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Taucher finden toten Vermissten, andere gehen baden

In der Kiesgrube Leuben nimmt die Suche nach Dimitri F. ein trauriges Ende. Diskussionen gibt es um das Verhalten von Badegästen und Schaulustigen.

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© Tino Plunert

Christoph Springer und Fabian Schröder

Fast zwei Tage lang haben Taucher nach dem aus Kasachstan stammenden jungen Mann gesucht, am frühen Dienstagnachmittag wird Gewissheit, was die meisten bereits vermuteten: Dimitri F. ist tot. Der 27-Jährige war am Sonntag in einer östlichen Bucht der Kiesgrube Leuben in Richtung der dort befindlichen Wasserskianlage geschwommen und plötzlich verschwunden. In Höhe eines Masten sei er untergegangen, schilderten sein Begleiter und andere Personen am Ufer die tragische Situation. Zu den genauen Umständen ermittelt jetzt die Polizei, hieß es in einer Mitteilung.

Polizeitaucher lassen ihr Boot zu Wasser. Am Ufer gegenüber gehen Menschen ins hinein. Manche stehen knietief, andere ganz.
Polizeitaucher lassen ihr Boot zu Wasser. Am Ufer gegenüber gehen Menschen ins hinein. Manche stehen knietief, andere ganz. © csp
Martin Riedel, Chef der Wasserskianlage, büßt jeden Tag, an dem gesucht wird, etwa 3500 Euro ein.
Martin Riedel, Chef der Wasserskianlage, büßt jeden Tag, an dem gesucht wird, etwa 3500 Euro ein. © csp

Während der Suche waren die Taucher der Bereitschaftspolizei aus Leipzig nicht allein an der bis zu neun Meter tiefen Wasserstelle. Auch mehrere Dutzend Schaulustige und Badegäste tummelten sich fast durchgehend an der Kiesgrube.

Am Dienstag, dem vermutlich heißesten Tag des Jahres in Dresden, kamen ebenfalls etliche, um sich abzukühlen oder zu sonnen. Dass das Schwimmengehen dort nicht erlaubt ist und ein Mensch vermisst wird, schien sie nicht davon abzuhalten. Dabei gibt es in der Stadt und in der Umgebung zahlreiche andere Badestellen.

Darauf angesprochen, saget ein älterer FKK-Badegast: „Ich bin seit 1980 hier. Wir kennen das hier schon.“ Eine Frau fügte hinzu: „Heute aber nur im Stehen.“ Ein Pärchen nebenan ging ganz rein. „Auf eine Art ist mir das unangenehm. Aber so weit von den Suchbooten entfernt geht es“, sagte die Dresdnerin namens Lena. Horst Voigtländer aus der Gartensparte Kiesgrube Dobritz hat eine andere Ansicht: „Das ist unverschämt“, stellte er bei seiner Hunderunde mit Blick auf die Badegäste fest. Er würde da ohnehin nie ins Wasser gehen. „Ich habe eine Brause im Garten.“

Baden verboten oder geduldet?

Doch wieso konnte die Polizei die Badenden nicht aus dem Wasser holen oder wenigsten bitten? „Das ist Aufgabe der Stadt“, stellte Polizeisprecher Marco Laske die Zuständigkeiten klar. „Eingreifen würden wir nur, wenn Badegäste die Suche behindern“, so der Sprecher weiter. Außerdem sei es laut Laske wohl nicht ganz eindeutig, ob das Baden in der Kiesgrube gänzlich verboten oder doch „geduldet“ sei. Hinweisschilder am Ufer mit dem Logo der Stadt zeigen jedoch den Aufdruck „Baden und Eissport verboten“ sowie zwei entsprechende Symbole.

Die Suche begann bereits kurz nach dem Verschwinden von Dimitri F. um etwa 21 Uhr am Sonntagabend. Neben Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei beteiligten sich auch die Betreiber der Wasserskianlage mit einem Motorboot. „So lange wie diesmal hat es allerdings noch nie gedauert“, sagte Martin Riedel, einer der zwei Chefs der Sportanlage, am Dienstagvormittag. Da auch am Montag die Suche erfolglos verlief, musste Riedel fast zwei volle Tag seinen Betrieb ruhen lassen. „Pro Tag kostet uns das rund 3 500 Euro“, erklärte er und fügte hinzu: „Ich weiß noch nicht genau, wie der Schaden ersetzt werden soll.“

Für Riedel sind derartige Einsätze ein großes Problem. Schließlich wirft seine Anlage nur im Sommer und erst recht bei gutem Wetter Gewinn ab. „Es kommen an Tagen wie heute normalerweise bis zu 200 Fahrer und rund 300 Gastro-Gäste“, sagte er. Zwischenzeitlich hieß es, er könne auch bei erfolgloser Suche noch am Dienstagabend wieder öffnen. Nun postete er auf der Facebookseite der Anlage schlicht: „Ab sofort offen! Suche erfolgreich beendet!“