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Triumph für einen verunglückten Freund

Ana Carrasco gewinnt als erste Frau einen WM-Titel auf dem Motorrad. Ihre ersten Gedanken gelten einem Landsmann.

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© dpa

Von Uli Schember

Sie hielt mit ihrer Kawasaki auf der Strecke an und wischte sich unter dem Visier die Tränen aus den Augen. Überwältigt vom größten Erfolg ihrer Karriere hielt Ana Carrasco inne, an einem historischen Tag. Die Spanierin hatte beim dramatischen Finale in Magny-Cours als erste Motorrad-Rennfahrerin einen Titel in einer Straßen-Weltmeisterschaft geholt. „Pink Warrior“ Carrasco ist mit 21 am Ziel.

„Das ist für mich unglaublich. Wir haben so hart gearbeitet, um hierherzukommen“, sagte Carrasco nach ihrem sensationellen Triumph am Sonntag: „Ich kann mich beim Kawasaki-Team nur bedanken, auch bei meiner Familie und meinen Freunden, sie haben in diesem Jahr alles gegeben.“ Nach ihrem Erfolg dachte sie an ihren vor zwei Jahren in Barcelona tödlich verunglückten Landsmann Luis Salom. „Wir waren gute Freunde. An dem Tag, als wir ihn verloren haben, habe ich mir selbst versprochen, dass ich meinen ersten Titel ihm widme“, sagte Carrasco.

Obwohl sie zwischen 2013 und 2015 Erfahrungen in der Moto3 gesammelt hatte, startete Carrasco erst nach ihrem Wechsel in die Supersport-WM so richtig durch. Ab 2017 fuhr sie in der SSP 300-Kategorie in der Weltmeisterschaft für seriennahe Maschinen und triumphierte schon nach wenigen Monaten in Portimao als erste Rennfahrerin bei einem Lauf in einer Straßen-WM. „Die Frauen werden niemals in der Überzahl sein, so viel ist klar“, sagte Carrasco damals. Jetzt hat sie bewiesen, was möglich ist. Sie ist mit ihrem Erfolg das perfekte Vorbild für andere Rennfahrerinnen. Unter dem Hashtag „#UnstoppableAna“ wird sie bei Twitter gefeiert.

Carrasco, die sich vor Jahren in Assen einen „Grid Boy“ in die Startaufstellung geholt hatte, stammt wie viele ihrer Gegner aus einer Motorrad-Familie. Ihr Vater war Mechaniker und Rennfahrer. „Mit drei Jahren habe ich ein Bike bekommen, da habe ich angefangen“, so Carrasco. An einen Weltmeistertitel dachte sie damals nicht. In dieser Saison hatte Carrasco mit ihrer Kawasaki Ninja vom DS Junior Team die Läufe in Imola und in Donington gewonnen. Der größte Sieg gelang ihr in Frankreich, auch wenn sie am Sonntag nicht auf dem Treppchen stand. (sid)