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Tourismus-Boom im Elbland

In den Landkreis kommen wieder deutlich mehr Urlauber. Die wollen vor allem entspannen – oder ganz aktiv sein.

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© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Landkreis. Die Touristiker im Elbland sehen schwarz – jedoch nicht, wenn sie in die Zukunft, sondern wenn sie auf die aktuellen Besucherzahlen des Jahres 2017 blicken. Diese zeigen nämlich ein Plus von 9,6 Prozent bei den Ankünften und 6,5 Prozent bei den Übernachtungen. Damit liegt der Landkreis Meißen sogar noch über dem Sachsentrend: Zwischen Januar und April kamen 6,2 Prozent mehr Gäste in den Freistaat, ein Übernachtungsplus von 4,6 Prozent.

„Ausnahmslos alle sächsischen Destinationen zählen dabei zu den Gewinnern“, schreibt der Landestourismusverband Sachsen (LTV) in einer Mitteilung. „Die sieben Regionen verzeichneten in den ersten vier Monaten bei den Gästeankünften Zuwächse zwischen drei bis elf Prozent.“

Neben dem Wintergeschäft mit besten Schneebedingungen hätten sich vor allem Ostern und die Osterferien positiv auf die aktuelle Tourismusbilanz ausgewirkt. „Allein im Monat April begrüßte Sachsen 45 Prozent mehr Gäste, die 13,5 Prozent mehr Übernachtungen buchten.“

Ein Hotel im Landkreis, in dem man das Plus deutlich spürt, ist das Goldene Fass in Meißen. Lisa Lochschmidt spricht von einem Zuwachs von knapp 30 Prozent bei Übernachtungen. Die Hoteldirektorin weiß, was ihre Gäste in das Goldene Fass zieht: In den kälteren Monaten sind es vor allem die Wellness-Behandlungen. „Sie nutzen dann unsere Wellness-Zimmer, Sauna, Whirlpool und verschiedene Behandlungen.“

21 Zimmer gibt es in den alten, denkmalgeschützten Winzerhäusern, drei davon sind Wellness-Doppelzimmer, es gibt eine Wellness-Suite und ein Wellness-Apartment mit Sauna. Das Besondere des Hotels: Die Kosmetiklinie basiert auf Wirkstoffen aus Wein. „Das sind Naturprodukte, die nur exklusiv in Wellness-Hotels angeboten werden“, erklärt Lochschmidt. Im Mai und Juni nutzen die Touristen dagegen gerne den Elberadweg. Und auch die Stadt Meißen selbst ziehe natürlich.

Sindy Vogel, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Sächsisches Elbland, hat eine überraschende Erklärung für die guten Zahlen: „Die negative Berichterstattung über Dresden aber auch ganz Sachsen hat in den vergangenen zwei Jahren speziell bei potenziellen Gästen aus Deutschland Sympathien gekostet und sich auf das Reiseverhalten ausgewirkt.“ Nun wachse das Interesse und die Neugier an der Region Dresden–Elbland wieder.

Besonders stark war dabei der April: In diesem Monat gab es ein Plus von 15,4 Prozent bei den Ankünften und 14,7 Prozent bei den Übernachtungen. Das sei vor allem auf Ostern zurückzuführen. „Auch der Trend zum Inlandurlaub, vor allem in Zeiten terroristischer Anschläge, wächst weiterhin, wovon nun auch Sachsen, Dresden und das Elbland profitieren“, so Vogel.

