Merken

Tauschen leicht gemacht

In Rietschen gibt es in der Kindersachenbörse für wenig Geld T-Shirts, Hosen, Schuhe und mehr. Die Kommissionsbörse Klamotti in der Fema wächst trotzdem.

Teilen
Folgen
© André Schulze

Von Carla Mattern

Rudi spielt mit einem Schuh. Mit seinen zehn Monaten hat er viel Spaß daran, den Klettverschluss auf und zu und auf und zu zu machen. Eine gute Übung, denn nicht mehr lange, dann geht Rudi wie seine beiden Geschwister in die Kita „Kleine Strolche“ in Rietschen. Bis dahin wird Rudi noch öfter in den Räumen an der Muskauer Straße 9 nach interessanten Dingen zum Spielen Ausschau halten. Denn seine Mama Maria Wenzel sorgt immer mal wieder dafür, dass die Kindersachen-Tauschbörse in Rietschen dienstags und donnerstags offen hat. Gegen eine kleine Aufwandsentschädigung unterstützt sie das Team vom Verein Schlupfwinkel Weißwasser & Lausitzer Bildungsgesellschaft.

Als sie gefragt wurde, habe sie nicht lange überlegt. Denn auch sie nutzt gerne die Möglichkeit, Kindersachen zu tauschen. Seit Mai und noch bis Mitte August wird sie immer mal in dem Laden aushelfen, danach beginnt sie wieder in Vollzeit zu arbeiten. An diesem Dienstag sei zwar nicht viel los gewesen; an ihrem Tauschbörsentag davor in der vergangenen Woche dagegen richtig viel, erzählt die Rietschenerin. „Da kam einer nach dem anderen und hier war es teilweise richtig voll. Es war sogar jemand aus Schleife und jemand aus Niesky hier“, sagt Maria Wenzel. Die Leute aus Schleife waren in der Gegend unterwegs und hatten sich vorher nach den Öffnungszeiten der Tauschbörse erkundigt. Dienstags ist von 9 bis 11 Uhr geöffnet, am Donnerstag von 14 bis 16 Uhr. Wenn die Öffnungszeiten verändert würden, sodass sie auch besser für Eltern passen, die arbeiten gehen, dann wäre sicher noch mehr los, so Maria Wenzel.

Schon seit neun Jahren gibt es in Rietschen dieses regelmäßige Angebot des Weißwasseraner Vereins. Den Hut dafür haben Antje Schulz und Diana Mehmel auf. Als Sozialpädagogin, Sexualpädagogin, Systemische Beraterin, wie Antje Schulz eine ist, oder als Heilpädagogin und systemische Familientherapeutin wie Diana Mehmel haben beide Frauen noch weit anspruchsvollere Aufgaben zu erfüllen. Sie arbeiten unter anderem mit Schülern, Eltern und Lehrern, Kita-Mitarbeitern, gehören zum Sozialen Frühwarnsystem im Landkreis Görlitz.

Die regelmäßigen Öffnungszeiten zweimal pro Woche in dem kleinen Laden sorgen allerdings keinesfalls dafür, dass andere Börsen zum Auslaufmodell werden. Ganz im Gegenteil. Das seit mehr als fünf Jahren im Rietschener Kulturhaus Fema veranstaltete Klamotti ist nach wie vor auf Wachstumskurs. Diana Stenzel ist eine der Organisatoren dieser Kinderkleiderbörse. Als Mutti von vier Kindern weiß sie aus eigener Erfahrung, wie willkommen solche Angebote für junge Familien sind. Anders als bei der Schlupfwinkel-Börse, wo entweder eigene Sachen mitgebracht und andere mitgenommen oder pro Teil 50 Cent bezahlt werden, geht es bei Klamotti über Kommission. Die Eltern geben Sachen ab, die werden vom Klamotti-Team zurechtgemacht und verkauft. Nur zehn Prozent der Erlöse werden für die Unkosten wie unter anderem die Saalmiete einbehalten.

„Bei uns wird es von Jahr zu Jahr mehr“, sagt Diana Stenzel, die das komplett ehrenamtlich neben ihrer Arbeit in einem Nieskyer Einkaufsmarkt organisiert. Auch das Helferteam wächst, es sind mittlerweile schon 25 bis 30 Leute, sagt sie. Großes Plus bei der Klamotti-Börse: Schwangere können bereits am Freitagabend stöbern, ab Sonnabend dann alle Interessierten. Und weil immer mehr junge Frauen schneidern, häkeln oder stricken, gibt es bei der Börse auch Platz für „Kreative Köpfe“. Auch das gefällt Anbietern wie Käufern, so Daniela Stenzel. Der nächste Klamotti-Markt ist übrigens am ersten Septemberwochenende in der Fema.