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Überwachung bald in HD

Pulsnitz will neue Kameras anschaffen. Sollte auch der Markt ins Visier kommen?

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© Photo: Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Die weißen Kameras auf dem Busplatz in Pulsnitz sind nicht zu übersehen. Sechs sind es eigentlich insgesamt. An einem Mast gucken nur noch die Drähte raus. Sie Kameras sind auf die Bushäuschen gerichtet und auf die öffentliche Toilette. So beklebt und beschmiert die Unterstände aussehen, ist die Überwachung wohl berechtigt. Im Stadtrat kam das Thema auf die Videoüberwachung kürzlich wegen des Marktbrunnens. Den hatten Rowdys demoliert. Ein Stadtrat regte die Kameraüberwachung an. Denn die Reparatur des Brunnens kostete einiges. Wenn die Täter greifbar wären, könnten sie auch zur Kasse gebeten werden. Vielleicht spielten bei den Gedanken auch die Schlagzeilen aus Chemnitz zur Videoüberwachung eine Rolle. Wo die Stadt mit dutzenden Kameras der wachsenden Kriminalität beikommen will.

Eine Überwachung wäre in dem Fall leicht vom Rathaus aus möglich, schätzt der Technikfachmann im Rathaus, Steffen Kirst, ein. Ob das wegen eines Vorfalls nötig ist, sei aber fraglich. Es gebe schlimmere Plätze und schlimmeren Vandalismus, so Bürgermeisterin Barbara Lüke. Der Busplatz sei auf jeden Fall Brennpunkt und auch der Stadtpark, schätzt die Bürgermeisterin ein. Dort sehe es oft katastrophal aus. Der Bauhof komme mit dem Aufräumen kaum hinterher. Auch die Grünanlage im Bereich der Fabrik Straße/Grünen Straße sei ein solcher Brennpunkt. Dort gebe es durchaus abends Trubel, Musik, zerbrochene Flaschen, Anwohnerbeschwerden.

Vandalismus ist teuer

Barbara Lüke stellt in dem Zusammenhang klar, dass es keine Ruhe-, sondern eine Freizeitoase sei: „Wir können und wollen die Jugendlichen nicht überall vertreiben.“ Die Stadt setzt auf Moderation zwischen Jugendgruppen und Gespräche. Die habe es auch schon an der Schule gegeben. Sie wolle in dem Zusammenhang auch die Eltern ansprechen, so Barbara Lüke, und ihre Unterstützung einfordern. Denn es könne nicht sein, dass Minderjährige um 23 Uhr noch im Park unterwegs sind. Außerdem wünsche sich die Rathauschefin, dass die Pulsnitzer nicht weggucken, wenn sie Vandalismus oder Rowdytum beobachten, sondern Alarm schlagen.

„Wir sind zum Glück nicht Chemnitz“, schätzt man im Pulsnitzer Rathaus ein. Es sei letztlich nicht alles mit Kameras zu lösen. Die Videoüberwachung soll derzeit vorzugsweise auf den Busplatz konzentriert bleiben. Dort gibt es die größten Probleme. Deshalb sind Veränderungen geplant. Bisher gibt es dort einen Videorekorder und veraltete Kameratechnik. Steffen Kirst: „Ein antikes System, übers Erdreich verkabelt, ohne Live-Zugriff.“ Und mit schlechter Bildqualität. Es habe seine Dienste geleistet. Fahndungserfolge zu benennen sei nicht so einfach, schätzt Ordnungsamtsleiter Heiko Hirsch ein. In der Regel melde sich die Polizei bei der Stadt und sichte dann die Aufnahmen, wenn es Anzeigen gibt. Zum Beispiel bei Fahrrad- oder wie jüngst bei einem Mopeddiebstahl. Aber die Stadt erhalte keine Rückmeldung, wenn es tatsächlich Ermittlungserfolge gebe. Einer Blutspur am WC-Häuschen sei man mal nachgegangen. Die stellte sich aber als harmlos heraus.

Ein Problem sind Schmierereien und Aufkleber. Es sei aber bisher schwierig gewesen, meist aus Gruppen heraus, Täter auszumachen. Das soll sich nun ändern. Die Stadt will den Busplatz im kommenden Jahr mit Hightech aufrüsten, sofern das nötige Geld bereitsteht. Hochauflösende Digitaltechnik – HD-Kameras – soll dafür angeschafft werden. Die sollen gestochen scharfe Bilder liefern. Täter sollen besser erkennbar werden und die Aufklärung von Delikten erleichtern. Vandalismusschäden seien teuer. Das Geld fehle an anderer Stelle. So hofft die Stadt auch, Täter öfter zum Schadenersatz heranziehen zu können.

Eine abschreckende Wirkung

Beim Nachbarn Großröhrsdorf zum Beispiel ist schon weitgehend digitale Technik im Einsatz. Dort verweist man auf die höhere Aufklärungsquote durch den Videobeweis und die abschreckende Wirkung. Pulsnitz will nun nachziehen. Wie die neue Lösung im Detail aussehen wird, darüber werde gerade diskutiert. Die vorhandene Technik sei zwar alt, aber sicher vor Hackerangriffen als in sich geschlossenes System. Bei Wlan im öffentlichen Bereich seien Sicherheitsfragen zu beantworten. Sind verschlüsselte Systeme wirklich sicher? Auch Systeme über das Stromnetz seien zu prüfen. Die alten weißen Kameras sind jedenfalls bald Geschichte.