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Ungeliebter Burgberg

Stolpens Stadtwald macht Probleme. Jetzt gibt es Gedanken, Teile davon zu verkaufen.

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© Steffen Unger

Von Anja Weber

Stolpen. Die Stadt Stolpen verfügt über etwa 38 Hektar kommunalen Wald, der größten Teil steht unterhalb der Burg Stolpen sowie im Bereich Buschmühle in Rennersdorf-Neudörfel. Um diesen zu pflegen, gibt es die sogenannte Forsteinrichtung. Die gilt noch bis 2010. Sie ist eine Art Wirtschafts- und Entwicklungsplan für den Kommunalwald. Umgesetzt wird sie im Auftrag der Stadt Stolpen durch den Forstbetrieb Neustadt. In jährlichen Plänen wird unter anderem festgeschrieben, wie viel Gewinn oder Verlust der Wald abwirft, wo abgeholzt oder aufgeforstet wird.

Allerdings bereitet der Plan für das kommende Jahr offenbar Sorge. Holger Fleischer vom Staatsbetrieb Sachsenforst musste zum einen Kritik des Stadtrates einstecken, dass er ungenügendes Zahlenmaterial vorlegen konnte. Zum anderen kann er selbst derzeit noch nicht abschätzen, was das Jahr 2019 bringen wird. Die Ursachen dafür sind vielschichtig, begründet Holger Fleischer. Zum Beispiel befinde sich der Holzmarkt in großen Turbulenzen. Die Preise für Sägeholz seien stark gefallen, weil wegen der jüngsten Stürme und des Borkenkäferbefalls aktuell große Holzmengen auf den Markt kommen. Hinzu kommt, dass auch im Stolpener Kommunalwald noch Schäden der Unwetter von 2017 und 2018 zu beheben sind. Auch der Borkenkäfer hat die Stolpener Nadelbäume nicht verschont. Größere Schäden gebe es an der Buschmühle in Rennersdorf-Neudörfel. Dort sind für kommendes Jahr auch wieder Aufforstungen geplant.

Das größte Projekt bleibt allerdings der Wald unterhalb der Burg Stolpen. „Die Nadelbäume sollten dort schon länger gefällt und durch Laubbäume ersetzt werden“, sagt Holger Fleischer. Allerdings wusste man eben auch schon länger, wie kompliziert die Waldpflege dort ist. Als „ungeliebt“ wurde der Burgberg praktisch immer weiter geschoben. 2019 bleibt fast die letzte Chance, um den Wald dort zu bewirtschaften. Allerdings gibt es harte Auflagen, unter anderem vom Denkmalschutz. Diese verteuern die Waldpflege. Noch gebe es Verhandlungen, doch schon jetzt sei absehbar, dass der Burgberg als Flächennaturdenkmal eine besondere Herausforderung wird. Unter anderem fällt die Arbeit mit schweren Forstmaschinen flach. „Der Denkmalschutz lässt nicht zu, dass wir nur ein Rad dort auf die Erde setzen“, sagt Fleischer. Deshalb werde man einen Seilkran zum Einsatz bringen. Pferde würden zum Herausziehen des Holzes zwar genehmigt. „Allerdings sind die Bäume zu stark. Das würden die Pferde nicht schaffen und wir bekämen Probleme mit dem Tierschutz“, sagt der Forstexperte.

Bei den Stadträten, denen er am Montag seinen Plan für 2019 vorstellte, sorgten die Auflagen für Kopfschütteln. „Es ist einfach nicht nachvollziehbar, dass aus dem Burgwald die Bäume am besten noch mit dem Hubschrauber herausgeholt werden müssten, kritisierte Bürgermeister Uwe Steglich (FDP) die Forderungen. Es gebe dort Wege, die auch jetzt schon entsprechend genutzt würden.

Am Burgberg beißt man sich in Stolpen schon seit Jahren die Zähne aus. Es könnte also durchaus passieren, dass der Wald auch im nächsten Jahr noch nicht verjüngt werden kann, weil die Auflagen das Vorhaben verteuern. Deshalb appellieren Stadträte wie Matthias Zumpe (CDU) auch daran, den Verkauf von Stadtwald zu überdenken. Der Burgwald selbst müsse aber in jedem Fall Eigentum der Stadt bleiben. Bei anderen Flächen wie zum Beispiel in Rennersdorf-Neudörfel solle man aber einen Verkauf nicht komplett ausschließen. Aus seiner Sicht sei es fraglich, ob eine Stadt überhaupt so viel Kommunalwald vorhalten müsse, so Zumpe. Es gab aber auch Gegenrede, so von Klaus Geißler (FDP). Er riet davon ab, Wald zu verkaufen. Im kommenden Jahr jedenfalls soll über die Zukunft des kommunalen Waldbestandes diskutiert werden.