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Tod in der Huschhalle

Ein 36-Jähriger steht seit Montag wegen Totschlags vor dem Landgericht Dresden. Was genau geschah in dem Trinkertreff?

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© René Meinig

Von Alexander Schneider

Geza L. wurde 61. Der Bauarbeiter aus Ungarn lebte seit Jahren in Dresden. Angeblich war er Stammgast in der „Huschhalle“, wie der Imbiss am Dreikaiserhof genannt wird. Am 1. August 2017 wurde Geza L. auf der Toilette seines Trinkertreffs zu Tode geprügelt. Warum, das muss nun das Landgericht Dresden herausfinden.

Seit Montagnachmittag steht Kenny P. wegen Totschlags vor der Schwurgerichtskammer. Die Polizei hat den 36-Jährigen Deutschen noch am Morgen des 2. August in seiner Löbtauer Wohnung festgenommen. P. sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Laut Anklage soll er in der Tatnacht nach 23 Uhr im Toilettenvorraum massiv auf den 61-Jährigen eingeschlagen haben. Als L. zu Boden ging, habe der Angeklagte mit großer Wucht weiter auf den Ungarn eingeschlagen und getreten. Der Angeklagte habe erst von seinem Opfer abgelassen, als ein Kellner ihn aufgefordert habe, in den Gastraum zurückzukehren. L. habe massive Verletzungen am ganzen Körper davongetragen. Er erlag noch am Tatort an einem Herzversagen. Das sei dem Angeklagten bewusst gewesen.

Ob und wie gut Kenny P. den 61-Jährigen kannte, das blieb am Nachmittag zunächst unklar. P. berichtete zunächst über seinen Lebenslauf, seine Alkohol- und Drogenprobleme. Danach habe er nicht nur regelmäßig getrunken, sondern seit Jahren auch Crystal und Marihuana genommen.

Der Angeklagte, der sich zuletzt mit Gelegenheitsjobs als Anlagenmechaniker über Wasser hielt, war zeitweise so gut wie nicht zu verstehen. Er irritierte die Kammer mehrfach. So habe er nicht nur gegenüber dem psychiatrischen Sachverständigen ganz andere Angaben zu Art und Umfang seines Drogenkonsums gemacht. Kenny P. behauptete am Montag auch, er sei verlobt. Die Frau, die im vergangenen Jahr ein Kind von P. bekommen hat, habe die Frage nach dem Eheversprechen in ihrer Vernehmung mit „nein“ beantwortet, so Richter Herbert Pröls, der Vorsitzende des Schwurgerichts, verdutzt.

Das Gericht hat bis Ende August elf Sitzungstage terminiert. Es könnten jedoch mehr werden. Der Angeklagte, ein gelernter Klempner, machte am Montag den Eindruck, als sei ihm der Ernst der Lage nicht bewusst. Vor Redaktionsschluss war nicht klar, ob sich P. noch zu den Vorwürfen selbst geäußert hat.