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Vergessene Weltgeschichte

Das erste Aufeinandertreffen der Alliierten findet in Lorenzkirch, Strehla und Kreinitz statt. Doch Torgau geht in die Geschichte ein.

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Kreinitz. Es ist der 24. April 1945: Albert Kotzebue, ein 23-jähriger Leutnant des 273. Regimentes in der 69. Division der 1. US-Army, bricht mit einem Aufklärungszug auf. Sie suchen die „Reds“, die Rote Armee. In jedem Dorf, durch das Kotzebue mit seinen 36 GIs kommt, fragt er nach dem Weg zur Elbe. Am Leckwitzer „Lindhofgut“ sichten sie einige Reiter. „Buck“, wie die Männer Kotzebue nennen, feuert eine Leuchtkugel „Grün“ ab – das zwischen den Alliierten vereinbarte Erkennungszeichen der Amerikaner. Minuten vergehen. Dann steigt eine Kugel „Rot“ in den trüben Himmel, das Zeichen der Russen. Schon am Sonntag, dem 22. April, hatten Aufklärer der Roten Armee am Elbbogen bei Kreinitz auf einem Schlauchboot den Strom von Ost nach West überquert und einen Brückenkopf gebildet. Männern dieses Spähtrupps steht Kotzebue nun gegenüber. Einer von ihnen, angeblich ein polnischer Partisan, führt die GIs nach Strehla. „Durch meinen Feldstecher sah ich Männer in braunen Feldblusen, es waren Russen“, erinnert sich Kotzebue später an seinen ersten Blick über die Elbe nach Lorenzkirch. Kotzebues Patrouille stoppt an der Strehlaer Wagenfähre. Von Lorenzkirch winken die Russen herüber. Sie fordern die Amerikaner auf, überzusetzen. Eine halbe Stunde kämpften die GIs gegen die Strömung, ehe ihnen ein Rotarmist am Ostufer ein Seil zuwirft. Kurz darauf reichen sich erstmals zwei Offiziere der alliierten Armeen Stalins und Trumans auf dem Schlachtfeld des Zweiten Weltkrieges die Hand: US-Leutnant Albert Kotzebue und Oberstleutnant Alexander Gordejew, Kommandeur der Vorausabteilung des 175. Gardeschützen-Regiments.

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