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Sturm sorgt für Chaos

Zwischen Königsbrück und Rödertal wütete ein Unwetter. Bäume fielen auf Autos und Strom blieb teilweise weg.

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© René Plaul

Von Nicole Preuß, Reiner Hanke & Ina Förster

Gerhard Pfister konnte am Tag danach wieder lächeln. Am späten Donnerstagnachmittag standen er und seine Frau nur noch zitternd am Fenster ihres Häuschens in Pulsnitz am Trebeteich. Über den Wald an der Kamenzer Straße zog die Sturmfront heran. „Die mächtigen Eichen am Teich bogen sich vor dem Fenster hin und her“, beschrieb er das Unwetter. Sein Haus direkt daneben. Immer wieder habe er die Verantwortlichen auf die morschen Bäume hingewiesen. Jetzt gingen sie mit donnerndem Krachen nieder. Zum Glück vor dem Grundstück. Pfisters können aufatmen. So glimpflich ging es nicht überall ab. Die Feuerwehr in Königsbrück hatte in ihrem Gerätehaus am Donnerstag eine Einsatzzentrale eingerichtet. „Die Leitstelle schickt die Einsätze per Fax her und wir koordinieren dann nach Priorität“, sagte der Königsbrücker Wehrleiter Torsten Peter. Die Kameraden hatten allein von 16 Uhr am Donnerstagnachmittag bis 2 Uhr am Freitagmorgen 32 Einsätze. „So viele hatten wir an einem einzigen Abend noch nie“, sagt Torsten Peter. 65 Leute waren im Einsatz. Die Feuerwehren aus der gesamten Region bis hin nach Kamenz, Ottendorf-Okrilla und Schwepnitz wurden von Mitarbeitern des Bauhofs unterstützt. 4.45 Uhr ging der Einsatz dann mit 20 Feuerwehrleuten weiter. Die Feuerwehr kümmerte sich dabei zunächst um die Gefahrenstellen, sie räumte Straßen frei und sägte schiefstehende Bäume und herabhängende Äste ab. Einige Straßen blieben zunächst gesperrt. Die Feuerwehr warnte dringend davor, die Wälder um Königsbrück und abgesperrte Bereiche wie den Schlosspark zu betreten. Schaden richtete das Unwetter auch im Bereich des Stadtbades an. Mehrere Autos auf dem Parkplatz wurden teils erheblich beschädigt. 100 Fahrzeuge zählte die Feuerwehr insgesamt, die allein in Königsbrück Äste, Bäume oder Dachziegel abbekommen hatten. Menschen flüchteten in einem Fall aus ihrem Auto, als ein Baum auf ihr Fahrzeug niederging, berichtet die Polizei. Glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass kein Mensch verletzt wurde.

Unwetterschäden im Landkreis Bautzen

Unwetter in Neukirch.
Unwetter in Neukirch.
Unwetterschäden in Königsbrück.
Unwetterschäden in Königsbrück.
Unwetterschäden in Königsbrück
Unwetterschäden in Königsbrück
Unwetter überm Oberland.
Unwetter überm Oberland.
Unwetter in Neukirch.
Unwetter in Neukirch.
Hagelkörner im Oberland.
Hagelkörner im Oberland.
Unwetter in Neukirch
Unwetter in Neukirch
Unwetter in Neukirch.
Unwetter in Neukirch.
Unwetter in Kamenz.
Unwetter in Kamenz.
Unwetterschäden in Kamenz.
Unwetterschäden in Kamenz.
Unwetterschäden in Demitz-Thumitz.
Unwetterschäden in Demitz-Thumitz.
Unwetterschäden bei Pulsnitz.
Unwetterschäden bei Pulsnitz.
Unwetterschäden bei Bischofswerda.
Unwetterschäden bei Bischofswerda.
In Oberlichtenau kippte ein Baum in eine Stromleitung. Die Folge war Stromausfall in einem Teil des Ortes.
In Oberlichtenau kippte ein Baum in eine Stromleitung. Die Folge war Stromausfall in einem Teil des Ortes.
In Königsbrück stürzten Bäume um.
In Königsbrück stürzten Bäume um.
Unwetterfolgen in Königsbrück.
Unwetterfolgen in Königsbrück.
Drohende Wolken  am Donnerstagabend im Bischofswerdaer Land.
Drohende Wolken am Donnerstagabend im Bischofswerdaer Land.
Auf der Bahnstrecke zwischen Bischofswerda und Weickersdorf lagen unzählige Äste und Bäume auf den Gleisen. Der Regionalzug musste kurz hinter BIW halten .
Auf der Bahnstrecke zwischen Bischofswerda und Weickersdorf lagen unzählige Äste und Bäume auf den Gleisen. Der Regionalzug musste kurz hinter BIW halten .
So sieht es am Freitag im Pulsnitztal an der Brücke zwischen Reichenau und Reichenbach aus,
So sieht es am Freitag im Pulsnitztal an der Brücke zwischen Reichenau und Reichenbach aus,
Eine Straßenreinigungsmaschine ist zwischen Stenz und Glauschnitz bei Königsbrück unterwegs, um die Straße zu säubern.
Eine Straßenreinigungsmaschine ist zwischen Stenz und Glauschnitz bei Königsbrück unterwegs, um die Straße zu säubern.
Schaden an der Großenhainer Straße in Königsbrück.
Schaden an der Großenhainer Straße in Königsbrück.
Am Freitagvormittag am Königsbrücker Schlosspark.
Am Freitagvormittag am Königsbrücker Schlosspark.
Überall in Königsbrück gibt es Schäden.
Überall in Königsbrück gibt es Schäden.
Auf dem Parkplatz des Königsbrücker Bades.
Auf dem Parkplatz des Königsbrücker Bades.
Gefährlich ist es jetzt in den Wäldern rund um Königsbrück. Die Stadt warnt vor dem Betreten.
Gefährlich ist es jetzt in den Wäldern rund um Königsbrück. Die Stadt warnt vor dem Betreten.
Diese stattliche Eiche stürzte am Pulsnitzer Trebeteich um - knapp neben einem Wohnhaus.
Diese stattliche Eiche stürzte am Pulsnitzer Trebeteich um - knapp neben einem Wohnhaus.
Im Radeberger Stadtbad brach ein Baum um.
Im Radeberger Stadtbad brach ein Baum um.
Das Baum fiel bis ins Becken.
Das Baum fiel bis ins Becken.
So große Hagelkörner gingen in Bischheim im Haselbachtal nieder.
So große Hagelkörner gingen in Bischheim im Haselbachtal nieder.

