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Störche trotzen Hitze

Ein Spitzenjahr wird es nicht. Aber die Ausfälle in den Nestern sind geringer, als das Wetter befürchten ließ.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Landkreis Meißen. Die drei Jungevögel – gut zu erkennen an ihren dunklen Schnäbeln und Beinen – halten Ausschau nach ihren Eltern. Die meisten Wiesen um die Nester in der Moritzburger Kleinkuppenlandschaft sind schon seit Wochen gelb. Die Sonne hat das Gras ausgetrocknet und verbrannt. Regenwürmer oder anderes kleines Getier, das auf dem Speiseplan der Störche steht und Feuchtigkeit mag, ist hier nicht mehr zu finden. Schafft es Adebar trotzdem, seinen Nachwuchs satt zu bekommen?

Nicht überlebt hat es dieser Jungsstorch vom Lommatzscher Horst. Zwar versuchte die Störchin, vier Junge vor dem Hagel-Unwetter am 1. Juni unter ihrem Gefieder zu schützen, doch dieser kam darunter hervor und stürzte aus dem Horst.
Nicht überlebt hat es dieser Jungsstorch vom Lommatzscher Horst. Zwar versuchte die Störchin, vier Junge vor dem Hagel-Unwetter am 1. Juni unter ihrem Gefieder zu schützen, doch dieser kam darunter hervor und stürzte aus dem Horst. © Sebastian Weisz

Diese Frage stellen sich auch die ehrenamtlichen Storchenbetreuer. Denn nach dem sehr guten Ergebnis des Vorjahres hoffen sie natürlich, dass nun nicht gleich wieder ein Jahrgang mit großen Ausfällen folgt. Immerhin hatten im Spätsommer 18 junge Störche die sieben besetzten Nester rund um Radeburg verlassen. Das waren genauso viele wie 2012 – allerdings hatten die großen Vögel da in einem Horst mehr gebrütet. Nur im Rekordjahr 2008 hatte es mit 20 Tieren noch mehr erfolgreiche Aufzuchten gegeben. Zwei weitere Jungstörche am Fasanenschlösschen in Moritzburg hatten 2017 schließlich das gute Ergebnis komplettiert.

Im Jahr 2013 waren dagegen nur ganze zwei Jungstörche durchgekommen. Zum Verhängnis war den anderen vor allem kaltes und nasses Wetter kurz nach dem Schlüpfen geworden. „Das blieb uns in diesem Jahr zum Glück erspart. Und auch mit Stürmen gab es kein Problem“, sagt Dieter Opitz, der aktuell die Beobachtung der Tiere von seinem erkrankten Bruder Günter übernommen hat. Beide sind langjährige aktive Mitglieder der Nabu-Fachgruppe Ornithologie Großdittmannsdorf.

Ausgerechnet in diesem Radeburger Ortsteil blieb das Nest am Kindergarten auch in diesem Jahr leer. Den letzten ausgeflogenen Nachwuchs hat es dort 2012 gegeben. Auch in Radeburg gibt es keine Jungtiere, so Dieter Opitz. Dafür aber auf dem Gelände der Johne & Lorenz GbR in Volkersdorf. Derzeit sind damit sieben Nester besetzt.

„Aktuell gibt es in diesen im Durchschnitt zwei Jungvögel“, ergänzt der ehrenamtliche Naturschützer. „Die zwei in Bärwalde und der eine in Bärnsdorf sind bereits flügge.“ Auch auf dem Nest in Marsdorf hat Dieter Opitz zwei große kräftige Jungtiere beobachtet. Ebenfalls je zwei Tiere gibt es in Volkersdorf beim Agrarbetrieb und auf dem Gelände der Siedler am Waldteich. Spitzenreiter sind in diesem Jahr die Paare in Berbisdorf und Ottendorf-Okrilla. „Sie haben jeweils drei kleine Störche aufgepäppelt. „Einen Vierten, wohl den Schwächsten, haben die Ottendorfer allerdings aus dem Nest geworfen.“ Das sei nicht unüblich, wenn die Altvögel merken, dass das Futter nicht für alle reicht.

Auch am Waldteich haben Bewohner der Siedlung solch eine Reaktion beobachtet. „Die Störche hatten hier vier Eier ausgebrütet“, erzählt Irene Hoffmann. Ein Tier habe dann schon tot unter dem Nest gelegen, als es noch ganz klein war.“ Einen zweiten Jungstorch hätten die Eltern dann noch vor Kurzem geopfert, um die anderen beiden groß zu bekommen.

Die Trockenheit und Hitze ist also nicht ganz ohne Folgen für die großen Tiere geblieben. Allerdings sind diese nicht so schlimm, wie befürchtet. „Denn die 15 Jungvögel, die es jetzt noch gibt, werden es wohl alle schaffen“, ist Dieter Opitz optimistisch. Durch die zeitigere Wiesenmahd und Getreideernte sind die Störche offenbar leichter an eine wichtige Nahrungsquelle herangekommen – die Mäuse. „Und kleine Heupferde gab es auch reichlich.“

Im Altkreis Meißen gibt es mit aktuell zehn Jungstörchen übrigens genauso viele wie im vergangenen Jahr. Damit kommen dort auf vier Paare sogar jeweils 2,5 Junge.