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UKM baut Produktion in Meißen aus

Der Autoteilehersteller investiert zwölf Millionen Euro in seine Standorte. Die Mitarbeiter sollen dadurch entlastet werden.

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© Claudia Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Beim Meißner Fahrzeugteilehersteller UKM stehen die Zeichen auf Wachstum. „Wir werden in den kommenden zwölf Monaten zwölf Millionen Euro in unsere Produktion investieren“, kündigt Geschäftsführer Thorsten Vogt (37) an. Etwa 25 Prozent davon sollen dem Stammsitz des Unternehmens in der Porzellanstadt zu Gute kommen, wo die Firmengeschichte 1912 ihren Anfang nahm.

„Momentan stellen wir in Meißen reichlich zehn Millionen Kolbenbolzen pro Jahr her. Diese Zahl möchten wir auf 15 Millionen erhöhen“, sagt Falk Kurze (41), der den Geschäftsbereich Kolbenbolzen leitet.

Notwendig seien die Investitionen, weil die Kapazitäten der sogenannten Schleiflinie, wo die Oberfläche der Motorteile bearbeitet wird, verdoppelt werden soll. Allerdings bedeute dies nicht, dass auch die Zahl der derzeit 55 Mitarbeiter verdoppelt werde. „Dennoch wird sich die Mitarbeiterzahl spürbar erhöhen“, sagt Kurze. Neben der Produktionsausweitung gibt es dafür noch einen weiteren Grund: „Wir haben aktuell ein Vierschichtsystem, das sich über sieben Tage erstreckt. Obwohl dabei von vier Teams immer eines das Wochenende frei hat, ist es für die Mitarbeiter eine enorme Belastung. Daher wollen wir durch die Neueinstellungen zu einem Dreischichtsystem wechseln, damit in Zukunft niemand mehr am Wochenende arbeiten muss.“

Wichtig sei das auch für die Rekrutierung von Fachkräften. „Die richtige Balance zwischen Arbeit und Beruf spielt heutzutage bei jüngeren Arbeitnehmern eine entscheidende Rolle. Diesem Trend tragen wir Rechnung“, sagt Thorsten Vogt.

Deshalb gebe es im Jahr auch zwei Gesundheitstage, bei denen Bewegungen aus dem Arbeitsalltag analysiert würden, um bei Beschwerden gegenzusteuern. „Beispielsweise lernen die Mitarbeiter bei den Schulungen Übungen für die Brust-Rücken-Muskulatur“, erklärt der Geschäftsführer, der sich darüber hinaus dafür einsetzt, dass das Gemeinschaftsgefühl im Unternehmen gestärkt wird.

„Weil uns das am Herzen liegt, haben wir vor zwei Wochen in Dresden an der Rewe-Team-Challenge teilgenommen und allen Mitarbeitern die Startgebühr und ein vorheriges Lauftraining bezahlt“, sagt Vogt. Warum es essenziell ist, sich dermaßen, um seine Mitarbeiter zu bemühen, erklärt der 37-Jährige folgendermaßen:

„Zum einen herrscht bei uns ein familiärer Geist und wir möchten eigentlich jeden gern von der Lehre bis zur Rente behalten. Zum anderen haben wir vor einigen Wochen gesehen, als in der Region 38 Betriebe händeringend 177 CNC-Fachkräfte gesucht haben, wie schwer es ist, gute Leute zu bekommen“, sagt Vogt, der an den Standorten Meißen, Radebeul, Hirschfeld und Vieux Charmont 650 Mitarbeiter beschäftigt. Hinzu kommen 15 Azubis, die im ersten Lehrjahr 860 Euro brutto im Monat erhalten sowie bis zu fünf Studenten aus dem kaufmännischen Bereich .

Dass es dem aus einem Handwerksbetrieb hervorgegangenen Unternehmen so gut geht wie heute, war nicht immer so. Noch vor wenigen Jahren ging UKM durch eine tiefe Krise. „Wir waren damals ein Hauptlieferant für Volkswagen und haben Antriebe für die Pumpe-Düse-Einheit von Dieselmotoren hergestellt. Als VW dann ankündigte, dieses System nicht mehr zu verwenden, und 2008 noch die Weltwirtschaftskrise hinzukam, mussten wir von 700 Mitarbeitern fast die Hälfte entlassen“, erinnert sich Vogt. Entmutigen ließen sich die Verantwortlichen davon aber nicht, sondern nutzten die Krise als Chance. „Wir haben uns breiter aufgestellt und neben langjährigen Kunden wie Bosch neue Partner wie Conti, Delphi und Federal-Mogul gewonnen.“ Thorsten Vogt ergänzt: „Von den 20 größten Automobilzulieferern der Welt sind fünf unsere Kunden.“ Unter anderem greift UKM den Trend zu kleinen, aber leistungsstarken Motoren auf und stellt in Hirschfeld Turboladerwellen her.

Obwohl das Geschäft gut läuft und nach 42 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2015 bald die 100-Millionen-Marke knacken soll, denkt Thorsten Vogt bereits weiter. „Ich verfolge die Entwicklung auf dem Automarkt genau und gehe nicht davon aus, dass sich das reine Elektroauto durchsetzen wird. Vielmehr wird es ein Hybrid sein. Und der braucht ebenfalls Kolbenbolzen.“

Teil der Strategie war auch der Kauf der Radebeuler Umformtechnik im vergangenen Jahr. „Dass passt ganz gut. Während wir Stahlteile umformen und bearbeiten, sind es in Radebeul Aluteile.“ Diese kämen nicht nur im Automotive- und Zweiradbereich vor, sondern könnten auch in Bindungen von Skiern oder in Gelenken von Markisen eingesetzt werden, so Vogt, der die Firma durch die Produktvielfalt unabhängiger von Schwankungen in einzelnen Bereichen machen will.