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Verdächtige Briefkästen und Zeiten

Eine Kamenzerin kommt einer Betrugsmasche auf die Spur und ein Leser falschen Schildern zum Forstfest.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke

Kamenz. Kathrin Schmidt staunte jetzt nicht schlecht: Die Kamenzer Logopädin ist seit dem vorigen Jahr Eigentümerin eines sanierungsbedürftigen Hauses an der Pulsnitzer Straße in Kamenz. Das ist derzeit unbewohnt und soll ausgebaut werden. Doch am Montag hing neben der Haustür ein neuer Briefkasten mit ordentlich beschriftetem Namensschild. Was umso verwunderlicher ist, denn als Eigentümerin müsste sie wissen, wenn neue Mieter eingezogen sind. Und dass sie die Eigentümerin ist, stehe außer Zweifeln. Sie habe definitiv keine Wohnung vermietet, stellt die Kamenzerin fest. Zuvor müsse ja saniert werden. Das Haus selbst war fest verschlossen. Ein Kontrollgang habe keine Spuren von Eindringlingen ergeben. Nur der geheimnisvolle Briefkasten sei aufgetaucht. Über Nacht, da ist sie sich sicher. Und mit Montagekleber befestigt, vermutlich um kein Aufsehen zu erregen. Da sich gleich nebenan ihre logopädische Praxis befindet, habe sie den Kasten dennoch schnell bemerkt.

Der falsche Briefkasten hing an der Pulsnitzer Straße4 in Kamenz.
Der falsche Briefkasten hing an der Pulsnitzer Straße4 in Kamenz. © privat

Zuerst habe sie auch an einen Scherz gedacht, so Kathrin Schmidt, aber nach einigen Recherchen nicht mehr. Denn dahinter könnte durchaus eine Masche des Bestell-Betrugs übers Internet stecken. Eine Betrugsmasche mit falschen Briefkästen und Namensschildern. Unbewohnte oder augenscheinlich gar herrenlose Häuser sind dafür offenbar geeignet, um zum Beispiel unter falscher Identität Waren zu bestellen und nicht zu bezahlen. Nur wussten die Täter in dem Fall natürlich nicht, dass es eine neue Eigentümerin gibt, die das Haus für sich und die Familie ausbauen will und direkt daneben wohnt. Kathrin Schmidt hat auch auf Anraten der Polizei den Briefkasten schnellstens abgenommen. Sie will nun andere Hauseigentümer warnen. So gebe es ja noch mehr unbewohnte Häuser oder leerstehende Wohnungen. Sie empfiehlt allen potenziellen Opfern: „Schaut sicherheitshalber öfter mal nach euern Briefkästen.“ Straftaten könnten ja am Ende auch für den Hauseigentümer Probleme bringen.

Sie überlege zudem noch, ob sie bei der Polizei Anzeige erstatte, damit die Beamten diesen Machenschaften nachgehen. Kathrin Schmidt und ihr Mann Gerd Beyreuther werden nun jedenfalls noch aufmerksamer auf verdächtige Briefkästen an ihren Häusern schauen.

Aufmerksam ging jetzt auch ein anderer Bürger durch die Kamenzer Innenstadt und sendete der SZ-Redaktion ein Foto fürs Lesertelefon – aufgenommen an der Klosterstraße. Das Schild regelt Halteverbote an bestimmten Tagen des Kamenzer Forstfestes. „Die hauen aber gar nicht hin“, schätzt der Leser ein. Vermutlich seien die Datumsangaben falsch. Stadtsprecher Thomas Käppler stellt fest: „Da war wohl jemand sehr im Stress und hat gedacht, die Angaben vom vorigen Jahr werden wohl stimmen. Aber Spaß beiseite: Vielen Dank an den Leser für den Hinweis!“ Die Stadt werde das umgehend ändern und natürlich auch die anderen Schilder noch einmal kontrollieren, versichert Thomas Käppler.