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Straßenmusiker immer noch zu laut

Seit rund einem Jahr gelten die neuen Regeln für die Musiker auf öffentlichen Plätzen. Was läuft gut und wo gibt es noch Probleme?

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© Sven Ellger

Von Julia Vollmer

Zu einem lauen Sommerabend gehört für viele Dresdner Straßenmusik dazu. Ob Klaviersonaten auf dem Neumarkt oder Gitarren-Solo auf der Prager Straße. Doch immer wieder gibt es auch Ärger.

Wie ist die Situation auf der Straße?

Immer noch hagelt es Beschwerden von Anwohnern und Händlern über die Straßenmusiker. Besonders über die Lautstärke. „Absolut laut und nervig“ seien die Bands unter seinem Fenster, erzählt Peter Windhagen, Chef des Hyperion Hotels auf der Schlossstraße. „Jeder darf machen, was er will, bis zu zwölfmal am Tag spielt eine Band vor unserem Haus.“ Gäste beschweren sich, seine Geschäftskunden könnten sich bei den Meetings kaum noch konzentrieren. „Die Lautstärke gleicht oft einem Schlagzeug-Solo in Wacken“, so Windhagen und meint damit das Heavy-Metal-Festival. Auch auf der Prager Straße gibt es nach wie vor Probleme. Bernd Junkersdorf hat seine Praxis dort. Jeden Tag spielen Straßenmusiker vor den Türen. Doch an die Regeln, die der Stadtrat im vergangenen Jahr dafür beschlossen hat, halten sich dabei viele Künstler nicht. „Viele spielen wo sie wollen, wann sie wollen, so lange sie wollen und nicht zuletzt so laut sie wollen“, beschwert sich der Mediziner.

Wie viele Straßenmusiker erwischte das Ordnungsamt?

Allein in diesem Jahr stellten die Ordnungshüter schon 142 Musiker fest, die sich nicht an die Regeln hielten. Mit Abstand die meisten Einsätze gab es dabei auf der Prager Straße. Rund 60 Verstöße zählten die Kontrolleure auf der Magistrale zwischen Dr. Külz-Ring und Hauptbahnhof. Danach folgen der Altmarkt und der Schlossplatz. Die drei Orte dürften aber auch die beliebtesten unter den Standorten sein, da dort die meisten Touristen und Dresdner flanieren. Es gab 86 Verwarnungen und fünf Platzverweise.

Was sagen die Dresdner?

Viele Dresdner erfreuen sich an der Musik, andere sehnen sich nach mehr Ruhe. Es gibt eine Petition, die ein Verbot von Lautsprechern und Verstärkern fordert. „Nicht immer wird die vorgegebene Spieldauer von den Künstlern eingehalten, was in Verbindung mit Elektronik zu einer erhöhten Lärmbelastung für die unmittelbaren Anwohner führt“, steht darin.

Wie lauten die aktuellen Regeln?

Seit 14. Juli 2017 gelten die neuen Regeln für die Straßenmusiker. Sie wurden nach langem Ringen und vielen Beschwerden von Anwohnern und Händlern eingeführt. Die Musiker können ganztags von 9.30 bis 22 Uhr in der Innenstadt auftreten. Einzelne Bereiche wie das Georgentor sind davon allerdings ausgenommen.

Die Künstler dürfen immer nur eine halbe Stunde an einem Ort auftreten und dort jeweils nur einmal am Tag. An bestimmten Plätzen nur spezielle Instrumente zuzulassen und eine Mittagspause einzulegen, wie es die Verwaltung vorgeschlagen hat, lehnte der Stadtrat ab. Künstler müssen sich vorab für Plätze anmelden. Das können sie per App über den Computer oder das Smartphone tun.

Will die Stadt bei den Regeln nachbessern?

Die Verwaltung schließt das nicht aus. Grundsätzlich habe sich die neue Satzung Straßenkunst aber bewährt, so Diana Petters aus dem Presseamt. Im Einzelfall könne jedoch über Nachbesserungen an den Regelungen der Satzung diskutiert werden – besonders über eine Beschränkung für die Lautstärke und für elektronische Verstärker. Die Verwaltung will mit dem Fachausschuss die Saison auswerten. „Dabei werden wir über die Beschwerden informieren, die sich wiederholt gegen die Lautstärke musikalischer Darbietungen richteten“, so Petters. Damit habe der Stadtrat dann eine neue Entscheidungsgrundlage.

Wollen die Politiker auch nachbessern?

Gesprächsbereit zeigt sich die SPD. „Wir haben mit dem Stadtratsbeschluss den Oberbürgermeister bewusst dazu aufgefordert, die Neuregelung nach sechs bis zwölf Monaten zu evaluieren. Die Frage nach der Notwendigkeit eines Verbots von Lautsprechern oder Verstärkern gehört da natürlich dazu“, so Fraktionschefin Dana Frohwieser. Die CDU-Fraktion verweist auf Anfrage auf die Urlaubszeit, signalisiert aber Bereitschaft für eine Veränderung an der Satzung, falls es nötig wird. FDP-Fraktionschef Holger Zastrow sieht nicht in der Lautstärke, sondern in der Arbeit der Verwaltung das Problem. „Anstatt Knöllchen bei der Schlössernacht zu verteilen, sollte das Ordnungsamt sich endlich um die Brennpunkte kümmern.“ Ein Herumdoktern an der aktuellen Lösung halte er für wenig sinnvoll. „Wir bleiben dabei, dass es wichtig ist, Straßenkunst zu haben.“