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Treckerfahren lockt

Die Agrargenossenschaft Radeburg bildet regelmäßig Lehrlinge aus. Auch die jüngst Ausgelernten bleiben ihr treu.

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© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Großdittmannsdorf. Jetzt sitzt er nicht mehr als Azubi, sondern als Landwirt auf dem Radlader. Für diesen Abschluss hat Fabian Trepte drei Jahre gelernt und gearbeitet. Für seinen Wunschberuf. Andere Ziele gab es für ihn nicht wirklich. Außer vielleicht Schlosser, wie sein Vater, sagt der 21-Jährige. Sein Herz gehört der Technik – das wird aus jedem Satz deutlich. Und weil beim Landwirt viel frische Luft dazu kommt, machte der das Rennen.

Mit der Landwirtschaft ist Fabian Trepte aufgewachsen. Daheim auf dem Hof in Bärwalde – hier gibt es einen Stützpunkt der Agrargenossenschaft – hält der Vater nebenbei Kühe und Schafe, baut unter anderem Kartoffeln an. Vor allem das Traktor-Fahren, anfangs das Mitfahren, begeistert den Jungen. Eine Option für die Zukunft? Der Vater ermuntert ihn, sich dort für eine Lehre zu bewerben, wo er selbst und zu DDR-Zeiten schon der Opa arbeiten – bei der Agrargenossenschaft Radeburg mit Geschäftsstellensitz in Großdittmannsdorf.

Die Ausbildung dort hat auch in Fachkreisen einen guten Ruf. Auf den ist Feldbau-Vorstand Heiko Hennersdorf stolz. Damit stellt das Unternehmen schließlich die Weichen für seine Entwicklung, bildet die jungen Leute gezielt für den Einsatz im eigenen Betrieb aus.

Das hat in den vergangenen Jahren immer geklappt, sagt Heiko Hennersdorf. 2017 wurden zwei Melkerinnen übernommen. Dieses Jahr die Landwirt-Azubis. Eine studiert nun in Pillnitz. Voraussetzung für eine Arbeit in der Leitungsebene. Die anderen drei sind in Pflanzenbau und Tierproduktion zu finden, speziell ausgebildet für den Milchrind-Betrieb. Aufgrund der natürlichen Entwicklung – Ausscheiden durch Rente oder Krankheit – stehen entsprechende Arbeitsplätze zur Verfügung.

Probleme, genügend Ausbildungswillige zu finden, hat die Genossenschaft nicht. Die Vorstellungen von den künftigen Kollegen sind konkret. Sie sollten möglichst aus der näheren Region kommen. Immerhin beginnt die Arbeit im Kuhstall um 6 Uhr. Wer kann denn jeden Tag aus Chemnitz anreisen? Auch von dort wurden schon Bewerber vermittelt, sagt Heiko Hennersdorf. In solchen Fällen werde versucht, Betriebe in Wohnortnähe zu finden. Und für sich eben junge Leute aus der Umgebung. Deshalb macht die Agrargenossenschaft an den Schulen Werbung, kommen schon Fünftklässler zu einem praktischen Tag ins Unternehmen, auch später sind Schüler gern gesehen. Damit sie beizeiten herausfinden können: Ist das was für mich?

Noch eine wichtige Voraussetzung: der Führerschein. Er ist bereits im ersten Lehrjahr zwingend nötig, sagt Heiko Hennersdorf. Die Azubis müssen Maschinen bewegen können, werden nicht nur zum Halle-Kehren oder Schubkarre fahren eingesetzt. Da müssen alle in Grün, die Farbe der Arbeitskleidung, ran, versichert der Vorstand.

Damit der Führerschein rechtzeitig vorliegt, leistet die Genossenschaft auch Hilfe. Stellte beispielsweise Traktor und Hänger für die Ausbildung eines künftigen Lehrlings zur Verfügung, damit er die Fahrerlaubnis noch in der Schule machen konnte.

Für Fabian kein Problem, er hat den begehrten Schein zu Lehrbeginn in der Tasche. Und bisher nicht den geringsten Zweifel an der Richtigkeit seiner Berufswahl. Die großen Maschinen begeistern ihn ebenso wie die Hilfsbereitschaft unter den Kollegen. Auch wenn das schon mal mit einer deutlichen Ansage verbunden sein kann, weil was nicht gleich so funktioniert wie erwartet.

Und was bedeutet es, dass der Lohn nicht unbedingt berauschend zu nennen ist? Er habe vorher gewusst, dass er als Landwirt nicht so viel verdient, sagt Fabian Trepte. Die Facharbeiter erhalten Heiko Hennersdorf zufolge Mindestlohn und gesetzliche Zuschläge.

Trotzdem würde sich Jungfacharbeiter Fabian wieder so entscheiden. Für die Arbeit mit den Maschinen, ab 150 000 Euro teuer und mit modernster Computertechnik ausgerüstet. Mit GPS-Überwachung, damit noch schneller und mehr bearbeitet werden kann. Bei neuer Technik besuchen die Lehrlinge und alle anderen Maschinenbediener regelmäßig vom Betrieb finanzierte Lehrgänge. Nächstes Jahr wird sich Fabian Trepte für den Mähdrescher und eine neue Drillmaschine weiterbilden lassen.

Und daheim, in der Freizeit, geht es weiter mit der Landwirtschaft. Natürlich mit seinen beiden Traktoren, einem Holder B12 von 1958 und einem Deutz von 2017. Bevor er wieder Mais abfährt vom Feld zum Silo in Großdittmannsdorf.

www.agrargenossenschaft-radeburg.de