Dass die Touristen nicht nur gerne nach Sachsen und ins Elbland kommen, sondern sich hier auch sehr wohlfühlen, beweisen andere Zahlen des LTV: 92,5 Prozent aller Gästebewertungen zu Hotels und Pensionen in Sachsen, die im Internet abgegeben werden, fallen positiv aus. Und das liegt nicht etwa daran, dass so selten bewertet wird: „Allein 2016 kursierten 260 000 Onlinebewertungen zu sächsischen Beherbergungsbetrieben im Netz.“

„Die Zufriedenheit der Gäste ist heute so transparent wie nie zuvor“, schreibt der LTV weiter. „Potenzielle Gäste nutzen vermehrt Online-Portale wie Booking.com oder Holiday-Check, um sich über ihre Urlaubsunterkunft zu informieren. Gute Bewertungen entscheiden letztendlich über die Buchung.“

Auch die großen Hotels im Landkreis haben ihre Übernachtungsgäste offenbar überzeugen können. 93 Prozent haben das Hotel Goldenes Fass bei Holiday-Check positiv bewertet – „absoluter Geheimtipp“, schreibt ein Nutzer. „Ein touristisches Kleinod“ nannte ein anderer dagegen das Hotel Villa Sorgenfrei in Radebeul – 97 Prozent positive Stimmen. Das Mercure Hotel in Riesa kommt auf 93 Prozent und habe einen „fantastischen Blick auf die Elbe“. In Hotel und Gaststätte Kupferberg in Großenhain wird das freundliche Personal gelobt, sieben von neun Bewertern fanden ihren Aufenthalt dort „gut“ oder „eher gut“.

Auch Hoteldirektorin Lisa Lochschmidt weiß, wie wichtig Buchungsportale im Internet mittlerweile sind. Sie legt deshalb großen Wert darauf, Bewertungen von Gästen selbst noch einmal zu kommentieren. „Das bringt einfach ein schönes Feedback, gerade wenn jemand sehr ausführlich über uns geschrieben hat. Dann wollen wir uns einfach noch einmal dafür bedanken.“ Die Mühe lohnt sich offenbar, denn das Hotel Goldenes Fass hat so mittlerweile viele Stammgäste gewonnen. Die kommen laut der Direktorin sehr oft aus Sachsen selbst – aus Dresden, Leipzig, Chemnitz oder auch aus dem Erzgebirge.

Die Kooperation mit der Landeshauptstadt unter der gemeinsamen Marke „Dresden Elbland“ wirke sich übrigens bereits positiv aus, sagt Tourismusverband-Chefin Sindy Vogel. Es gebe deutlich mehr nationale wie internationale PR-Reisen und auch Zuarbeiten für Zeitungen und Magazine, zum Beispiel zum 25. Gründungsjubiläum der Sächsischen Weinstraße, seien häufiger gewünscht. „Mit der „Dresden-Elbland-Tour“, einem Gemeinschaftsprojekt mit dem VVO, haben wir zudem ein gemeinsames Bindeglied, um Gäste und Fachbesucher mit dem ÖPNV auf Ausflüge von Dresden durch das Elbland zu den Highlights zu schicken“, sagt Vogel.

Das Haus mit den zufriedensten Gästen wird vom Landestourismusverband Sachsen besonders gewürdigt: Es wird mit dem Titel „Gästeliebling Sachsen 2017“ ausgezeichnet und kann sich außerdem über ein Kommunikationspaket und Sachprämien in Höhe von 6 000 Euro freuen. Die Auszeichnung wird am 31. August im Rahmen der Länderveranstaltung des Sparkassen-Tourismusbarometers im Kulturpalast Dresden stattfinden.

Von 2 036 Beherbergungsbetrieben in Sachsen, die im Netz aktiv sind, haben sich 543 automatisch für den diesjährigen Wettbewerb qualifiziert. Dafür mussten sie bis Ende 2016 über mindestens 70 Onlinebewertungen verfügen. So hatten sich schließlich 24 Häuser für das Halbfinale qualifiziert, acht Häuser stehen nun im Finale. Eines davon: das Hotel Goldenes Fass in Meißen. Vier Sterne und Wellness hin oder her, Chefin Lisa Lochschmidt erklärt sich den Erfolg ganz simpel: „Es ist einfach die Freundlichkeit und Kompetenz unserer Mitarbeiter, die jederzeit für die Gäste da sind.“

Laut Landestourismusverband erwirtschaftet die Tourismusbranche im Freistaat einen Jahresumsatz von 7,4 Milliarden Euro, der 200 000 Menschen Beschäftigung sichert.

www.elbland.de