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Unwetter fordert Todesopfer

Vor allem Keller wurden überflutet. Von den Feldern floss Schlamm auf die Straßen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jürgen Müller

Zehren/ Diesbar/Thiendorf. Bei dem Unwetter am Mittwochnachmittag ist im Landkreis Meißen ein Mann ums Leben gekommen. Beim Versuch, in Thiendorf einen umgestürzten Baum zu umfahren, war um 17.45 Uhr ein 63-Jähriger mit seinem Renault zwischen Liega und Ponickau mit einem entgegenkommenden Seat zusammengestoßen. Die Rettung und Bergung der Verunglückten im strömenden Regen gestaltet sich für die Einsatzkräfte schwierig. Bäume drohen während der Arbeiten auf die Unfallstelle zu stürzen und beide Fahrer sind in ihren zerstörten Autos eingeklemmt. Mit schwerer Technik können sie schließlich befreit werden. Der 55-jährige Seatfahrer wird mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Der Renault-Fahrer verstirbt noch am Unfallort. Gut fünf Stunden muss die Kreisstraße gesperrt werden.

Starkregen und Sturm im Landkreis Meißen

Jana Fehrmann mit ihrem Lebensgefährten Sebastian Keil, auf dem vom Schlamm gezeichneten Hof in Döschütz. Innerhalb von Minuten hatte sich die regennasse Erde vom hinter dem Grundstück befindlichen Kartoffelfeld in den Hof ergossen.
Jana Fehrmann mit ihrem Lebensgefährten Sebastian Keil, auf dem vom Schlamm gezeichneten Hof in Döschütz. Innerhalb von Minuten hatte sich die regennasse Erde vom hinter dem Grundstück befindlichen Kartoffelfeld in den Hof ergossen.
Blick auf den Hof von Jana Fährmann in Döschütz.
Blick auf den Hof von Jana Fährmann in Döschütz.
Naturschützer sammeln Kaulquappen ein, die aus dem Teich im Seußlitzer Grund gespült wurden.
Naturschützer sammeln Kaulquappen ein, die aus dem Teich im Seußlitzer Grund gespült wurden.
Die Gäste-Terrasse von Merkers Weinstuben in Diesbar-Seußlitz ist am Mittwochabend von schlammigem Regenwasser überspült worden. Die Aufräumarbeiten in dem Lokal laufen – Freitag steht eine Hochzeit an.
Die Gäste-Terrasse von Merkers Weinstuben in Diesbar-Seußlitz ist am Mittwochabend von schlammigem Regenwasser überspült worden. Die Aufräumarbeiten in dem Lokal laufen – Freitag steht eine Hochzeit an.
Wassergrundstück wider Willen Der Garten der Familie Noack aus Zehren stand unter Wasser, auch Schlamm wurde angespült. Schuld sei ein defekter Damm an der Bundesstraße 6.
Wassergrundstück wider Willen Der Garten der Familie Noack aus Zehren stand unter Wasser, auch Schlamm wurde angespült. Schuld sei ein defekter Damm an der Bundesstraße 6.
Ein 63-jähriger Renaultfahrer war in Richtung Liega unterwegs, als er einem umgestürzten Baum ausweichen wollte. Er kollidierte dabei frontal mit einem Seat. Den Zusammenstoß überlebte der Mann nicht.
Ein 63-jähriger Renaultfahrer war in Richtung Liega unterwegs, als er einem umgestürzten Baum ausweichen wollte. Er kollidierte dabei frontal mit einem Seat. Den Zusammenstoß überlebte der Mann nicht.

Im Raum Meißen hat es vor allem die Gemeinde-Diera-Zehren erwischt. In den Ortsteilen Zehren, Nieschütz, Obermuschütz und vor allem Niedermuschütz wurden Keller überschwemmt und ergoss sich Schlamm auf die Straßen. Die Feuerwehren waren seit etwa 17 Uhr am Mittwoch im Einsatz. Sie wurden von Straßenmeistereien und privaten Unternehmen bei den Aufräumarbeiten unterstützt. In Niedermuschütz wurde noch am Donnerstagnachmittag gearbeitet. Die Straße hier ist teilweise von Schlamm bedeckt. Gesperrt werden musste nicht, die Aufräumarbeiten wurden bei laufendem Verkehr durchgeführt. „Die größten Probleme waren vollgelaufene Keller und Schlamm, der sich von den Feldern auf die Straßen ergoss“, so Diera-Zehrens Bürgermeisterin Carola Balk (parteilos).

Schlimm erwischt hat es die Familie Noack in Zehren. Ihr Grundstück an der Bergstraße stand 20 bis 30 Zentimeter unter Wasser und war mit Schlamm bedeckt. „Stundenlang habe ich geräumt. Das haben wir regelmäßig, aller zwei bis drei Jahre. Schuld daran ist ein defekter Damm. Schon vor dreieinhalb Jahren wurde uns versprochen, ihn zu reparieren. Passiert ist bisher nichts“, schimpft der 82-jährige Reiner Noack. Den Staudamm am Zehrener Berg habe einst die LPG errichtet und auch regelmäßig gepflegt. „Dieser Damm hat uns sehr geholfen, das Wasser bei Starkregen fernzuhalten“, sagt Maria Noack. Doch seit Anfang der 1990er Jahre sei es damit vorbei. „Der Einlauf ist nicht mehr gewährleistet, das Wasser läuft nicht in den Stausee, sondern daneben in den Bach. Der läuft über und überflutet die Grundstücke“, so Maria Noack. Der Damm müsse erhöht, der Stausee sei verschlammt und müsste dringend ausgebaggert werden, sagt sie.

Insgesamt vier Grundstücke seien an der Bergstraße davon betroffen, auch das von Karl-Heinz Nebauer. Er zeigt auf seine Wiese: „Die war vor ein paar Jahren noch rund einen halben Meter tiefer. So viel Schlamm ist in dieser Zeit angespült worden“, sagt er.

Ab etwa fünf Uhr nachmittags hat am Mittwoch über Diesbar-Seußlitz eine lokale Gewitterzelle gewütet und ließ in kurzer Zeit zwischen 60 bis 80 Liter pro Quadratmeter auf den Ort niederregnen, sagt Bürgermeister Gerd Barthold (CDU). In anderen Ortsteilen der Gemeinde regnete es zwar auch, aber nicht einmal halb so viel wie über den Elbweindörfern.

Vor allem im Seußlitzer Grund sind die Schäden enorm, so der Bürgermeister, der selbst bis in die Nacht hinein mit der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz war. Denn aus Richtung Döschitz kamen so viel Wasser und Schlamm herunter, dass nicht nur der Forellen- und der Gondelteich komplett überschwemmt wurden. Die Schlammlawine rollte sogar bis in den Schlosspark hinein. Die kleinen Bachläufe, Durchlässe und Rohre in der Gemeinde sind einfach überfordert mit den Wassermassen- vor allem aber mit dem mitgeführten Dreck. (SZ/jm,ste,ka)