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Suleimans Supermarkt

Bei Al Nejma in der Nähe des Bahnhofs finden nicht nur Araber Lebensmittel aus ihrer Heimat, sondern manchmal sogar die Deutschen.

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© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Meißen. Bunte Dosen, Gläser und Flaschen stehen ordentlich aufgereiht in den Schaufenstern des kleinen Ladens in der Bahnhofstraße, gegenüber der Sparkasse. Sie tragen arabische Schriftzeichen, genau wie die Fenster selbst. Beinahe könnte man das deutsche Wort zwischen ihnen überlesen, so geschwungen ist es geschrieben: Lebensmittel.

Der gelernte Konditor aus Syrien hat früher Köstlichkeiten wie dieses süße Vogelnest mit Pistazien gebacken.
Der gelernte Konditor aus Syrien hat früher Köstlichkeiten wie dieses süße Vogelnest mit Pistazien gebacken. © Claudia Hübschmann

Hier ist das Reich von Assad Sulaiman. Der 41-jährige gelernte Konditor aus Syrien hat im vergangenen November in der Bahnhofstraße seinen Markt für arabische Lebensmittel, Al Nejma, eröffnet. Wer diesen betritt, findet Sulaiman an einem kleinen Holztisch in der Ecke sitzend, einen Taschenrechner vor sich. Hier bedient er seine Kunden, kassiert ab und schreibt auch die Bestellungen für den Großhandel in Berlin, von wo er seine Waren bezieht.

„Es reicht“, sagt Sulaiman lächelnd auf die Frage danach, wie sein Laden läuft. Sein Deutsch ist noch etwas gebrochen, nicht alles, was man ihn fragt, versteht er. Deshalb hilft der 29-jährige Elias Akid, ein entfernter Verwandter von Sulaiman und zufällig als Kunde im Laden, beim Übersetzen. Akid lebt seit 2000 in Deutschland, sein Deutsch ist fließend und akzentfrei, er hat schon für die Diakonie und das Deutsche Rote Kreuz als Übersetzer gearbeitet.

Er erzählt, dass er, genau wie Sulaiman, als Asylbewerber aus Syrien nach Deutschland gekommen sei. Beide seien inzwischen aber anerkannt. „Zum Glück.“ Der Ladenbesitzer lebt seit 2012 in Meißen. Er hätte gerne wieder als Konditor in Deutschland gearbeitet, aber keine passende Stelle gefunden, weil das Handwerk in beiden Ländern so unterschiedlich sei. Zum Beweis holt er ein kleines Gebäck aus fadendünnem Teig und mit leuchtend grünen Pistazien hervor, das aussieht wie ein Vogelnest. „Wir nennen es auch Vogelnest“, erklärt Akid.

Fladenbrot aus Sachsen

Zwischendurch kommt eine junge Frau mit bunt gepunktetem Kopftuch herein, begrüßt Sulaiman lächelnd, stellt eine Frage auf Arabisch und verschwindet dann in einem kleinen Hinterraum, in dem die gekühlten Waren, Fleisch oder Joghurt, aufbewahrt werden.

Die meisten seiner Kunden seien Araber oder Kurden, sagt Sulaiman, gelegentlich kämen auch Deutsche vorbei. Diese dürften allein von dem Überangebot an Hülsenfrüchten, die sich in großen Tüten über mehrere Regale stapeln, zwar verblüfft sein, lesen könnten sie aber zumindest, was sich darin befindet: Die meisten Etiketten sind neben arabisch auch englisch und deutsch beschriftet.

„Wir essen hauptsächlich arabisches Fladenbrot“, erklärt Akid und zeigt eine Plastiktüte mit dem großen, runden Weißbrot. „Al Scham“ steht darauf und darunter: „Deutsches Erzeugnis.“ Das arabische Brot kommt aus dem sächsischen Mügeln. Außerdem gebe es arabischen Kaffee zu kaufen. „Der ist richtig stark“, sagt Akid, „da ist man früh gleich so richtig wach“.

Wer durch den Laden mit den hohen Metallregalen schlendert, der findet immer wieder Lebensmittel, die er entweder aus dem Urlaub kennt, oder die es schon in unsere Küche geschafft haben: Weinblätter, Falafel, Datteln. Anderes wirkt exotischer: große Flaschen mit Rosenwasser, eine ganze Honigwabe, die im süßen Saft schwimmt, riesige Dosen voller Milchpulver. Auf zwei Regalen neben der Kasse stehen große, geschwungene Shishas, die Wasserpfeifen mit den langen Schläuchen zum Inhalieren von Tabak. In einer kleinen Ecke des Ladens geht es dagegen sehr deutsch zu: Neben Tafelsalz und Puderzucker steht Kathi-Weizenmehl Typ 405.