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Stromverbrauch viel höher als gedacht

Sachsen muss seine Planung für Energie und Klimaschutz kräftig korrigieren. Das Statistische Landesamt hat die Zahlen zum Stromverbrauch um mehr als zehn Prozent korrigiert.

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© dpa

Georg Moeritz

Dresden. Sachsen muss seine Planung für Energie und Klimaschutz kräftig korrigieren. Der Stromverbrauch im Freistaat ist mehr als zehn Prozent höher, als er in bisherigen Plänen angegeben war. Das Statistische Landesamt hat den Fehler bemerkt und in einem Teil seiner Veröffentlichungen berichtigt, rückwirkend für die Zeit bis zum Jahr 2009.

Die Korrektur bedeutet beispielsweise für das Jahr 2013, dass der Bruttostromverbrauch in Sachsen auf 26 266 Gigawattstunden stieg – 10,3 Prozent mehr als in früheren Veröffentlichungen. Referent Andreas Oettel im Landesamt begründet die Berichtigung damit, dass Großunternehmen zunehmend Strom an der Börse kaufen oder über ihre Konzernzentralen außerhalb Sachsens erwerben. Bis 2008 war das nicht üblich und daher in den Tabellen nicht vorgesehen. Inzwischen sei aufgefallen, dass es um große Mengen geht.

Ob die rund zehn Prozent Mehrverbrauch durch importierten Strom abgedeckt werden und wie viel davon aus Kohle oder Windkraft stammt, lässt sich laut Oettel nicht feststellen: „Das kann keiner wissen.“ Das erschwert Sachsens Planungen für die Genehmigung künftiger Braunkohlentagebaue und Windkraftgebiete.

In Sachsens Energie- und Klimaprogramm aus dem Jahr 2013 steht das Ziel, bis 2023 den Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf 28 Prozent zu erhöhen. Dieses Ziel rücke nun „in weite Ferne“, sagt Christian Micksch, Geschäftsführer der landeseigenen Sächsischen Energieagentur (Saena).

Nach Hochrechnungen der Saena ist der Anteil erneuerbarer Energien an Sachsens Bruttostromverbrauch voriges Jahr auf 21,6 Prozent gestiegen. Der Zuwachs zum Vorjahr betrug lediglich 0,1 Prozentpunkte. Höhere Zahlen nennen allerdings die Grünen im Sächsischen Landtag, die sich auf eine Hochrechnung der Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien stützen. Der Grünen-Abgeordnete Gerd Lippold spricht von 25,9 Prozent Anteil Öko-Strom und fordert die Landesregierung auf, höhere Ziele zu setzen.

Doch CDU und SPD sind ohnehin uneins über die Ziele. In ihrem Koalitionsvertrag haben sie zwar festgeschrieben, sich an den Zielen des Bundes zu orientieren: im Jahr 2025 zwischen 40 und 45 Prozent Ökostrom, Ausbau der Windkraft. Ein neues Energie- und Klimaprogramm mit korrekten Zahlen fehlt aber. Staatssekretär Stefan Brangs aus dem SPD-geführten Wirtschaftsministerium sagt, zwei Vorstöße zum Ausbau der erneuerbaren Energien in der Koalition seien missglückt.

Zu den Bundes-Zielen der Energiewende gehört auch, den Stromverbrauch deutlich zu verringern. Doch er ist gestiegen.