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Trauer um den Kinomann

Jahrzehntelang hielt Wolfgang Ihle die Bischofswerdaer Volkslichtspiele am Laufen, auch in schweren Zeiten. Jetzt ist er gestorben.

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© Archivfoto: Rocci Klein

Bischofswerda. Der langjährige Leiter der Volkslichtspiele Bischofswerda Wolfgang Ihle ist tot. Er starb bereits am 18. Juli, wie jetzt öffentlich bekannt wurde. Wolfgang Ihle wurde 70 Jahre alt.

In Bischofswerda kannte ihn so gut wie jeder – den kleinen Mann mit viel Kunstverstand und Sensibilität, der für „sein“ Kino lebte, obwohl es ihm nie wirklich gehörte. 1966 kam Wolfgang Ihle zu den Volkslichtspielen, ab 1970 war er dort hauptberuflich angestellt, wurde Theaterleiter. Nach der Wende pachtete er das Kino. Für rund 770 000 Euro investierte er in Technik und Ausstattung, schaffte in den 90er-Jahren beispielsweise die knapp 300 Sessel an, die vor einem Jahr beim Ausverkauf im Filmtheater für wenig Geld verhökert wurden. Bis zum Jahr 2004 hatte er das Kino geführt. Als er zunächst die Pacht und dann gar nicht mehr zahlen konnte, gab er auf. Kein Einzelschicksal. In jenem Jahr gingen deutschlandweit 200 Kinos pleite.

„Ich hab’ meins versucht“, sagte er vor einem Jahr im Gespräch mit der SZ. „Was mir an der Schließung leidtut, wir waren ein ideales Kinder- und Jugendkino.“ 40 Prozent Kinder und Jugendliche unter den Besuchern, das war selbst in Dresden und Berlin bekannt und führte dazu, dass das Kino in Bischofswerda fast jeden Kinder- und Jugendfilm als eines der ersten zeigen durfte. Wolfgang Ihle kannte so gut wie jeden Kinofilm, und er war glücklich, wenn er auch für Erwachsene einen Bundesstart nach Bischofswerda holen konnte. In der Branche war das nicht selbstverständlich.

Im Jahr 2012 wurde das Kino geschlossen. Wolfgang Ihle gehörte zu jenen Bischofswerdaer Bürgern, die es retten wollten, beispielsweise durch die Gründung eines Vereins. Das Vorhaben scheiterte vor allem an den hohen Investitionskosten. Wolfgang Ihles Liebe zum Film ist geblieben, auch dank seiner großen DVD-Sammlung. Mit dem Kino selbst aber habe er abgeschlossen, sagte er vor einem Jahr in seinem letzten Interview für die SZ.

Nach einem Vortrag zur Kinogeschichte von Bischofswerda war er mehrfach angesprochen worden, seine Erinnerungen aufzuschreiben. Im Juli 2017 schloss er das nicht aus. Schade, dass ihm die Zeit zum Schreiben nicht mehr geblieben ist. (SZ)