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Tresorgeheimnis kehrt ins Bankhaus zurück

Das Gebäude am Dr.-Külz-Ring wird saniert. Bald dürfen auch die Dresdner dort wieder in die Schalterhalle.

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© Maximilian Helm

Von Nora Domschke

So muss sich die Olsenbande gefühlt haben, wenn sich die dicke Stahltür zum Tresor endlich öffnete. Was verbirgt sich hinter dem schweren Koloss mit dem goldenen Firmenschild „S.J. Arnheim Berlin“? Zunächst eine zweite Tür, dann zeigt sich – nichts als gähnende Leere. Kein Wunder, seit fünf Jahren wird das Bankgebäude am Dr.-Külz-Ring nicht mehr genutzt. Nun soll wieder Leben einziehen.

Die Tresortür ist für sie kein Problem: Nico Appelt, Chef der Ärzteversorgung, und Architekt Gordon Knoll.
Die Tresortür ist für sie kein Problem: Nico Appelt, Chef der Ärzteversorgung, und Architekt Gordon Knoll. © Maximilian Helm
Im kleinen Tresorraum können wertvolle Dokumente eingelagert werden. Das Regalsystem steht schon.
Im kleinen Tresorraum können wertvolle Dokumente eingelagert werden. Das Regalsystem steht schon. © Maximilian Helm
Auch die Fassade des Gebäudes zwischen Waisenhausstraße und Dr.-Külz-Ring wird saniert.
Auch die Fassade des Gebäudes zwischen Waisenhausstraße und Dr.-Külz-Ring wird saniert. © Maximilian Helm

Die Sächsische Ärzteversorgung hatte das markante Gebäude in der Dresdner Innenstadt Anfang 2014 gekauft, seitdem haben die Architekten Rolf Gast und Gordon Knoll die Sanierung geplant. Nun ist das Haus bis Mitte 2019 eine Großbaustelle. „Wir freuen uns schon auf den Einzug“, sagt Nico Appelt. Er ist Geschäftsführer der Sächsischen Ärzteversorgung, die 1991 gegründet wurde und derzeit etwa 18 7000 Ärzte und Tierärzte betreut. Diese zahlen Beiträge für die Rente oder den Fall einer Berufsunfähigkeit ein – die Ärzteversorgung wiederum legt das Geld gewinnbringend an. In Immobilien zum Beispiel. Zurzeit verwaltet die Ärzteversorgung ein Immobilienvermögen von 1,2 Milliarden Euro in ganz Europa. „In Helsinki sanieren wir gerade ein ähnliches Gebäude wie das hier in Dresden am Dr.-Külz-Ring“ sagt Appelt.

Ein Blick in die Kassenhalle

Das Herzstück des ehemaligen Dresdner Bankhauses sind die beiden Tresorräume. Sie sollen auch künftig zur Aufbewahrung genutzt werden – allerdings nicht für Geld. Im kleineren Tresorraum ist ein komplettes Regalsystem erhalten. „Hier könnten Mieter Akten lagern, die besonders gesichert werden müssen“, sagt Architekt Gordon Knoll. In den oberen Geschossen des 1905 fertiggestellten Gebäudes sollen Büroräume entstehen, in die die Geschäftsstelle der Ärzteversorgung mit ihren 40 Mitarbeitern einziehen wird. Derzeit teilen sie sich einen Neubau an der Stauffenbergallee mit der Landesärztekammer, die sich dort aber erweitern will.

Vor dem Einzug ins Bankhaus ist allerdings noch einiges zu tun. So wird über der früheren Kassenhalle eine Zwischendecke eingebaut, anstatt Tageslicht erhellen Lampen später den großen Saal. Das Motiv der Glas-Stahl-Kuppel wird indes im Raum darüber noch einmal aufgegriffen; dort entsteht eine neue Konstruktion dieser Art. Bei den Bauarbeiten entdecken die Architekten immer wieder Unerwartetes. Denn nicht nur an der Fassade und der Höhe des Gebäudes hat es in den letzten Jahrzehnten erhebliche Veränderungen gegeben.

So ist auch der originale Marmorstuck hinter einer Putzschicht verschwunden. „Die Ausstattung war ursprünglich sehr üppig und vor allem sehr teuer“, sagt Rolf Gast. Und auch farbenfroher, als das schlichte Weiß an den Wänden heute vermuten lässt. Restauratoren befassen sich derzeit mit einem möglichen Farbkonzept. „Der weiße Stuck im Saal bleibt aber erhalten“, sagt Nico Appelt. Wie viel Geld die Ärzteversorgung in Sanierung und Umbau des Hauses steckt, will er nicht verraten. Fest steht: Mit dieser sicher nicht kleinen Investition wird in Dresden ein besonderes Denkmal erhalten. Es ist, neben dem Gewandhaus und dem Hauptbahnhof, eines der wenigen Gebäude in der Dresdner Innenstadt, das den Bombenangriff in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 ohne größere Schäden überstanden hat. „Dank einer Stahlkonstruktion“, erklärt Architekt Rolf Gast. Acht riesige Stahlstützen wurden mit Ziegelsteinen ausgemauert, in den Decken wurde Stahlträger verbaut. „Das hat dem Feuer standgehalten.“

Wenn das Bankhaus fertig ist, dürfen die Dresdner wieder einen Blick ins Innere werfen. Allerdings nicht in die Tresorräume, dafür aber in das Treppenhaus mit seinem gut erhaltenen Jugendstil-Geländer und in die Empfangs- und Kassenhalle. Sie bietet Platz für gut 350 Gäste von Veranstaltungen und Tagungen.