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Unerwartete Hürde für Kühlhaus-Pläne

Der Verein hat viel vor mit seinem Nachbargelände in Görlitz-Weinhübel. Das Baugesetzbuch aber könnte das Vorhaben ganz schön in die Länge ziehen.

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© Nikolai Schmidt

Von Susanne Sodan

Görlitz. Die Kühlhäusler sind eher von der fixen Sorte. Im April dieses Jahres kündigten sie an, einen Campingplatz auf dem Nachbargelände hinterm Kühlhaus schaffen zu wollen. Zu Sommerbeginn schon startete die Probephase für den neuen Zeltplatz. Auf der benachbarten Fläche direkt hinterm Kühlhaus in Weinhübel hat der Kühlhaus-Verein noch mehr vor. Dort stehen drei alte Baracken, zwei Lagerhallen und eine Garagenreihe. Die Gebäude würde der Verein gerne sanieren, um Kreativwirtschaft anzusiedeln und touristische Angebote zu machen. Aus den Garagen zum Beispiel sollen kleine Hostelzimmer werden. Das Problem jetzt: „Das Gelände liegt im Außenbereich der Stadt“, erklärt Kühlhaus-Chef Danilo Kuscher. Konkret heißt das, mit einem Bauplan könnte es langwieriger und komplizierter werden als gedacht. Am heutigen Donnerstagabend wird das Kühlhaus deshalb auch Thema im Stadtrat sein.

Bereits vor zwei Jahren hatte der holländische Besitzer des Görlitzer Kühlhauses die Nachbarfläche bei einer Versteigerung erworben. Danach begann der Verein, das 1,7-Hektar-Gelände, es gehört auch ein Stück Wald dazu, aufzuräumen. Tonnenweise Müll ist dort über die Jahre illegal entsorgt worden. Ein Konzept wurde erstellt, dafür waren dieses Jahr fünf Studenten zum Praktikum vor Ort. Die angehenden Architekten, Designer und Freiraumgestalter haben mit den Kühlhäuslern zusammen die Ideen für die Nutzung der verfallenen Gebäude in der Nachbarschaft ausgearbeitet. Das riesige Kühlhaus selber stammt aus den 50er Jahren. Die Baracken auf dem Nachbargelände sind vermutlich in den 80er Jahren dazugekommen, als Unterkünfte für Gastarbeiter gebraucht wurden. Nun ist für eine der Baracken zum Beispiel geplant, Büros für Freiberufler in der Kreativwirtschaft einzurichten. In einer anderen Baracke könnten Atelierräume für kreative Görlitz-Urlauber entstehen oder andere, die sich kurzfristig für ein Projekt einmieten wollen.

Nun sollte es an die Umsetzung gehen. „Wir hatten bisher angenommen, das würde über ein ganz normales Baugenehmigungsverfahren laufen“, erzählt Danilo Kuscher. Das Bauamt der Stadtverwaltung wies ihn schließlich darauf hin, dass aber genau dieses Stück nach Baugesetzbuch im Außenbereich der Stadt liegt. Außenbereich bedeutet im Grunde immer, dass ein Bauvorhaben mehr Vorlaufzeit braucht, weil für die betreffende Fläche von Grund auf neu geplant werden muss, mit diversen Gutachten und Stellungnahmen verschiedener Ämter, Institutionen, oft auch Anliegern. Eine Lösung deutet sich aber an. Im Stadtrat heute Abend geht es um die Frage, ob die Pläne für die Kühlhaus-Nebenfläche mit einem vorhabenenbezogenen Bebauungsplan weiterkommen können. „Das Verfahren würde etwas schneller laufen“ erklärt Danilo Kuscher. „Für uns würde diese vorhabensbezogene Verfahrensweise bedeuten, dass nicht ein Jahr oder länger kompletter Stillstand herrscht, sondern man Stück für Stück vorankommt.“ Womöglich könnte man bereits kommendes Jahr eine Baugenehmigung beantragen. Kuscher ist guter Dinge, dass es klappt. Sein Eindruck ist, dass viele hinter dem Vorhaben des Kühlhaus-Vereins stehen.