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Trecker im Schlepptau

Nicht nur wegen des Bulldog-Ziehens ist das Bühlauer Dorffest beliebt. Seit Jahren zieht es Tausende auf den Sportplatz.

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© Steffen Unger

Von Manuela Paul

Bühlau. Peggy Seifert beweist Stärke. Vier Tonnen bewegen? Kein Problem. Die 21- jährige Bühlauerin weiß, wie’s geht. In die Hände gespuckt, Seil gepackt und mit aller Kraft den alten Lanz-Bulldog übern Platz ziehen. Ganz allein schafft Peggy Seifert das allerdings nicht. Acht Frauen dürfen pro Mannschaft ran, wenn beim Bühlauer Dorffest darum gewetteifert wird, den historischen Trecker in kürzester Zeit über die 20 Meter-Strecke zu bewegen. Fünf ziehen, drei dürfen schieben. Bei den Männern dürfen nur fünf pro Team antreten und schieben gibt’s da nicht. Nur ziehen.

Das Kräftemessen beim Bulldogziehen ist nur einer der vielen Programmpunkte des Dorffestes, welches der örtliche Kulturverein gemeinsam mit vielen fleißigen Helfern organisiert. Dass die Bühlauer zu feiern verstehen, beweist nicht nur der Fakt, dass die Organisatoren jedes Jahr einen wahren Besucheransturm zu ihrem dreitägigen Fest verzeichnen. Sondern auch, dass sie bereits seit einem halben Jahrhundert so eine Dorf-Party auf die Beine stellen.

Begonnen hat das Ganze nämlich zu tiefsten DDR-Zeiten. Damals begingen die Bühlauer gemeinsam mit Lauterbach das Fest der Genossenschaftsbauern. Ein Jahr in Bühlau, das andere in Lauterbach. Später mauserte sich das Ganze dann zum jährlichen Dorffest. Nach der Wende war allerdings erst einmal Schluss. Doch weil die Feste immer so schön waren, ließ der Kulturverein die Tradition schließlich wieder aufleben.

29. Bühlauer Dorffest

Freitag, 7. September, 19 Uhr: Bierprobe mit DJ Alex

Sonnabend, 8. September: ab 10 Uhr: Ausstellung und Vorführung Modell-Dampfmaschinen; ab 14 Uhr: Familiennachmittag; 21.30 Uhr: Musikalisches Feuerwerk

Sonntag, 9. September: ab 14 Uhr: Live-Musik mit der Schalmeienkapelle Lauterbach, 16 Uhr: 20. Meisterschaft im Bulldog-Ziehen

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Seit 1992 gibt es die drei tollen Tage wieder, erzählt Vorstandsmitglied Rainer Fröhlich. Zwar hätten seinerzeit einige Schwarzseher geunkt, dass im September schon Herbst sei und da wohl keiner kommen werde, doch die Realität strafte die Miesepeter Lügen. Das Bühlauer Dorffest erfreut sich großer Beliebtheit. Obwohl rings um die kleine Ortschaft ebenfalls feste gefeiert wird, strömen die Besucher zu Tausenden. Und natürlich ist auch ganz Bühlau auf den Beinen. Die Organisatoren freut’s. „Bisher hatten wir auch immer Glück mit dem Wetter“, resümiert Rainer Fröhlich. Auch diesmal zeigt sich Petrus gnädig – falls man den Vorhersagen der Meteorologen Glauben schenken darf.

Bereist zum 29. Mal nimmt das Festkomitee die zusätzliche Arbeit, die mit der Organisation eines solchen Events verbunden ist, auf sich. „Wir machen das gern. Es macht ja auch Spaß“, erklären Mitorganisatorinnen Katharina Zange und Cornelia Schewe. Vor allem, weil den Leuten gefällt, was sie auf die Beine stellen. Kein Wunder, dass sie an Bewährtem festhalten. Das Bulldog-Ziehen findet dieses Jahr zum 20. Mal statt. Voriges Jahr durften die Besucher das 20. musikalische Feuerwerk genießen. Und nächstes Jahr stehen gleich zwei Jubiläen ins Haus: das 30. Dorffest und das 25. Hähnekrähen.

Die Bühlauer versuchen immer, Besonderes zu bieten. Diesmal ist es eine Ausstellung von Modell-Dampfmaschinen, die Jürgen Seifert organisiert. Bei früheren Festen hatte der 58-Jährige den Hut für die Oldtimer-Schau auf. Denn der Kfz-Freak liebt historische Fahrzeuge. Er stellt seinen Trecker fürs Bulldog-Ziehen zur Verfügung. Das taubenblaue Gefährt kaufte sich der Bühlauer von seinem ersten Gesellengehalt. „Ich war schon immer Fan dieser Maschinen“, erklärt Jürgen Seifert den für einen Jugendlichen ungewöhnlichen Kauf.

Seine Liebe zu historischen Fahrzeugen entstand im elterlichen Fuhrbetrieb. Einen Lanz besaß sein Vater schon. Der 58-Jährige verliebte sich bereits als Kind in den unverwechselbaren Klang, den ein Bulldog-Motor von sich gibt. Inzwischen besitzt Jürgen Seifert vier der historischen Zugmaschinen, einen fast 50 Jahre alten Lkw „und noch bissel was anderes“, wie er augenzwinkernd verrät. Die Technik aufzuarbeiten ist Hobby des gelernten Kfz-Schlossers. Er schraubt unheimlich gern – auch nach Feierabend und an Wochenenden. Dieses Wochenende steht er nicht in der Werkstatt, sondern auf dem Festplatz. Da wird gefeiert. Und natürlich Töchterchen Peggy beim Bulldog-Ziehen angefeuert.