Merken

Stollenmädchen ist Radebeulerin

Lina Trepte repräsentiert jetzt den Dresdner Christstollen. In der Radebeuler Bäckerei ihrer Eltern ist man mächtig stolz.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Die Fotografen haben sich postiert, die Fernsehkamera läuft und 40 Bäcker stehen Spalier auf den Stufen vorm Lustschlösschen Belvedere. Der große Auftritt von Lina Trepte ist gekommen. Im traditionellen blauen Kleid mit weißer Schürze und die Haare zum schrägen Zopf geflochten schreitet sie die Treppe hinunter. Alle Blicke sind auf die 18-Jährige gerichtet, die jetzt für ein Jahr den Dresdner Christstollen repräsentieren wird.

Während sonst das Dresdner Terrassenufer oder die Semperoper als Kulisse für die Vorstellung des neuen Stollenmädchens dient, bricht das Blitzlichtgewitter dieses Jahr auf dem Gelände von Schloss Wackerbarth aus. Denn zum ersten Mal überhaupt kommt das Dresdner Stollenmädchen aus Radebeul. Ein Fehler liegt da aber nicht vor. Das Schutzgebiet des Dresdner Stollens reicht von Pirna bis Ottendorf-Okrilla, von Radeberg bis Radeburg, von Dresden über Freital bis hinein ins Elbland mit Moritzburg, Weinböhla und eben Radebeul. Auch in der Feinbäckerei Trepte, dem Geschäft von Linas Eltern auf der Winzerstraße 1, wird der echte Dresdner Christtollen, der das Siegel tragen darf, gebacken.

Dort steht Lina selbst als Azubi hinter der Auslage. Sie wird Bäckereifachverkäuferin, lernt jetzt im dritten Lehrjahr. Mutter Katrin Trepte bildet sie aus. Eine Sonderbehandlung gibt es für sie deshalb nicht, sagt Lina. „Ich werde trotzdem streng begutachtet.“ Mit ihrer Berufswahl sei sie aber sehr glücklich. Dass der Wecker für Bäckereiverkäuferinnen besonders zeitig klingelt, macht ihr auch nichts aus. „Ich stehe gerne früh auf und bin wirklich mit Leib und Seele dabei“, sagt Lina.

Worte, die auch der stolze Papa und Bäckermeister Heiko Trepte gerne hört. Er weiß, dass der Beruf mit seinen langen Arbeitszeiten und allem Drumherum heute bei vielen jungen Leuten nicht unbedingt begehrt ist. Umso fröhlicher stimmt es ihn, dass auch seine andere Tochter die Branche gewählt hat und eine Ausbildung zur Konditorin in Bayern macht. Vielleicht übernehmen ja beide Schwestern irgendwann den Familienbetrieb, der zweimal vom Magazin „Der Feinschmecker“ zu einer der besten Bäckereien Deutschlands gekürt wurde.

Den Stollen, den seine jüngere Tochter bei ihrer Kür zum Stollenmädchen anschneiden durfte, hat Heiko Trepte schon vor mehreren Wochen gebacken, weil er richtig gut durchgezogen noch besser schmeckt. Aber auch fürs Geschäft läuft die Produktion jetzt auf Hochtouren. „In Radebeul muss man spätestens zum Herbst- und Weinfest Stollen anbieten können“, sagt der Bäcker. Denn dann kämen viele ehemalige Radebeuler, um sich mit dem Weihnachtsgebäck einzudecken.

Rund 120 Bäckereien und Konditoreien dürfen den geschützten Dresdner Christstollen backen. Die Preise für das Traditionsgebäck werden in diesem Jahr wieder tendenziell leicht steigen, sagt René Krause, der Vorstandsvorsitzende des Schutzverbandes Dresdner Stollen e. V. Um die 15 bis 16 Euro kostet das Kilo Stollen in der Regel. Die Preiserhöhung liege hauptsächlich an den gestiegenen Löhnen in der Branche. Und auch an den Preisen für die Zutaten. In diesem Jahr sei das Mehl wegen der langen Trockenheit und der schlechten Getreideernte teurer. An der Qualität des Traditionsgebäcks soll aber nicht gerüttelt werden „Wir machen lieber einen sehr guten Stollen 50 Cent teurer, als einen schlechten einen Euro billiger“, sagt Krause.

Für Stollenmädchen Lina Trepte beginnt jetzt eine aufregende Zeit mit einem vollen Terminkalender. Am 2. November wird die Stollensaison offiziell im Großen Garten in Dresden eröffnet. Danach folgen Termine wie die öffentliche Stollenprüfung in der Altmarkt-Galerie und der Zusammenbau des Riesenstollens für das 25. Dresdner Stollenfest, das am 8. Dezember gefeiert wird.