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Verehrer berühmter Colts

Eine einmalige Ausstellung historischer Waffen lockte Liebhaber aus Europa und den USA nach Radebeul.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Die Szene kennt doch jeder: Der Sheriff, der den Gangster jagt, zieht seinen Colt und feuert sechsmal, bis die Trommel leer ist. Am vergangenen Wochenende waren die Liebhaber, vor allem aber Besitzer, solcher historischen Colts in Radebeul. Friends of the Centaure Society (FROCS) nennen sie sich. Weltweit sind es etwa 300 Mitglieder in der Vereinigung – je etwa zur Hälfte aus Europa und den USA.

Ganz edle Teile, die Sammlern heute vierstellige Summen wert sind.
Ganz edle Teile, die Sammlern heute vierstellige Summen wert sind. © Norbert Millauer

Wolf Niederastroth und James Fruge haben 2007 die Vereinigung gegründet. Beide Fans der Historie der amerikanischen Bürgerkriege im 19. Jahrhundert und eben ihrer Waffen. Das passt zu Karl May und der Westernhistorie, die hier in Radebeul gepflegt wird, dachte sich Ingo Standke und organisierte das erste Treffen und die erste Ausstellung solcher seltenen Waffen in Radebeul.

In der Villa Nscho-tschi waren die edlen und gepflegten Stücke ausgebreitet. Ein Teil der Besitzer trug seine Colts zu historischer Westernkleidung für die Museumsbesucher zur Schau. Freilich ungeladen.

Behutsam streichen die Experten über den mattschwarzen Lauf und zählen Nummern auf, die von Baujahr und Herstellungsserie erzählen. Alle Schießeisen sind einsatzfähig und jeder hier hat auch einen Waffenschein, sagt Wolf Niederastroth, der sich als Gründer der Vereinigung freilich besonders mit diesen Pistolen auskennt.

Er erläutert den Besuchern, wie die Centaure Perkussionsrevolver und Conversions, wie sie in der Szene richtig bezeichnet werden, zu laden sind. Nämlich mit Schwarzpulver und Kugel von vorne. Auf 70 Meter Entfernung wurde damit von den Nordstaatentruppen Trommelfeuer geschossen. Jeder Schuss musste nachgeladen werden – nichts mit sechs Schuss hintereinander. Nur die Zündhütchen waren in den Kriegen Mitte des 19. Jahrhunderts in der Trommel.

Dass solche spezielle Schau auch die Spezialisten von weither anzieht, war an den Nummernschildern der Fahrzeuge zu erkennen, die in der Karl-May-Straße übers Wochenende parkten. Österreich, Belgien, ganz Deutschland freilich und sogar ein Caravan aus Texas war darunter.

Mit den belgischen Fans von Centaure Perkussionsrevolver und Conversions hat es eine besondere Bewandtnis. Der Erfinder und Waffenhersteller Samuel Colt hatte Mitte des 19. Jahrhunderts nämlich in Belgien mit sieben Waffenherstellern einen Vertrag geschlossen, um die von ihm entwickelten Colts in den geforderten großen Mengen für die Armee herstellen zu können. Hundert Jahre später, als die US-Amerikaner ihre Traditionen und auch den Colt feiern wollten, gab es plötzlich eine große Nachfrage nach genau diesen Waffen, die aber kaum noch im Original vorhanden waren.

Also wurden die Colts und Revolver von damals als detailgetreue Repliken nachgebaut. Allerdings in einer nur geringen Anzahl – manche Serien nur mit 20 Stück, weiß Wolf Niederastroth, der mit seinem texanischen Freund forscht, wo es denn noch solche Colts in der Welt gibt.

Einer, der damit gut ausgestattet ist und den Radebeulern am Wochenende vieles auch über die Handhabung der besonderen Waffen erzählen konnte, ist Jörg Ullrich aus Bad Schwalbach in Hessen. Er ist nämlich fünffacher deutscher Meister im Schießen mit den feinen Vorderladercolts. Was er so drauf hat, testeten er und seine FROCS-Freunde am Sonntag im Schützenkeller in Lindenau.

Christian Wacker als Direktor vom Karl-May-Museum und Radebeuls OB Bert Wendsche (parteilos) als Schirmherr der Veranstaltung freuten sich, dass sich rund um das Thema Karl-May-Stadt Radebeul immer mehr Interessengruppen scharen. Nächstes Treffen der Colt-Freunde nicht ausgeschlossen, auch wenn die Unterschiede zu Wild-West-Filmszenen gehörig sind.

Infos im Internet.