Von Steffen Neumann

Usti nad Labem. Die aufgrund der anhaltenden Trockenheit erhöhte Brandgefahr hat in Tschechien zu radikalen Maßnahmen geführt. Der Magistrat von Usti nad Labem (Aussig) sperrte Waldgebiete in 14 Gemeinden, darunter auch die Tissaer Wände. Das flächendeckende Zutrittsverbot hat seinen Grund. In den vergangenen Wochen wurden allein in Kreis Usti 15 Brände gezählt. Das Verbot hatte der Staatsforst beantragt und es gilt bis Ende Oktober. „Auch markierte Wanderwege in Wäldern sind tabu, es sei denn, es handelt sich um eine Straße“, sagt Magistratssprecherin Romana Macova.

Für Jiri Jandasek ist diese Entscheidung ein Schock. Der Bürgermeister von Tisa (Tissa) fürchtet um seine Touristenattraktion und fordert eine Ausnahmegenehmigung. Doch der Magistrat gibt sich konsequent und lehnt jede Ausnahme ab. „Dann appelliere ich an die Behörden, die Wände freizugeben, sobald es wieder mehr regnet“, ist Jandasek verzweifelt. Die auch in Sachsen beliebten Tissaer Wände sichern der Gemeinde und Gastronomen im Ort hohe Einnahmen. Auch in Teilen der Kreise Decin (Tetschen) und Teplice (Teplitz) wurden die Wälder für Besucher gesperrt. Im Kreis Teplitz gilt das Verbot aber erst einmal nur bis Ende August.

Teilverbot im Nationalpark

Weniger strikt geht der Nationalpark Böhmische Schweiz vor. Der hatte bereits in der vergangenen Woche beantragt, dass nur auf markierten Wegen gewandert werden darf (SZ berichtete). Den Antrag haben die Behörden in Decin, Varnsdorf (Warnsdorf) und Rumburk (Rumburg) inzwischen bewilligt. Die Nationalparkverwaltung reagierte damit auch auf das Boof-Verbot in der Sächsischen Schweiz, weil ein Ausweichen auf das tschechische Gebiet beobachtet wurde. „Bisher hat es nur dreimal gebrannt. Zweimal war der Mensch die Ursache. Aber das ‚nur‘ setze ich in Anführungszeichen. Jeder Brand hat für den Nationalpark unabsehbare Folgen“, sagte Nationalparksprecher Tomas Salov.

Trotzdem wird am Wochenende im Nationalpark Rauch aufsteigen. Im Rahmen der Tage des Handwerks an der früheren Grundmühle (Dolsky mlyn) bei Vysoka Lipa (Hohenleipa) wird auch wieder ein Kohlemeiler entzündet. Besucher können das ganze Wochenende altes Handwerk bewundern und sogar ausprobieren, das eng mit dem Waldleben verbunden ist, wie Schnitzen, Töpfern, Backen, aber auch die Herstellung von Wagenschmiere und Teer.