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„Stille Wasser“ sind grün

Einer der beiden Albertplatz-Brunnen leuchtet seit Dienstag giftgrün. Inzwischen hat die Stadt ein Gegenmittel hineingekippt.

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© LH Dresden

Von Sandro Rahrisch

Schaumschläger haben sich an den beiden Albertplatz-Brunen schon oft vergriffen. Sie kippten Spülmittel ins Wasser. In wenigen Minuten türmten sich die Schaumberge meterhoch. Wind trug Fetzen bis auf die Kreuzung. Die Reinigung war jedes Mal eine teure Angelegenheit. Nun haben Unbekannte das Wasser wieder verschmutzt, diesmal allerdings nicht mit Fit.

Seit Dienstag leuchtete das Wasser im Brunnen „Stilles Wasser“ giftgrün. „Wir vermuten, dass es sich nicht um Lebensmittelfarbe, sondern um ein in Apotheken erhältliches Pulver handelt“, teilte das Amt für Stadtgrün mit. Diese Substanz soll bei Zugabe ins Wasser einen grünlichen Effekt hervorrufen. Verstärkt wurde dieser durch die Unterwasserscheinwerfer. Tatsächlich könnte es sich um Uranin handeln, ein wasserlösliches Natriumsalz des Fluoresceins. Der Farbstoff ist auch in Internetshops erhältlich und besitzt ein enormes Färbevermögen. Es wird unter anderem von gestrandeten Schiffscrews eingesetzt, um auf hoher See auf sich aufmerksam zu machen. Uranin gilt trotz seiner giftgrünen Farbe als unbedenklich, wenn man mit dem gefärbten Wasser in Kontakt gekommen ist. Das Baden in Dresdner Brunnenbecken ist wegen hoher Verletzungsgefahr aber ohnehin verboten.

Man versuche, die Sachbeschädigung, wie es die Stadt nennt, so schnell wie möglich zu beheben, hieß es am Mittwoch. Ein anderes Pulver sollte das Salz neutralisieren. Zunächst konnte die Stadt nicht ausschließen, dass der Brunnen komplett trockengelegt werden muss. Bereits am Dienstagnachmittag ließ die grüne Färbung jedoch nach, weshalb sich die Reinigungskosten im Rahmen halten dürften. Pro Schaumbad musste die Stadt in den vergangenen Jahren zwischen 400 und 500 Euro ausgeben. 2016 war der Nachbar-Brunnen „Stürmische Wogen“ unbekannten Tätern zum Opfer gefallen.

Die Zwillingsbrunnen sind von 1883 bis 1894 von dem Bildhauer Robert Diez geschaffen worden. Vorausgegangen war ein Künstler-Wettbewerb, den die Stadt ausgerufen hatte. Den Zweiten Weltkrieg überstanden die Anlagen im Großen und Ganzen unbeschadet. Allerdings wurde eine Brunnenplastik nach Kriegsende abgetragen und durch ein Sowjetehrenmal ersetzt. Nach der Wende wurden die Brunnen restauriert.