Merken

Streit ums Kirchendach

Eigentlich könnte die Trinitatiskirche schon neu gedeckt werden. Doch eine Diskussion mit dem Denkmalschutz bremst.

Teilen
Folgen
© Lutz Weidler

Von Stefan Lehmann

Riesa. Der Dachstuhl ist fast fertig gestrichen, die Holzböden erneuert. Seit Anfang des Jahres wird im Inneren des Turms der Trinitatiskirche gewerkelt, der Korrosionsschutz erneuert, alte Teile ausgetauscht. Mittlerweile seien nur noch Restarbeiten zu erledigen, heißt es aus dem Pfarramt. Eigentlich könnte schon der zweite Teil der Arbeiten beginnen. Doch daraus wird erst einmal nichts. Hintergrund ist die offene Frage, welche Dachdeckung die richtige für die Kirche ist.

Geplant ist seitens der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Riesa ein Dach aus vorpatiniertem Kupfer. Damit würde man sich optisch wieder stärker am ursprünglichen Aussehen orientieren, erklärt Andreas Wolf vom Pfarramt. „Das Schieferdach kam erst 1922 auf die Trinitatiskirche.“ Ursprünglich deckten grüne Biberschwanzziegel den Kirchturm. Dass es nun Kupfer wird, hat praktische Gründe. Weil das Dach des Kirchturms extrem steil und in großer Höhe verläuft, wirken auch gewaltige Kräfte auf die Ziegel. Selbst das Schieferdach hat zuletzt einen hohen Reparaturaufwand verursacht, allein 2016 waren für eine mittlere vierstellige Summe fast 500 Schieferplatten ausgetauscht worden. „Und da kommen noch die Reparaturkosten für die Dächer weiter unten hinzu“, betont Wolf. Denn dort richteten die herunterfallenden Teile weitere Schäden an. Das neue Dach sollte haltbarer werden, deshalb die Kupferplatten.

Doch dieser Vorschlag wird erst noch bei den Denkmalschutzbehörden geprüft. „Die Diskussion um die Neudeckung läuft seit 2016“, erklärt Andreas Christl von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Eine Entscheidung steht noch aus, Christl erklärt aber auch: „Die Kirchgemeinde möchte ein Kupferdach, der Denkmalschutz das originale Matetrial.“ An der Unterstützung der Denkmalschützer hängen nicht zuletzt auch Fördergelder, betont Christl: „Anzumerken ist, dass eine beträchtliche Fördermittelsumme aus dem Bundeskulturmittelprogramm – Denkmalfördermittel des Bundes! – in das Vorhaben fließen sollen.“ Als Alternative zum Kupferdach schlugen die Denkmalschützer grün lasierte Falzziegel vor. Es fand sogar eine Reise nach Görlitz statt, um die Riesaer davon zu überzeugen, dass diese Variante möglich sei. „Aber das Dach der Lutherkirche ist nicht so steil wie unseres“, erklärt Andreas Wolf. Hinzu komme noch, dass sich die Falzziegel wegen der stählernen Dachkonstruktion der Trinitatiskirche nur unter sehr hohem Aufwand anbringen ließen. Auch der Architekt der Kirche vertrete die Meinung, dass die vorgeschlagene Variante technisch mit enormen Schwierigkeiten verbunden und Reparaturen praktisch nicht möglich wären. Dann bliebe immer noch die Frage der laufenden Kosten, wenn wieder Ziegel herunterfallen. „Wir haben außerdem auch eine Sicherungspflicht“, sagt Andreas Wolf. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen. In einem Schreiben vom Juli habe die Behörde um eine weitere Anhörung erbeten. Ohne Einigung wäre die komplette Planung der Kirchgemeinde über den Haufen geworfen. Für die Gemeinde bedeutet die Verzögerung auch steigende Kosten. Denn die Standzeit des Andien-Gerüstes läuft ab.

Egal, wie die Entscheidung ausfällt: Für die Sanierung der Trinitatiskirche bedeutet sie zunächst eine Verzögerung. Ehe die Denkmalschutzbehörde nicht ihre Zusage erteilt hat, kann die Kirchgemeinde das Vorhaben nicht ausschreiben. Voraussichtlich werden die Dacharbeiten erst im Frühjahr beginnen können. „Es ist nicht unrealistisch zu sagen: Solange keine Einigung erreicht worden ist, passiert praktisch erst einmal nichts.“ Das sei besonders schade angesichts des Festjahres 2019, sagt Andreas Wolf. „Zum Tag der Sachsen werden wir dann leider eine eingerüstete Kirche haben, und der Turm wird dann auch noch nicht wieder zugänglich sein.“