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Umbaupläne sind umstritten

Aus dem Gartenlokal der Sparte An der Linde soll ein Eigenheim werden. Die Räte lehnen das ab – zumindest für den Moment.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig. Die Lage ist verzwickt, und zwar für alle Beteiligten. Familie Spanier hat vor Jahren von der Stadt Leisnig die Gartengaststätte an der Linde gekauft. Weil sie die aus Altersgründen nicht mehr selbst bewirtschaften kann und sich kein Nachfolger gefunden hat, ist sie mit einer Kaufinteressentin im Gespräch. Die will den Flachbau innen so umbauen, dass sie sich dort wie in einem Eigenheim zuhause fühlt. Eine entsprechende Nutzungsänderung hat sie beim Landkreis beantragt. Auch die Kommune wird dazu befragt, weshalb der Antrag im Technischen Ausschuss am Donnerstagabend zur Diskussion stand.

Peggy Huber vom Bauamt der Stadt erklärte, dass dem Ansinnen aus Sicht der Verwaltung nicht zugestimmt werden kann. Dafür nannte sie mehrere Gründe. Der betreffende Bereich an der Jahnstraße sei laut Flächenplanung für Freizeit und Erholung ausgelegt, im offiziellen Plan als Fläche für Grün und Dauergartennutzung deklariert. Hinzu kommt, dass es sich um einen Außenbereich handelt.

Weiterhin stehe das Kleingartengesetz entgegen. Das verbiete dauerhaftes Wohnen in Kleingartenanlagen. Auch hinsichtlich der Erschließung sieht die Kommune Probleme. Wasser und Strom lägen zwar an, doch die Abwasserentsorgung werde derzeit über eine private Leitung und später die Anlage im Stadtbad praktiziert. „Wir befürchten, wenn wir die Umnutzung jetzt gestatten, dass es in dieser Anlage oder auch anderswo zu einer ungewollten Vorbildwirkung kommen kann, sich noch mehr Gärtner in ihren Lauben häuslich einrichten“, so Peggy Huber.

Trotz der Gesetzeslage auf der einen Seite wollten einige Stadträte über die Entwicklung an diesem Standort noch einmal nachdenken. „Wenn wir die Umnutzung nicht gestatten, verfällt das Gebäude. Doch Ruinen haben wir genug in der Stadt“, findet Stadtrat René Quandt (CDU). Nicht viel anders sieht es Elgine Tur de la Cruz (Linke), die gern beiden Seiten helfen will. Denn Fakt ist, so die Analyse der Räte, auch diese Gartengruppe hat mit Leerstand und den damit einhergehenden Problemen zu kämpfen. „Wichtig wäre, dass wir zeitnah mit dem Vorstand der Sparte sprechen und uns anhören, wie deren Zukunftsplanung aussieht“, so Mathias Voigtländer (CDU). Für Elgine Tur de la Cruz wäre denkbar, das Gartengruppenland der sich anschließenden Siedlung zuzuschlagen. Dann könnten an dieser Stelle weitere Eigenheime entstehen, so ihre Vorstellungen.

Für Bauamtsleiter Thomas Schröder ist das durchaus eine Option. Allerdings gab er zu bedenken, dass es dafür auf jeden Fall eines Bebauungsplanes bedürfe und den samt der Erschließung die Stadt Leisnig finanzieren müsste. Anders sehe es aus, wenn sich wie für das Baugebiet „Eichbergblick“ ein Bauträger fände.

Weil auf die Bauanfrage der jetzigen Gartengaststätten-Interessentin binnen zwei Monaten zu antworten ist, lehnen die Räte des Technischen Ausschusses den aktuellen Umnutzungsantrag mehrheitlich ab. In der Begründung folgen sie der Argumentation der Verwaltung. Das Kleingartengesetz könne nicht ausgehebelt werden. Außerdem wären so schnell nötige Planänderungen nicht zu realisieren. Mittel- und langfristig allerdings könnten sich einige Räte vorstellen, dass an der Jahnstraße Eigenheime entstehen – sollte die Gartengruppe für sich selbst keine Perspektive sehen. Immerhin gibt es im Stadtgebiet nur noch wenige bis keine Flächen mehr, die als Eigenheimstandorte ausgewiesen werden könnten.

„Über den vorliegenden Antrag wird allerdings abschließend die Bauverwaltung des Landkreises Mittelsachsen entscheiden“, sagte Thomas Schröder. Sollte die Behörde ihre Zustimmung erteilen, müsse die Kommune das hinnehmen. Dann sei mit der neuen Eigentümerin noch einiges zu regeln. Dem Bauamtsleiter zufolge gibt es im Moment eine Klausel, nach der die Gartengruppenmitglieder eine Außentoilette an der Gaststätte nutzen können. Das müsse auch weiterhin gewährleistet sein.