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Ungemach im Zwergenreich

Der neue Kinderbahnhof ist das Highlight am Schmalspurbahnhof Oybin geworden. Anwohner jedoch klagen über Lärm – und auch an den Öffnungszeiten gibt es Kritik.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Sefrin

Oybin. Mit einem solchen Erfolg des Kinderbahnhofes am Oybiner Schmalspurbahnhof hat Ingo Neidhardt nicht gerechnet. „Sensationell“, antwortet der Geschäftsführer der Zittauer Schmalspurbahngesellschaft Soeg auf die Frage, wie der neue Spielplatz angenommen wird. Zeitweise seien bis zu 100 Kinder in der kleinen hölzernen Eisenbahnwelt mit Zügen, Bahnhofsgebäuden und Bahnanlagen unterwegs und haben großen Spaß beim Spielen und Herumklettern, sagt Ingo Neidhardt. „Da kommen manchmal Busse voll mit Kindern nach Oybin, um unseren Spielplatz zu besuchen.“

Dass der zum Festival „Historik Mobil“ im August eröffnete Kinderbahnhof, der den Namen „Zwergenreich“ bekommen hat, aber auch zum Anlass für großen Ärger wird, damit hatte Ingo Neidhardt nicht gerechnet. Doch den Ärger gibt es – mit Anwohnern. In einem Brief an die Soeg schreiben diese, dass sich die Wohnqualität seit der Eröffnung des Kinderbahnhofes „immens“ verschlechtert habe. Sie kritisieren, dass der neue Spielplatz auf einem schmalen Streifen zwischen dem Bahnsteig und den angrenzenden Wohnhäusern errichtet wurde, ohne die Schallwirkung hier im Talkessel zwischen Berg Oybin, Töpfer und Felsengasse beachtet zu haben. Auch sei zwar ein Zaun als Abgrenzung zum Bahnsteig der Schmalspurbahn gebaut worden, nicht jedoch zu den Anwohnergrundstücken. „Was sich seit der Eröffnung des Kinderbahnhofes abspielt, ist für uns eine Zumutung“, heißt es in dem Brief der Anwohner an die Soeg.

Um die Situation zu verbessern, machen die Anwohner in ihrem Schreiben aber auch Vorschläge. So sollen Bäume und Sträucher auf dem Spielplatzgelände gepflanzt werden, die zur Minderung des Lärms beitragen und zugleich als Schattenspender dienen können. Auch die Pflanzung einer hohen und dichten Heckenreihe zu ihren Grundstücken sowie das Aufstellen von Hinweisschildern für die Toiletten im Bahnhofsgebäude regen die Anwohner an. Daneben bitten sie darum, die versprochenen Öffnungszeiten des Spielplatzes einzuhalten und diesen während der Betriebszeiten der Schmalspurbahn nur über das Eingangstor zugänglich zu machen.

Ingo Neidhardt hat für die Beschwerden der Anwohner Verständnis. Darum haben sich Soeg-Vertreter mit Anwohnern vor Ort getroffen und darum gibt es nun ein Zehn-Punkte-Programm. „Wir haben einen Brief an die Anwohner geschickt, in dem wir zehn Maßnahmen auflisten, die die Probleme beheben sollen“, sagt der Soeg-Geschäftsführer. So will die Bahngesellschaft unter anderem auf ihre Kosten Holzwände und Pflanzen als Lärm- und Sichtschutz zu den Anwohnergrundstücken aufstellen und bauliche Veränderungen an den Spielgeräten vornehmen. „Die Öffnungen an einigen Geräten, wie dem Lokschuppen oder dem Packwagen werden auf die Seite der Schienen der Schmalspurbahn verlegt“, sagt Ingo Neidhardt. Außerdem soll der Spielplatz mit Hinweisschildern versehen werden, die Eltern und Kinder mahnen, nicht zu lärmen und nichts zu werfen, heißt es.

Die Anwohner mag Neidhardt mit dem Zehn-Punkte-Plan und der Zusicherung der Schließzeiten im „Zwergenreich“ besänftigt haben. Dafür weht der Soeg der Wind nun von anderer Seite scharf ins Gesicht: von Eltern, deren Kinder auf dem neuen Spielplatz spielen wollen. Denn ein Punkt des Soeg-Plans besagt auch, dass der Spielplatz an Wochenenden von 12 bis 14 Uhr geschlossen ist – wegen der in der Polizeiverordnung der Gemeinde festgeschriebenen Mittagsruhe. Geöffnet ist der Kinderbahnhof am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18.15 Uhr, von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr. In sozialen Netzwerken im Internet hat das für vielfaches Unverständnis gesorgt. „Ich könnte mich echt aufregen, dass es für einen neu gebauten, teuren Spielplatz Öffnungszeiten gibt“, schreibt eine Mutter auf Facebook. Normal arbeitende Eltern hätten so in der Woche keine Chance, den Spielplatz mit ihren Kindern zu besuchen, schreibt die Mutter weiter und wähnt sich „im falschen Film“.

Doch die Öffnungszeiten des Kinderbahnhofs sind so gewollt, sagt Ingo Neidhardt – und stellt so auch gleich klar, dass sich der Spielplatz auf einem Soeg-Grundstück befindet, das wie ein Privatgrundstück zu betrachten ist. „Die Öffnungs- und Schließzeiten des Spielplatzes richten sich nach dem Fahrplan der Schmalspurbahn. Unsere Zugführer übernehmen das“, sagt der Soeg-Geschäftsführer. Und da sei in der Woche eben um 16 Uhr Schluss, weil da der letzte Zug aus Oybin nach Zittau fährt. Dass der Kinderbahnhof nicht rund um die Uhr geöffnet ist, wie beispielsweise öffentliche Spielplätze, habe aber auch Versicherungs- und Ordnungsgründe. „Damit wollen wir auch Vandalismus entgegentreten“, sagt Ingo Neidhardt. Und dafür wiederum findet die Zittauer Schmalspurbahngesellschaft auch viel Zustimmung in den sozialen Netzwerken.