichen Schnittverletzungen an Hals, Kopf und Händen stellte die Rechtsmedizin sieben massive Stichverletzungen fest.

Seit Ende April steht Shahjahan B. vor dem Landgericht Dresden. Er hatte eingeräumt, seine Freundin im Streit getötet zu haben. „Aus Zorn und totaler Frustration“, so Verteidiger Achim Schmidtke damals. Er sagte, sein Mandant habe nicht akzeptieren können, dass die 41-Jährige Kontakte zu anderen Männern gehabt habe.

Am Donnerstag fragte Schmidtke eine Freundin der Getöteten nach diesen angeblichen Männerkontakten. Die 42-jährige Vietnamesin, Inhaberin eines Ladens in der Bautzner Straße, hatte The T. bereits vor zehn Jahren kennengelernt. T. war da mit einem Deutschen verheiratet. „Sie war immer nett zu anderen Menschen“, beschrieb die Zeugin ihre Freundin. Als T. den Angeklagten kennengelernt hatte, habe sie gesagt, er sei viel jünger als sie, sie könne sich aber vorstellen, mit B. zusammenzuleben. Von häufigen Männerkontakten wusste die Zeugin jedoch nichts zu berichten.

Ex-Freund findet gefesselte Leiche

Im Herbst 2016 sei es zu einem Streit gekommen, da habe The ihn rausgeworfen. Nachdem B. eine Woche in seiner Asylunterkunft in der Strehlener Straße zugebracht habe, sei er wieder zu ihr gezogen und habe auch einen Wohnungsschlüssel bekommen, sagte die Zeugin. B. habe seiner Freundin einmal gedroht, wenn sie ihn verlässt, werde er sie umbringen. Die 42-Jährige bestätigte auch, dass B. aus Wut mehrere Handys zerstört habe.

Am Tag vor der Tat soll The T. dem Angeklagten angekündigt haben, er soll in seiner Unterkunft bleiben. Sie habe Angst vor ihm und ihren früheren Freund Marko W. um Hilfe bitten wollen – auch das bestätigte die Zeugin. W. ist der Mann, der am Nachmittag des folgenden Tages die gefesselte Leiche der 41-Jährigen in deren Wohnung in der Alaunstraße finden sollte.

Wie jeden Prozesstag sitzt Shahjahan B. regungslos auf seinem Stuhl und starrt mit gesenktem Kopf auf seinen Schoß. Nach der Tat war er mit Zügen bis nach Österreich geflohen, wo der Schwarzfahrer bei Klagenfurt zufällig erwischt wurde. Als abgelehnter Asylbewerber habe er freiwillig wieder nach Pakistan zurückkehren wollen, sagte B. Der Prozess wird fortgesetzt.