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U-Haft für Bürgermeister von Tourismusort in Montenegro

Podgorica. Wegen Verdachts auf groß angelegte Korruption sind der Bürgermeister der montenegrinischen Tourismushochburg Budva, Rajko Kuljaca, und neun weitere führende Beamte festgenommen worden. Die...

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Podgorica. Wegen Verdachts auf groß angelegte Korruption sind der Bürgermeister der montenegrinischen Tourismushochburg Budva, Rajko Kuljaca, und neun weitere führende Beamte festgenommen worden. Die Männer sollen für einen der größten Bauskandale in der auch bei ausländischen Gästen beliebten Stadt an der südlichen Adria verantwortlich sein. Dabei sollen über elf Millionen Euro in private Taschen geflossen sein.

Zwei Tage nach der Festnahme ordnete ein Richter am Sonntag in der Hauptstadt Podgorica an, dass die Verdächtigen zunächst einen Monat in Untersuchungshaft bleiben müssen. Sie bestritten die Vorwürfe vor dem Haftrichter, wie Medien berichteten.

Die Festnahme der Gruppe am vergangenen Freitag hatte in dem kleinen Balkanland ein schweres politisches Beben ausgelöst. Denn unter den Beschuldigten ist auch Vize-Bürgermeister Dragan Marovic, der Bruder des bisherigen stellvertretenden Regierungschefs Svetozar Marovic. Die beiden Brüder galten seit langem als die heimlichen Herrscher von Budva und als praktisch unantastbar. Svetozar Marovic hatte behauptet, die Festnahme seines Bruder ziele in Wahrheit auf ihn ab, um ihn als einen der mächtigsten Politiker im Lande auszuschalten.

Die Stadt Budva hatte russischen Investoren ohne jede rechtliche Voraussetzung die Halbinsel Zavala vor den Toren der historischen Altstadtmauern überlassen, um dort Luxusappartements für Superreiche zu bauen. Inzwischen ist der Investor abgesprungen und die früher wegen ihrer Naturschönheit bekannte Halbinsel ist seit Jahren mit stillgelegten Rohbauten verschandelt. Der Dachverband der Bürgerinitiativen MANS hatte vor zwei Jahren Strafanzeige wegen Korruption gestellt.

MANS hatte am Wochenende noch einmal die Einzelheiten des mutmaßlichen Bauskandals veröffentlicht. Westliche Diplomaten in Montenegros Hauptstadt begrüßten den Schritt der Justiz als großen Schritt bei der Bekämpfung von Korruption und organisierter Kriminalität. Das kleine Land war erst in diesem Monat zum EU-Beitrittskandidaten aufgestiegen. Für eine weitere Annäherung an Brüssel waren von der EU-Kommission gerade Erfolge im Kampf gegen die Korruption als eine der wichtigsten Voraussetzungen benannt worden. (dpa)