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Tristesse statt Romantik

Schloss Albrechtsberg ist beliebt, doch ohne seine Terrassen nur eingeschränkt nutzbar. Dafür freuen sich andere Mieter.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Die Tür geht auf und der Besucher findet sich in der Vergangenheit wieder. Prunk, wohin das Auge blickt. Auch wenn er wegen einer nicht standesgemäßen Ehe am preußischen Hof unerwünscht war, hat Prinz Albrecht von Preußen in seinem Dresdner Schloss Albrechtsberg Wert auf größten Luxus gelegt. Das war in der Bauzeit 1850 bis 1854 enorm wichtig.

Doch so schön die Räume im Schloss saniert sind, so traurig präsentiert sich das einst so zauberhafte Römische Bad. Die Terrassenanlage unterhalb des Schlosses wird von einem großen Bassin und halbkreisförmigem Säulengang gekrönt. Viele Gäste erinnern sich an romantische Sommerabende und Konzerte vor der sprudelnden Fontäne. Doch die ist längst versiegt, die Platten im Becken biegen sich hoch, dazwischen wächst Unkraut. Seit sieben Jahren gammelt das Bad vor sich hin. Wandelten früher Hochzeitspaare zwischen den Säulen, hängen jetzt Fledermäuse in den Deckenwölbungen. Das umgekippte Bauschild am Eingang spiegelt den Zustand der Anlage perfekt wider.

Ulrich Finger würde das Römische Bad liebend gern wieder für seine Gäste nutzbar machen. Vor allem die vielen Hochzeitspaare fänden hier den perfekten Ort für Fotos. Doch auf die Sanierung hat der Chef der Messe Dresden GmbH, die auch Schloss Albrechtsberg betreibt, keinen Einfluss. „Das ist Sache der Stadt. Wir haben das Bad 2013 ausdrücklich nicht mit übernommen, da wir wussten, dass die Sanierung enorm teuer werden wird“, sagt Finger. Mit den 200 000 Euro, die die Messe jährlich ins Schloss stecken kann, lässt Finger derzeit das Lederzimmer restaurieren, das eigentlich ein Pappmaché-Zimmer ist. Getrickst wurde auch schon früher, wenn das Geld knapp war. Geld braucht Finger auch für das Parkett oder die Heizkörper aus DDR-Zeiten. „Das schaffen wir Stück für Stück. Das Römische Bad allerdings nicht“, sagt der Messechef.

Dabei hat die Stadt bereits 1.6 Millionen Euro in die Sanierung des Säulenganges und der östlichen Freitreppe investiert. Doch seit 2014 ruhen die Arbeiten, die Anlage ist weiträumig abgesperrt. Darin ist noch viel zu tun: Die Gebäudesubstanz des Portikus und der Freitreppe West muss erneuert werden, außerdem ist die historische Wasser- und Gartenanlage zu rekonstruieren. Weitere 3,1 Millionen Euro sind nötig, um das Ensemble wieder auf Vordermann zu bringen, wie eine Analyse des Bauzustandes 2016 ergab. Doch die Gäste müssen weiter warten, ehe sie das Römische Bad nutzen können. Geld soll es erst im nächsten Doppelhaushalt 2019/20 geben. Zudem recherchieren die Mitarbeiter des Hochbauamtes nach möglichen Fördermitteln. Wenn das Geld da ist, könne sofort losgebaut werden, so die Stadt.

Ganz einfach wird das jedoch nicht, denn die jetzigen Bewohner des Römischen Bades fühlen sich dort so wohl, dass sie sich ordentlich vermehrt haben, wie aus einem artenschutzrechtlichen Gutachten hervorgeht, das die aktuelle Situation untersucht hat. Im Bereich der Kolonnade befindet sich ein überregional bedeutsames Zwischen-, Paarungs- und Winterquartier der Fledermausart Großer Abendsegler. Zudem nutzen weitere neun Fledermausarten diese Anlage zwischen Frühjahr und Herbst. Alle Tiere sind streng geschützt.

Deshalb muss bei der Sanierung des Römischen Bades der Bauablauf so gestaltet werden, dass die Fledermäuse nicht gestört oder gar getötet und Quartiere müssen erhalten werden. Ein Fachgutachter begleitet die Schutzmaßnahmen für die Fledermäuse während der gesamten Bauzeit und koordiniert die Arbeiten.