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Titel für Tutima

Der Verband Deutscher Manufakturen hat die Glashütter Uhrenfirma ausgezeichnet. Das dürfte sich auf einem Gebiet auszahlen.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Alexander Philipp ist im Glück. Der Betriebsstellenleiter der Tutima Uhrenfabrik in Glashütte konnte dieser Tage eine Auszeichnung entgegennehmen, die noch keiner anderen Uhrenfirma zuteilwurde. Der Verband Deutscher Manufakturen hat Tutima zur Manufaktur des Jahres 2018 gekürt. Wigmar Bressel, der erste Vorsitzende des Verbandes, erklärte, dass Tutima eine Manufaktur im besten Sinne sei.

Das von der Familie Delecate geführte Unternehmen erfülle alle Voraussetzungen, die sein Verband bei der Gründung 2000 aufgestellt hat. Denn eine allgemeingültige Definition, was eine Manufaktur ist und was nicht, gebe es leider nicht. „Der Manufakturbegriff ist nicht geschützt“, bedauert Bressel, der selbst in einer Manufaktur beschäftigt ist. Deshalb habe sein Verband Kriterien aufgestellt, nach denen ein Unternehmen beurteilt wird. Um eine Manufaktur im Sinne des Verbandes zu sein, muss ein Unternehmen inhabergeführt sein, seinen Sitz in Deutschland haben, hier produzieren und zwischen fünf und 200 Mitarbeiter beschäftigen. Im Produktionsprozess muss die Handarbeit mindestens 50 Prozent ausmachen. All diese Kriterien erfülle die Firma Tutima, die 30 Mitarbeiter beschäftigt, sagt Bressel. Davon habe sich sein Verband vor Ort überzeugen können. Außerdem habe man Experten aus der Branche befragt. Auch Uhrenexperte Thomas Wanka sieht die Verleihung gerechtfertigt. Mit dieser werde „das erfolgreiche und vor allem nachhaltige Engagement der Familie Delecate am Standort Glashütte“, gewürdigt. Tutima war nicht das einzige Unternehmen gewesen, das der Verband für eine Auszeichnung im Auge hatte.

Insgesamt seien es drei gewesen, welche anderen zwei, wollte Bressel nicht verraten. Dass man sich letztlich für Tutima entschieden hat, lag an zwei Zeitmessern der Firma. Dazu gehört das Modell „Hommage Minutenrepetition“, das 2011 vorgestellt wurde und das wegen des aufwendig montierten Innenlebens als „Königin der Komplikationen“ gilt. Auch vom Modell „Tempostopp“ war der Verband angetan. Es ist an einen früheren Fliegerchronometer angelehnt und besitzt eine Stoppuhrfunktion, die es dem Träger erlaubt, einen laufenden Zeitmessvorgang mit nur einem Tastendruck von Null an neu zu starten.

Insgesamt, so Bressel, sei man zum Schluss gekommen, dass Tutima „extrem innovativ“ sei und Uhren zu moderaten Preisen anbietet. Die Einsteigermodelle in den Linie Saxon One M oder M 2 Coastline werden ab 1 500 Euro verkauft, Chronographen kosten um die 5 000 Euro. Das auf 90 Exemplare limitierte Modell Tempostopp – einer der ganz wenigen in Deutschland gefertigten Manufaktur-Chronographen – wird für 28 600 Euro verkauft. Tutima habe nicht vor, einen Wechsel in der Ausrichtung vorzunehmen, sagt Philipp. Man werde weiter Innovationen zu moderaten Preisen montieren und anbieten.

Außerdem wolle das Unternehmen so agieren, dass es unabhängig von Konzernen bleibe. Auch das schätze man beim Verband Deutscher Manufakturen, sagt Bressel. Weil Unternehmen wie A. Lange & Söhne oder Glashütte Original zu großen Uhren- beziehungsweise Schmuckkonzernen gehören, habe man sie nicht bei der Auswahl berücksichtigt. Konzernstrukturen erschweren es, hinter die Kulissen eines Unternehmens zu schauen.

Bei Tutima freut man sich über den Preis, sagt Philipp. Er habe diesen stellvertretend für das Team entgegengenommen, „welches von der Konstruktion bis zur Vollendung Hervorragendes geleistet hat. Wir haben damit bewiesen, dass auch heute ein Familienunternehmen der deutschen Uhrenindustrie bei entsprechendem Engagement zu derartigen Leistungen in der Lage ist“, sagt der Betriebsstellenleiter.

Die Auszeichnung dürfte der Firma auch auf anderem Gebiet helfen. Denn nach guten Jahren war die Branche in eine Krise gerutscht, die vor allem durch die Vorstellung der Smart-Watches ausgelöst wurde, räumt auch Philipp ein. Inzwischen habe man die Talsohle durchschritten, die Lage habe sich wieder etwas entspannt. „Es ist eine Erholung eingetreten, die sich voraussichtlich fortsetzen wird“, gibt sich Philipp optimistisch. Der Preis könnte helfen. Das meint man zumindest bei der Freiherr von Poschinger Glasmanufaktur im Bayrischen Wald, die 2016 die Auszeichnung erhalten hat. „Der Titel hat uns mediale Aufmerksamkeit in ganz Deutschland gebracht. Er ist zudem eine Art Gütesiegel“, sagt Firmeninhaber Benedikt Freiherr Poschinger. Ähnlich sieht es auch Gabriele Pötzsch, Inhaberin der LMW-Leuchten Manufactur Wurzen, die 2014 Preisträgerin war. „Wir hatten ein positives Feedback“. Die Umsatzzahlen sind sich dadurch aber nicht wesentlich gestiegen.