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Umweltschule adé

In Hellerberge verabschiedeten sich die Grundschüler nicht nur in die Ferien, sondern für immer.

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© Sven Ellger

Von Sarah Herrmann

Tausende Schüler konnten am Freitag in Dresden ihre Zeugnisse entgegennehmen und sich in die Sommerferien verabschieden. Für einige Grundschüler war es ein Abschied für immer, sie wechseln nach der vierten Klasse ans Gymnasium oder die Oberschule. Doch an der Natur- und Umweltschule (NUS) auf dem Manfred-von-Ardenne-Ring zeigte sich am letzten Schultag ein anderes Bild als in den meisten Dresdner Schulen. Freude auf die Sommerferien mischte sich hier nicht nur für die Viertklässler mit Wehmut. Auch die Kinder aus der ersten, zweiten und dritten Klasse mussten sich von den Lehrkräften endgültig verabschieden.

Denn nach jahrelangem Gerichtsstreit mit dem Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) hatte das Oberverwaltungsgericht Bautzen am 11. Mai geurteilt, dass die Freie Grundschule in Hellerberge nicht genehmigungsfähig ist. Rund zwei Monate später schließt die Einrichtung für immer ihre Türen. Was mit den Räumen auf dem Manfred-von-Ardenne-Ring passiert, die neben dem Wald hauptsächlich bei schlechtem Wetter für den Unterricht genutzt wurden, weiß Schulleiterin Julia Pörschke nicht. In den Ferien würden dort noch Kinder betreut, Ende August muss der Verbund sozialpädagogischer Projekte (VSP) – Träger der Natur- und Umweltschule – sie an den Vermieter zurückgeben. Das Mobiliar wird indes auf andere Schulen und Kindertagesstätten aufgeteilt.

Nach neuen Schulen mussten sich auch die Eltern aller 65 Kinder umschauen. 16 kommen auf weiterführende Schulen, für 49 gibt es hingegen einen vorzeitigen Abschied von der NUS. „Die Eltern wurden über den Träger aufgefordert, ihre Kinder im zuständigen Grundschulbezirk anzumelden. Allen Eltern konnte ein Schulplatz zugewiesen werden“, teilt Petra Nikolov, Pressesprecherin des Lasub, mit. Die Schulen, die Kinder von der NUS aufnehmen, überschreiten dadurch nicht die zulässigen Klassengrößen, versichert die Sprecherin. An der 59. Grundschule auf dem Weißen Hirsch musste allerdings eine dritte zweite Klasse eingerichtet werden.

Für die Einrichtung auf der Kurparkstraße haben sich besonders viele Eltern entschieden – vor allem wegen ihrer Lage am Wald, die von den Lehrkräften häufig für Ausflüge genutzt wird. Auch Amelies Eltern haben sich für die Einrichtung entschieden. Die Zweitklässlerin ist traurig, dass sie nun die NUS verlässt. „Mir hat vor allem gefallen, dass wir so viel draußen waren“, sagt sie. An der neuen Schule lernen zumindest viele ihrer Freunde von der NUS. Dieses Glück hat die neunjährige Marianna nicht. Die Drittklässlerin wechselt an die 84. Grundschule in Hellerau. Sie fürchtet, dass der Unterricht dort weniger abwechslungsreich sein könnte.

Auch das Kollegium von 16 Lehrern und Pädagogen braucht neue Arbeitsplätze. Teilweise sind sie in einem anderen Projekt des Vereins VSP untergekommen. Der betreut in Dresden vier Kitas, einen Hort und hat Schulsozialarbeiter an mehreren Einrichtungen in der Stadt. „Wir sind aber dran, die Idee der Schule weiterzuleben“, sagt Schulleiterin Pörschke. Es habe sich bereits eine Initiative gebildet, die an eine Schulneugründung denkt. Vor allem Eltern engagieren sich dafür. Zudem ist bereits seit Längerem die Gründung einer Umweltoberschule geplant. Die muss für eine Genehmigung nicht die gleichen Kriterien erfüllen wie eine Grundschule. Bis dahin heißt es: Adé Umweltschule!