Merken

Urlaub auf dem Pfarrhof

Pfarrhäuser in Vierkirchen und Waldhufen könnten für Touristen bereitstehen. In der Steiermark gibt es das schon.

Teilen
Folgen
© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Anja Gail

Als Pfarrer Andreas Fünfstück vor wenigen Wochen Sachsens Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft den Arnsdorfer Pfarrhof zeigte, ging es nicht nur um das sanierte Dach der Landkinoscheune. In der Klause auf dem Pfarrhof lag ein schmales Heft aus: „Himmlisch urlauben in der Steiermark“.

Das Buchholzer Pfarrhaus ist eins im Pfarrsprengel Waldhufen-Vierkirchen, in dem keine Pfarrerfamilie mehr wohnt. Deshalb ist jede Idee, um das Gebäude wieder mehr nutzen zu können, vor Ort willkommen.
Das Buchholzer Pfarrhaus ist eins im Pfarrsprengel Waldhufen-Vierkirchen, in dem keine Pfarrerfamilie mehr wohnt. Deshalb ist jede Idee, um das Gebäude wieder mehr nutzen zu können, vor Ort willkommen. © /Steffen Gerhardt

Hinter dieser Idee steckt eine etablierte Marke aus Österreich. Die Initiatoren suchen dafür Partner. So entstand der Kontakt zu den Regionalmanagern für das ländliche Förderprogramm Leader in Görlitz. Sie vermittelten weiter und konnten bislang Interesse bei mehreren Kirchengemeinden rund um Görlitz wecken. Seit dem vorigen Jahr hat es Gespräche und gegenseitige Besuche gegeben. „Wenn es uns gelingt, mithilfe des Leader-Programms ähnliche Urlaubsquartiere auch bei uns herzurichten, wäre das toll und ein völlig neues Angebot“, sagt Andreas Fünfstück.

Im Pfarrsprengel Waldhufen-Vierkirchen mit acht Kirchgemeinden sind nur noch zwei Pfarrstellen besetzt und damit auch nur zwei Pfarrhäuser bewohnt. Das sind Arnsdorf und Jänkendorf. Es gibt aber weitere vier Gebäude mit kirchlichen Amtsräumen und Wohnungen in Diehsa, Nieder Seifersdorf, Melaune und Buchholz. Genutzt werden sie zwar alle noch, sagt Andreas Fünfstück, unter anderem als Büros und für die Winterkirche. Aber die ehemaligen Wohnungen stehen leer. Dabei würden Pfarrhäuser einen eigenen Charme besitzen. Da zu leben, sei schon immer etwas Besonderes gewesen, sagt der Pfarrer. Sie als Anlaufpunkt im Dorf zu erhalten und nicht einfach an privat zu verkaufen, sei auch ein wichtiger Grund dafür, nach neuen Ideen zu suchen.

Wenngleich touristisch nicht so gut aufgestellt wie die Gemeinden in der Steiermark, bräuchten sich Vierkirchen und Waldhufen dennoch nicht zu verstecken. Die reizvolle Landschaft, hilfsbereite Menschen, die Anbindung an die Autobahn und die Lage im Dreiländereck seien auf jeden Fall Pluspunkte für Urlauber. Auch in Österreich sei längst nicht mehr jeder Pfarrhof bewohnt. In der Steiermark war deshalb im Jahr 2014 ein Pfarrhof als erstes himmlisches Urlaubsquartier eingerichtet worden. Das Gebäude wurde so umgebaut, dass es im Obergeschoss und unterm Dach Platz für zwei Appartements bietet. Zwei Jahre später folgte ein weiterer Pfarrhof und so ging es Schritt für Schritt weiter.

Die historischen Gebäude werden dabei noch als Pfarrhöfe genutzt. Gleichzeitig stehen sie Urlaubern als Orte der Stille, des Rückzugs und der Besinnung bereit. Das jeweilige Erdgeschoss verbleibt in kirchlicher Betriebsamkeit. In den Obergeschossen verbringen die Gäste einige Urlaubstage. „Das können wir uns auch sehr gut für unsere Pfarrhöfe vorstellen“, sagt Andreas Fünfstück. Die spirituelle Nähe zu einer Kirche oder einem anderen ähnlichen Ort werde von Urlaubern geschätzt. Das wissen die Kirchgemeinden auch durch ihre Erfahrungen mit den Pilgerherbergen entlang des Jakobsweges in Vierkirchen. Das Interesse von Touristen und Ausflüglern besteht. Auch das Angebot der offenen Kirchen zwischen Ostern und Oktober wird gern von Gästen genutzt. In den drei Pilgerherbergen in Arnsdorf, Melaune und Buchholz zählen die Kirchgemeinden pro Jahr um die 600 Übernachtungen. Nicht alle Pilger wollen bereits am nächsten Tag weiter ziehen. Einige äußerten auch den Wunsch, noch etwas länger zu bleiben. Auch für sie wäre so ein Übernachtungsangebot im Pfarrhaus eine gute Alternative zur Herberge.

Mit Nieder Seifersdorf könnte es losgehen, sagt der Pfarrer. Von der Reihenfolge her könnten Arnsdorf und Buchholz folgen. Für weitere Pfarrhöfe im Sprengel sei das eine Option. Dafür muss jetzt ein schlüssiges Konzept vorgelegt werden. Dann wäre die Vorbereitung der Förderanträge der nächste Schritt.

Da Minister Schmidt in Arnsdorf einen Blick in das Heft über himmlisches Urlauben geworfen hat, ist ihm die Idee zumindest nicht fremd. Denn sollte er sich in Zukunft erneut im Landkreis Görlitz ansehen, was mithilfe des ländlichen Förderprogramms alles entstanden ist, dann könnte auch ein himmlischer Urlaubsort auf einem der Pfarrhöfe in Vierkirchen und Waldhufen dabei sein.