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Streit um Supermarkt-Ruine

Der Eigentümer will den Bau im Musikerviertel loswerden, die Stadt möchte ihn sogar kaufen. Trotzdem gibt es ein Problem.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Der Mann hat Qualitäten als Prophet. „Ich habe Angst, dass dieses leere Haus ein Dreckloch wird, mit eingeschlagenen Fenstern und jeder Menge Müll.“ Das sagte ein Gröditzer der SZ über den damals noch geöffneten Edeka-Markt vor seiner Haustür im Musikerviertel. Dreizehn Jahre ist das her – und was 2004 noch eine Befürchtung war, ist längst eingetreten.

Der Markt-Flachbau in der Mitte des Viertels am östlichen Stadtrand ist einer der letzten großen Schandflecken der Stadt: verdreckte Räume hinter eingeschlagenen Fensterscheiben, abblätternde Fassadenfarbe, Schmierereien. Vergleichsweise feinsäuberlich dagegen der Hinweis auf den Eigentümer. In dicken schwarzen Lettern steht der Name Henry Jansen auf einem A4-Zettel an einer Fensterscheibe.

Am Telefon erzählt der Niederländer, dass er mit seinem Bruder und einem weiteren Partner „hobbymäßig“ Immobilienprojekte in Deutschland realisiere. Eigentlich sei er Kripo-Beamter, so der 59-Jährige. In anderen Fällen seien die Geschäfte ganz gut gelaufen. In Oschersleben zum Beispiel sei ein Wohnblock komplett ans Landratsamt vermietet, das dort Asylbewerber einquartiert habe. Auch in Leipzig hätten sie einen Wohnblock gekauft, ein Stück saniert und weiter verkauft. Immobilien, so der Niederländer, seien in Deutschland im Vergleich zu seiner Heimat billig.

Auch der einstige Einkaufsmarkt in Gröditz war offenbar sehr günstig zu haben. Bei einer Auktion ging der vor etwa sechs Jahren in holländische Hände über. Wie viel Geld damals geflossen ist, will Jansen nicht verraten. Was er hingegen sagt: Mit dem Gebäude habe er wenig Glück gehabt. Kaufinteressenten habe es zwar seither gegeben, die seien aber wieder abgesprungen. Mit der Immobilie selbst gebe es aber immer wieder Ärger. Scheiben würden eingeschlagen, es seien sogar schon Leute deshalb festgenommen worden. Aber bei denen gebe es nichts zu holen.

Der Niederländer klagt außerdem über die Stadt, die ihm Bußgelder auferlegt habe, weil er bei Schäden aus Sicht der Stadt nicht schnell genug reagiert habe. Alles in allem habe er schon „viel Geld verloren“, klagt Jansen über sein Gröditzer Projekt.

Ein „hoffnungsloser Fall“

Dabei wolle er der Stadt das Gebäude eigentlich verkaufen, schon länger würden dazu Verhandlungen laufen.

Das bestätigt Stadtchef Jochen Reinicke (parteilos). Er spricht bei dem Gebäude im Musikerviertel unumwunden von einem „Missstand“ – und nennt es einen „hoffnungslosen Fall“. Die Immobilie genüge baulichen Anforderungen für moderne Einkaufsmärkte nicht mehr. Eine Chance, dass daraus wieder ein Laden wird, sieht Reinicke nicht. Der Bürgermeister bestätigt auch, dass die Stadt eingeschritten sei. Aber nur, weil der Eigentümer nichts gemacht habe. „Eigentum verpflichtet“, kommentiert Reinicke.

Dem Stadtchef zufolge gebe es gemeinsam mit der Kommunalen Wohnungsgesellschaft und der Wohnungsgenossenschaft Überlegungen, eine Art Parkanlage auf dem Gelände neben der Oberschule zu entwickeln. Das Ganze soll perspektivisch mit Fördergeld aus dem Stadtumbau Ost in die Tat umgesetzt werden.

Doch dazu müssten die Stadt und der Eigentümer aus den Niederlanden sich über einen Kaufpreis einigen. Bisher sei die holländische Seite nicht auf die Offerte der Stadt eingegangen, so Reinicke. Über die Summe schweigt der Bürgermeister, spricht aber von einem „guten Angebot“. Eigentümer Henry Jansen seinerseits meint, er habe der Stadt Anfang 2016 einen „sehr schönen Preis“ angeboten, nur sei die nicht darauf eingegangen.

Eine Patt-Situation also, die zur Folge haben dürfte, dass sich am jetzigen Zustand des Hauses wenig ändert. Der leere Markt, er bleibt wohl ein „Dreckloch“.