Friedhof gesperrt

Der Friedhof in Königsbrück wurde gesperrt, weil Bäume entwurzelt oder abgeknickt waren. Viele Stämme kippten zudem im Wald zwischen Königsbrück und Glauschnitz um. Eine riesige entwurzelte Eiche wurde von der Staatsstraße geräumt. Ein Baum, der sehr nahe an der Großenhainer Straße am Via Regia Park wuchs, riss mit seinen Wurzeln ein Stück Asphalt aus der Straße. Der Laußnitzer Gärtnermeister Joachim Zahn hat den Sturm beobachtet. „So einen Orkan hat es noch nie gegeben“, sagte er erschüttert am Telefon. Das Folienhaus und Teile der Glasflächen wurden zerstört. Der Gärtner und andere aus seiner Nachbarschaft wollen einen Tornado beobachtet haben, dessen Rüssel allerdings nicht bis zur Erde reichte. Der Kamenzer Wetterexperte Jens Tischer spricht von einer Superzelle, die bereits am Donnerstagmorgen an der Nordsee ihren Ursprung nahm und auch für die Schäden um Magdeburg-Dessau verantwortlich ist. „Superzellen bilden sich gern am linken Rand eines Gewittersystems, da ihnen dort unbegrenzt Energie aus der ungestörten warmen Luft bereitgestellt wird“, sagt er.

In Pulsnitz wütete das Unwetter u. a. auch an der Kamenzer Straße im Wald. Dort räumten Bauhofmitarbeiter am Freitagmorgen den Fußweg auf: „Die Bäume lagen zum Teil quer über der Straße.“ Die hatte die Feuerwehr schon am Vorabend geräumt. Die Bauhofleute mussten noch zum Stadtpark und zum Damm am Schlossteich, überall hatte der Sturm Bäume geknickt. So auch an der Staatsstraße Richtung Friedersdorf und Oberlichtenau mächtige Weiden. Ein Baum fiel auf den historischen Perfert. Allein gut 100 Bäume habe der Sturm auf öffentlichem Gebiet gefällt, schätzt die Stadt. Dazu viele auf privaten Grundstücken. Überall kreischten am Freitag Kettensägen. Gegenüber vom Rewemarkt an einer Linde. Die Feuerwehr fuhr unterdessen die Drehleiter auf dem Markt aus. Der Sturm hatte dort Ziegel von den Dächern geholt. Die Feuerwehr werde noch bis zum Abend oder auch noch am Sonnabend zu tun haben, die Gefahrenstellen zu beseitigen, schätzte Uwe Nücklich vom Bauamt der Stadt ein. Die Schadensbeseitigung an sich werde allein aus städtischer Sicht noch viel länger dauern. Der Sturm sei für Pulsnitz durchaus vergleichbar mit dem Orkan Kyrill vor zehn Jahren gewesen oder sogar schlimmer.

Hagel in Tennisballgröße

So glühten auch im Kamenzer Polizeirevier am späten Donnerstagnachmittag die Telefonleitungen. 32 Anrufe kamen zwischen 16.55 und 19.30 Uhr herein. Das Zentrum des Sturms war im Bereich Königsbrück auszumachen im Dreieck mit dem Haselbachtal und Pulsnitz, dazu noch im südlichen Revierbereich bis zum Rödertal. Teilweise waren Straßen blockiert und auch die Einsatzfahrzeuge der Polizei hatten keine Chance, um an die Ereignisorte zu gelangen. Unzählige Ziegel fielen von den Dächern, berichtet die Polizei. Es ging laut Polizei Hagel in Tennisballgröße nieder. Und sogar die Lichtkuppel eines Firmendachs wurde vom Hagel durchschlagen. Bäume zerstörten auch Oberleitungen und es kam vielerorts zu Stromausfällen wie im Haselbachtal und in Oberlichtenau.

Die Enso meldete 60 Störungen an Leitungen in Laußnitz, im Haselbachtal und in Königsbrück. Umstürzende Bäume rissen Leitungen herunter oder stießen Strommasten um. 2500 Kunden waren noch am Freitagmittag ohne Strom. „Wir müssen um Verständnis bitten“, sagt eine Sprecherin. „Wir arbeiten mit Mitarbeitern und Fremdfirmen am Beheben der Probleme. Alles, was Beine hat, ist draußen.“

Die Stadt Kamenz kam bei diesem Unwetter weitestgehend glimpflich davon. „Es gab nur einen größeren Einsatz der Feuerwehr am Garnisonsplatz, als Bäume auf mehrere Autos fielen“, so Rathaussprecher Thomas Käppler. „Unsere Wehren halfen am Freitag und auch noch Sonnabend mit ihrem modernen Hubsteiger den Kameraden in Königsbrück, die es viel härter getroffen hat. Auch dafür vielen Dank“