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Torhaus wird Tanztempel

Im früheren Standesamt am Palaisplatz können Tanzwütige ab heute feiern. Und kunstvoll gestaltete Wände sehen.

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© Norbert Millauer

Von Marcus Herrmann

Das Baugerüst am Torhaus am Palaisplatz ist längst verschwunden. Äußerlich hat sich das 1829 gebaute, ehemalige Standesamt nicht verändert. Nur am Dach wurden neue Verblendungen und eine Rinne angebracht. „Dafür hat sich im Gebäude umso mehr getan“, sagt Unternehmer Andreas Pomplun. Seine Eventagentur ist der neue Mieter im Haus. Ab Freitagabend können hier jeden Freitag bis zu 200 Gäste zu Discomusik auf einer Tanzfläche feiern oder sich in der neuen Chill-Out-Lounge bei einem kühlen Getränk entspannen.

Der Dresdner Künstler Frank K. Richter hat die Wände in der neuen Diskothek knallbunt bemalt. Zwischen den Farben sind Zeichnungen zu erkennen, die bereits vorher existierten und nicht überdeckt werden sollten.
Der Dresdner Künstler Frank K. Richter hat die Wände in der neuen Diskothek knallbunt bemalt. Zwischen den Farben sind Zeichnungen zu erkennen, die bereits vorher existierten und nicht überdeckt werden sollten. © privat

Ansonsten soll das Torhaus zukünftig für private Feiern angemietet werden können. Außerdem sollen im Haus, in dem von 1952 bis 1994 geheiratet wurde, auch weiterhin Trauungen möglich sein, so Pomplun. Über 70 000 Paare haben sich in dieser Zeit hier das Jawort gegeben. Pläne, aus dem im Stil eines antiken Tempels gebauten Hauses eine Disco zu machen, existieren seit dem Frühjahr 2012. Schon damals hatte der Rechtsanwalt und derzeitige Miteigentümer, Andreas Zwipf, die schnelle Eröffnung eines Party-Tempels angekündigt. Doch bis Ende 2014 war wegen baulicher Probleme und Denkmalschutzauflagen nichts mehr passiert.

Bis der Dresdner Künstler Frank K. Richter durch die Firma Torhaus GmbH im April mit der Innengestaltung beauftragt wurde. Als „plastische Malerei mit einem guten Schuss Eigensinn“ bezeichnet der 35-Jährige seine farbenfrohe Kunst. Die dafür nötigen Wandfarben habe er von der Torhaus GmbH gestellt bekommen, meist an den Wochenenden seine abstrakt anmutenden Bilder an die Wand gebracht. „Wochentags waren ja meistens die Bauarbeiter hier. Da habe ich manchmal spät abends noch gearbeitet, nachdem sie raus waren“, sagt Richter. Gute vier Monate habe er seiner Kreativität freien Lauf gelassen, bis Ende August alles fertig wurde. Bei der Gestaltung der Wände habe ihm die Eigentümer-Gesellschaft keinerlei Vorschriften gemacht.

Ein Blick auf seine bisherigen Werke habe genügt, um die Verantwortlichen zu überzeugen. „Das war für mich auch eine wichtige Bedingung. Ich habe vorher schließlich noch nie den nackten Putz einer zukünftigen Diskothek vor der Eröffnung bemalt“, sagt der Künstler, der ein Atelier in der Alaunstraße 29 besitzt. Um die hohen Wände des Torhauses komplett mit seiner Kunst zu versehen, musste Richter häufig auf eine kleine Hebebühne steigen. Einsam sei es manchmal gewesen, wenn er – nur in Gesellschaft eines Lichtstrahlers – nachts gearbeitet habe. „Es gab ja lange Zeit keinerlei funktionierende Elektrik.“ Das ist inzwischen ganz anders. Moderne Strahler erhellen die Discofläche, mehrere Bars, ein DJ-Pult und Videoscreens warten auf den ersten Besucheransturm. In der Chill-Out-Area stehen bequeme Sessel, kleine Tische und Couches. Zur Premiere werde Richter sicher mal vorbeigucken, um zu sehen, wie seine Kunst bei den Gästen ankommt.

Die neue Disco im Torhaus werde eher nichts für Studenten oder Pubertierende sein, glaubt Richter. „Die Ausstattung ist eher gediegen und sehr hochwertig, der Eintritt ist nichts für den kleinen Geldbeutel. Mit einer typischen Großraumdisco hat das nichts zu tun“, so der Künstler. „Es werden wohl eher die über Dreißigjährigen sein, die das ehrwürdige Haus mit Leben füllen“, sagt Richter.

Die Disco im Torhaus eröffnet am Freitag um 21 Uhr, danach immer freitags zur gleichen Zeit. Der Eintritt kostet zehn Euro. Gespielt wird alles, außer House-Musik.