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Unternehmer rettet Ferienheim

Der frühere Eigentümer sah sich mit dem Bethlehemstift überfordert. Nun hat das Haus in Neukirch wieder Zukunft.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch. Es ist eine der schönsten Ecken im Lausitzer Bergland: Mitten im Wald, am Hang des dem Valtenberg vorgelagerten Davidberges, befindet sich die Familienferienstätte Bethlehemstift. Elf komfortable Ferienwohnungen, von denen zwei behindertengerecht sind, stehen den Gästen zur Verfügung. Hinzu kommen zwei Gemeinschaftsräume mit 60 bzw. 20 Plätzen, die man auch für Feiern mieten kann. Seit über einem Jahr gehört das Haus dem Neukircher Elektromeister Bert Thomas und seiner Familie. Mit seinem Start als Vermieter ist er sehr zufrieden: „Wir hatten im vergangenen Jahr 1 300 Übernachtungen. Das haben wir in diesem Jahr schon im Juli erreicht, ohne dass wir groß werben mussten“, sagt Bert Thomas. Er setzt auf zufriedene Gäste, die es weitersagen, dass man in Neukirch gut Urlaub machen kann.

Das Haus ist zu 60 Prozent ausgelastet. Kalkuliert hatte der Unternehmer mit 40 Prozent. Familien, Vereine, Freundeskreise, Schulklassen, Kirchgemeinden buchen im Bethlehemstift. Reservierungen gibt es schon bis zum Jahr 2020, sagt Bert Thomas. Das Haus bietet seinen Gästen viel, unter anderem Sauna, Kinderspielzimmer, Sportraum sowie ein großes Außengelände mit Spiel-, Grill- und Lagerfeuerplätzen. Die Gäste versorgen sich selbst. Frische Brötchen zum Frühstück bringt Familie Thomas auf Wunsch ins Haus.

Bis 2017 gehörte das Bethlehemstift dem Diakoniewerk Oberlausitz. Die Ferienwohnungen wurden jedoch schon mehr als ein Jahr zuvor nicht mehr vermietet, nachdem die letzte Wirtin in den Ruhestand gegangen war. Von Großhennersdorf aus, dem Sitz des Diakoniewerkes, ließ sich das Haus schwer bewirtschaften. Hinzu kam Handlungsbedarf beim Brandschutz und der Abwasserentsorgung.

Bert Thomas kannte das Ferienheim bis dahin nur von außen. Schon oft ist er dort mit dem Mountainbike vorbeigefahren. Dass er das Gebäude kaufte, war dann dem Zufall zuzuschreiben. Er kam gerade aufs Gemeindeamt, als die Vertreter des Diakoniewerkes beim Bürgermeister waren, um über die Zukunft des Bethlehemstiftes zu sprechen. Spontan erklärte Bert Thomas: Ich würde das Haus kaufen. Alles Weitere lief unkompliziert. Dank eines Vorvertrages konnte er im Gebäude schon investieren, noch ehe am 7. Juli 2017 der Notarvertrag unterschrieben wurde.

Erstes Bergglühen am Wochenende

Bert Thomas renovierte das Haus, ließ einige der Holzfenster reparieren, baute einen Kohle- und Lagerkeller zur Küche um, die jetzt zum kleiner Gemeinschaftsraum gehört, und ließ dort einen Kamin setzen. Zurzeit wird ein zweiter Fluchtweg angebaut, den Bewohner einer Ferienwohnung künftig auch als Balkon nutzen können. Der Unternehmer löste das Abwasserproblem, indem er den Grubenabfluss verschloss und jetzt eine abflusslose Grube betreibet, die regelmäßig entleert wird. Den Ruheraum der Sauna will er noch umbauen, das Haus trockenlegen, die Außenanlagen fertig gestalten. Mit dem Ferienheim wolle er nicht reicht werden, betont Bert Thomas. Den Gewinn steckt er ins Haus, um es zu erhalten. Das Bethlehemstift hat in Neukirch eine lange Geschichte. Es wurde 1890 als Kindererholungsheim zunächst nahe der Bahnbrücke an der Georgenbadstraße errichtet. 1913 wurde das jetzige Gebäude gebaut. „Es ist Aufgabe unserer Generation, historisch wertvolle Häuser zu erhalten“, sagt er.

An diesem Wochenende stehen die Türen des Hauses Interessierten offen. Am Sonnabend ab 14 Uhr kann das Haus besichtigt werden. 17 Uhr startet das erste Neukircher Bergglühen mit Live-Musik. Am Sonntag beginnt 10 Uhr ein Berggottesdienst. Danach gibt es Swing, Dixie und andere Musik mit den Lausitzern.

www.bethlehemstift-neukirch.de